Die Kyll - in römischer Zeit ein wichtiger Transportweg

In der Römerzeit fuhren Schiffe auf der Kyll. Mit ihnen wurden Lasten von der Eifel nach Trier transportiert. Dies besorgten die wahrscheinlich ersten - und vermutlich auch einzigen - Flussschiffer im Vulkaneifelkreis.

 Die Kyll bei Gerolstein – früher Ausgangspunkt für Bootsfahrten nach Trier. TV-Foto: Archiv/Gabi Vogelsberg

Die Kyll bei Gerolstein – früher Ausgangspunkt für Bootsfahrten nach Trier. TV-Foto: Archiv/Gabi Vogelsberg

Gerolstein/Daun. Der römische Dichter und Staatsbeamte Decimus Magnus Ausonius hielt sich von 367 bis 377 nach Christus in Trier auf. Bekannt wurde er vor allem durch sein Gedicht "Mosella". Darin wird nicht nur die Mosel beschrieben, erwähnt werden auch einige ihrer Nebenflüsse wie die Kyll, die Ausonius Gelbis nennt.

Der Dichter hatte sicherlich auch Kenntnis darüber, dass auf diesem Flüsschen Produkte, die in der Eifel entlang der Kyll gewonnen oder erzeugt wurden, einfach und schnell auf dem Wasserweg nach Trier transportiert wurden.

Dies besorgten die wahrscheinlich ersten und einzigen Flussschiffer im Kreis.

Damals beförderten sie Steine, unter anderem Rohstoffe, Ziegel (zum Beispiel aus dem Brennofen in Mürlenbach), Holz (auch mittels Treibgut-Flößerei), landwirtschaftliche Produkte aus den zahlreichen Villen und vieles mehr in die zeitweilige Kaiserstadt. Es ist stark anzunehmen, dass dies auch auf die Lieser zutraf, bei Ausonius Lesura genannt.

Es ist längst nachgewiesen, dass die Kyll zur römischen Zeit (etwa erstes bis fünftes Jahrhundert nach Christus) eine wichtige Verkehrs- und Transportmöglichkeit zur Mosel darstellte. Der Historiker Peter Henrich schreibt dazu in seiner Abhandlung "Die römische Besiedlung in der westlichen Vulkaneifel" (Trie rer Zeitschrift, Beiheft 30, 2006): "Bei den Grabdenkmälern und Grabsteinen ist in Kombination mit reich ausgestatteten oder großen Villen eine perlenschnurartige Aneinanderreihung entlang der Kyll festzustellen, die einen Hinweis darauf liefert, dass dieser Fluss ein wichtiger Handelsweg nach Trier war." Solche Villen waren beispielsweise "Auf dem Hofacker" in Gerolstein, Villa Sarabodis genannt, "Walsweiler" in Pelm und "In der Vollmühle/Am Klustert" in Gerolstein-Lissingen.

Grundsätzlich war es möglich, die Boote auf einem Lein- oder Treidelpfad vorwärts zu ziehen oder durch Staken zu bewegen. Man wird auf jeden Fall, insbesondere für den Transport schwerer Lasten, breite Kähne mit sehr geringem Tiefgang benutzt haben.

Wahrscheinlich kamen auch Holzflöße als Einwegtransporter zum Einsatz. Das Verfahren, Holzstämme aus den Wäldern über zeit- und abschnittsweise angestaute Bäche zu den großen Flüssen zu schaffen, wurde noch bis in die Neuzeit auch in anderen Gegenden Deutschlands und bei wesentlich kleineren Gewässern als der Kyll angewandt.

Der Lauf der Kyll wurde seit der römischen Zeit, auch wegen des Eisenbahnbaus, an vielen Stellen verändert.

Statt Lastkähne befahren heutzutage Wildwassersportler mit ihren Kunststoff- oder Faltbooten den Fluss. Sollten diese die insgesamt 142 Kilometer von den drei Quellen nahe der belgischen Grenze bis zur Mündung in die Mosel bei Trier-Ehrang bewältigen wollen, stünden ihnen 22 Wehre und Stauhaltungen im Weg.

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