Die Liebe und den Kölner Dom in Stein gebrannt

DAUN-STEINBORN. Martina Meyer ist Baukeramikerin. Sie bannt Lebensgeschichten in tönerne Reliefs, schmückt Wände mit Keramiken oder gipst schwangere Bäuche für Plastiken ein. Während ihrer Ausbildung hat sie mit dem berühmten Künstler Friedensreich Hundertwasser zusammengearbeitet.

"Die Palette scheint schier grenzenlos", meint die 42-jährige Baukeramikerin. Ebenso grenzenlos scheint ihre Kreativität. "Nein, ich bin nicht dauernd mit dem Notizblock unterwegs. Meine Ideen habe ich im Kopf gespeichert", verrät sie lachend. Sie hat das Handwerk von der Pike auf gelernt. In der Lehrwerkstatt in Bad Ems war während ihrer Ausbildungszeit von 1980 bis 1983 auch oft der weltberühmte Künstler Friedensreich Hundertwasser. Für bekannte Bauten des gebürtigen Wiener Künstlers und Architekten (1928-2000) hat Meyer mit an Säulen und Kuppeln gearbeitet, die in Bad Ems gefertigt wurden. Meyer erinnert sich: "Vom äußeren Erscheinungsbild war Hundertwasser schon damals ein flippiger Typ, aber voller Inspirationen." An Impulsen für ihre Arbeiten mangelt es der gebürtigen Kölnerin auch nicht. "Der Liebe wegen" sei sie in der Eifel. Am Steinborner Drees lernte sie Ehemann Christoph kennen. Ihre Liebes- und Lebensgeschichte hat Meyer in Keramik festgehalten. Zehn Relief-Tafeln, zehn Abschnitte. Angefangen bei den Herkunftsfamilien über die Geburt der zwei Söhne bis hin zur Zukunft als Beobachter der Enkelkinder. Die Künstlerin hat viele Details aufgegriffen: "Hier der Kölner Dom und meine Eltern mit zwei Kindern, da Christophs Eltern mit fünf Kindern und der Neunkirchener Kirche. Da der Drees mit Christophs Mofa beim Kennenlernen." Meyer fertigt häufig nach Fotovorlagen für Jubiläen oder Familienfeste besondere Arbeiten. Mal der Dronke-Turm als Heimatsymbol und mal der abgerissene Bauernhof als ehemaliges Elternhaus. Fürs anstehende Jubiläum des Neunkirchener Sportvereins hat sie als Ehrung für die Gründungsmitglieder Skulpturen kreiert. Für Exponate, die draußen aufgestellt, aufgebaut oder angebracht werden, setzt die Baukeramikerin auf einen besonderen Brennvorgang. Danach sind die Arbeiten frostsicher. Paradebeispiele sind neben den bunten Säulen und Skulpturen im Garten die Wandreliefs am Wohnhaus. Schon die Sockelkeramiken fallen auf und erst recht die Sonnenblumen. Meyer erklärt: "Damit später alles passt, muss schon beim Modellieren daran gedacht werden, dass beim Brennen alles um fünf Prozent schrumpft." Neben vielen "netten Kleinigkeiten" wagt Meyer sich auch an religiöse Motive, Grab- und Wandkreuze oder Urnen. Fürs Grab ihrer Mutter hat sie ein besonders schönes Kreuz modelliert. Leben und Tod sind auch in Meyers Werkstatt ganz nah beieinander. Ihre jüngste Arbeit ist der Gips-Abdruck des schwangeren Bauches und der Brüste einer Bekannten. Die Lage des Kindes ist deutlich zu erkennen. Meyer erklärt: "Das haben wir eine Woche vor der Geburt gemacht. Was daraus wird, ist noch nicht klar, ob Wandplastik oder Lampenschirm, alles ist möglich." Vor sechs Jahren hat sie ihre Werkstatt im Souterrain des Wohnhauses eröffnet. Für die Landfrauen gibt sie häufig Kurse, aber auch für Workshops bei Projekttagen an Schulen steht sie parat. Vor ihrer Selbstständigkeit hat sie einige Jahre als Arbeitserzieherin in den Westeifel-Werken gearbeitet.

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