Die Revolution entlässt ihre Rinder

DREIS-BRÜCK. Im Stall von Bauer Werner Wirtz arbeitet seit Oktober 2005 schon die Technik der Zukunft. Das Landwirtschaftliche Casino Daun und der Verein landwirtschaftlicher Fachabsolventen (VLF) boten auf dem Wiesenhof gemeinsam mit dem Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum (DLR) Eifel eine Informations- und Weiterbildungsveranstaltung zum Thema "Automatisches Melken" an.

Rund 60 Besucher waren der Einladung des Landwirtschaftlichen Casino Daun, dem VLF Eifel und dem DLR Eifel gefolgt, um sich auf dem Wiesenhof von Bauer Werner Wirtz über eine Technik zu informieren, die zukunftsweisend ist, aber auch bei vielen Bauern noch Skepsis hervorruft. Die Niederlande waren 1992 Vorreiter in Sachen Roboter im Melkstall. Im Jahr 2000 wurden die ersten Melkroboter in der Eifel installiert und von manchen Bauern wieder schnell abgeschafft, da es Schwierigkeiten beim Melken gab. Die sind jetzt nach Meinung von Alfred Lorenz vom Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum (DLR) Eifel ausgeräumt.Bedenken lassen sich schnell zerstreuen

"Wir sind inzwischen so weit, dass der Melkroboter ausgereift ist. Die bisher erheblichen Bedenken gegen den Einsatz von Melkrobotern kann man schnell zerstreuen." Weltweit sind momentan rund 5000 Anlagen in Betrieb, bundesweit sind es bisher 450. In Deutschland überwiegt im Gegensatz zu Ländern wie Holland, Belgien, Dänemark oder Finnland noch die Skepsis gegenüber der neuen Technik. "Diese Zurückhaltung bei uns hat zwar nachgelassen, aber wir sind in Deutschland noch weit hintendran. Wer jedoch heute erfolgreich weiter Milch produzieren will, muss die Produktivität erhöhen, denn die niedrigen Milchpreise zwingen jeden Landwirt dazu", sagt Jochen Döhring, Vertriebsleiter der holländischen Firma Lely, die mit ihrem Melkroboter "Astronaut" erfolgreich am Markt agiert und die Informations- und Weiterbildungsveranstaltung in Dreis-Brück mit veranstaltete. Mehr Zeit für die Familie und den Hof, mehr Milchertrag und mehr Gesundheit in der Herde versprechen die Hersteller der Maschinen. Landwirt Werner Wirtz, der eine Herde von 70 Milchkühen hat, stand im vergangenen Jahr vor der Entscheidung zwischen einer konventionellen neuen Melkanlage oder einem Melkroboter. Er entschied sich für den rund 140 000 Euro teuren Roboter und hat dies nicht bereut. "Alles ist heute viel einfacher, die Flexibilität der Arbeit ist bei mir erheblich gestiegen, die Zellzahlen bei der Milch sind gesunken und was das Wichtigste für mich ist: Ich kann morgens im Gegensatz zu früher mit meinen Kindern zu- sammen frühstücken. Das möchte ich nicht mehr missen." Zur Steigerung der Milchleistung kann Wirtz noch nichts sagen, aber den Aspekt der Zeitersparnis betont er schon. "Jetzt habe ich auch viel mehr Zeit, die Tiere zu beobachten und mir ein Gesamtbild von der Herde zu machen." Die "Revolution in der Melktechnik" hat mit einem Grundpreis von 120 000 Euro (es gibt auch viele Extras) ihren Preis, und der schreckt doch noch manchen Landwirt ab, der dann lieber zur herkömmlichen Melkanlage für die Hälfte des Roboterpreises greift. Die Betriebskosten liegen beim Melkroboter mit zwei Cent pro Kilo Milch etwas höher, die Melkleistung muss je Kuh um 500 bis 800 Kilogramm je nach Bestand jährlich gesteigert werden, um die Kosten aufzufangen. Dass der Melkroboter nicht in jeden Betrieb passt, erwähnte auch Alfred Lorenz. "Die Familiensituation, das Gebäude und die Größe des Bestandes spielen eine Rolle, und man sollte sich mit dem Computer auskennen, denn die Managementaufgaben werden größer". Zwei Drittel der Käufer greifen wegen der Entlastung und Flexibilisierung der Arbeitszeit zum Roboter. Die Automatisierung in den Familienbetrieben wird sich nach Meinung von Alfred Lorenz weiter fortsetzen, was auch die Robotertechnik beim Melken einschließt. "Entscheiden Sie sich für Arbeitsmethoden der Vergangenheit oder für die Zukunft als Manager Ihrer Herde", appellierte Jochen Döhring werbewirksam an die Landwirte und ihre Familien.

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