"Die Kunden sollten aufschreien"

GEROLSTEIN. Wie kommt man am Gerolsteiner Bahnhof an eine Fahrkarte? Abends und am Wochenende ist der Schalter geschlossen. Es bleibt der Automat. Doch der ist für viele ein Problem - mit dem Gerät findet sich mancher nicht zurecht, anderen fehlt das Kleingeld.

"Die Bevölkerung sollte aufschreien", fordert Dörte Schlieper aus Daun. Sie hatte ihre Freundin, eine Deutsch-Amerikanerin, samstags zum Gerolsteiner Bahnhof gebracht. Schock vor Ort: Der Fahrkartenschalter war geschlossen. Die Freundin wollte mit dem Regionalexpress um neun Uhr nach Hagen. Ein schwieriges Unterfangen, wenn man keine Fahrkarte im voraus gekauft hat, der Schalter geschlossen ist und nur noch der Automat bleibt. Die unerfahrenen Bahnfahrerinnen sind ratlos, denn: "Hagen war im Verzeichnis des Automaten nicht zu finden." Mit Hilfe anderer Fahrgäste hätten sie dann ein Wochenend-Ticket nach Wuppertal gelöst, weil dies der am nächsten zu Hagen gelegene Zielort gewesen sei. "Und so was passiert einem am Fremdenverkehrsort Gerolstein, wo angeblich Tourismus groß geschrieben wird. Eine Blamage gegenüber meiner deutsch-amerikanischen Freundin", ärgert sich die 68-jährige Daunerin. Ihre Kritik an der Bahn AG geht noch weiter: "Die Bahn verlässt sich auf die Solidarität der Fahrgäste. Das kann doch nicht sein. Der Service wird immer schlechter". Manche Geldscheine habe der Automat wieder ausgespuckt, einige Kunden hätten in der Aufregung Karten falsch gezogen, beschreibt Schlieper die Folgen des schlechten Services. Der Zug habe sogar in Gerolstein warten müssen, bis alle Fahrgäste ihre Karten am Automaten gezogen hatten. Fazit: etliche verärgerte Bahnkunden und einige Minuten Verspätung. Cornelia Rauchenberger, Bahnsprecherin in der Zentrale Frankfurt, bleibt angesichts dieser Beschreibung gelassen: "Dass der Zug gewartet hat, kann man uns doch wohl nicht vorwerfen." Außerdem sei Hagen als Ziel sehr wohl im Automaten zu finden. Einsteigen ohne Fahrkarte, um dann beim Zugbegleiter nachzulösen, sei allerdings auch keine Lösung. Rauchenberger erklärt: "In Regionalzügen ist oft kein Personal da. Wäre es ein Intercity gewesen, hätte man eine Karte im Zug bekommen können." Der Gerolsteiner Bahnschalter ist montags bis freitags von 8.35 Uhr bis 17 Uhr geöffnet, unterbrochen von einer Stunde Mittagspause. In Jünkerath sieht es völlig anders aus. Dort sind seit einem Jahr die Fahrkartenausgabe und Auskunft geschlossen. Laut Rauchenberger brauchen das die Gerolsteiner aber nicht zu fürchten: "An eine Schließung ist nicht gedacht. Die jetzigen Öffnungszeiten bleiben, und somit ist am Wochenende der Schalter zu". Wegen Vandalismus ist abends ab 20 Uhr auch die Schalter- und Wartehalle geschlossen. Ein Funke Service bleibt: Mitarbeiter hängen Schilder auf - mit den Service-Telefon-Nummern für den kostenpflichtigen Reiseservice (11861) und die kostenlose Fahrplanauskunft (0800/1507090). Was brennt Ihnen auf den Nägeln? Mailen Sie uns an thema@volksfreund.de Wir bringen's voran.

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