Menschen Die Rückkehrerin und ihr Traumjob

Daun · Stefanie Häb ist nach Studium und Weggang wieder bewusst in die Eifel gezogen. Als junge Akademikerin ist sie bei der heimischen Wirtschaft heiß begehrt – selbst mit einem Fach wie Komparatistik.

 Rückkehrerin: Ist wieder in der Vulkaneifel und nun beim Eifelbildverlag in Daun beschäftigt: Stefanie Häb.

Rückkehrerin: Ist wieder in der Vulkaneifel und nun beim Eifelbildverlag in Daun beschäftigt: Stefanie Häb.

Foto: TV/Sven Nieder

Sven Nieder nennt seine neue Mitarbeiterin im Kraterleuchten-Verlag einen Glücksfall: Die aus einem kleinen Dorf in der Verbandsgemeinde  Daun stammende Literaturwissenschaftlerin ist viel mehr als eine Lektorin im Hintergrund, sondern auch das Gesicht des Verlags für Autoren und Autorinnen sowie den  Buchhandel.

Stefanie Häb gehört seit Mitte August zum Team. Ihr Abitur machte sie 2009 in Daun und wollte danach nur eines: „Nichts wie weg!“ erinnert sie sich. „Die Eifel erschien mir zu klein für alles.“

Gesagt, getan. Sie studierte in Germersheim Englisch und Französisch, wagte einen Abstecher nach Paris an die renommierte Sorbonne und machte ihren Master-Abschluss in vergleichender Literaturwissenschaft an der Uni Mainz über Erzählmethoden in Comics und Romanen.

„Ich habe schon als Kind viel gelesen, darum war es für mich logisch, nach dem Studium ins Verlagswesen zu gehen.“ Und nicht irgendein Verlag sollte es sein, sondern einer mit einem besonders guten Programm. „Bücher waren für mich immer mehr als nur Text und Buchstaben, vielmehr ein einzigartiges materielles Medium“, begründet sie ihre bibliophile Prägung für Editionen, die neben guten Texten auch eine charaktervolle Haptik und niveauvolles Design bieten. Sie fand ihren idealen Ort in Zürich beim kleinen, unabhängigen Dörlemann Verlag, der Gegenwartsliteratur und moderne Klassiker in besonderer Aufmachung herausgibt.

Dann geschah etwas, mit dem sie nicht gerechnet hatte: Es schlich sich so etwas wie Heimweh nach der Sprache und Landschaft der Eifel ein. „Aber ich dachte mir: Wie soll ich mit meiner beruflichen Qualifikation in der Eifel eine Arbeit finden? Es schien aussichtslos.“

Sie war bereit, auch nach Köln und so wenigstens in die Nähe ihrer Heimat zu ziehen. Und dann las sie, dass der Regionalia-Verlag vom Dauner Eifelbildverlag übernommen wurde und nun beide im neuen Kraterleuchten-Verlag unter einem Dach existieren. „Ich habe sofort eine Initiativbewerbung geschrieben“, erzählt die 28-Jährige und ist glücklich, nach neun Jahren Großstadtleben wieder in Daun zu sein.

„Manchmal nervt es, dass jeder jeden kennt, aber die Herzlichkeit und Verbundenheit der Menschen hier ist groß. Es ist schön vertraut, wenn ich auf Eifeler Platt gefragt werde ‚wem bes dou dann‘, also ‚aus welcher Familie kommst du‘.“

Aber nicht nur die Emotion ist für sie als Rückkehrerin stimmig. Mit ihrer Verlagserfahrung stemmt sie nun das Projektmanagement, ist verantwortlich für Vertrieb und Öffentlichkeitsarbeit, lektoriert und koordiniert. Kurzum: Sie ist einer der wichtigsten Menschen für den Verlag und sieht in ihm große Potenziale. „Die Bücher hier sind optisch und qualitativ hervorragend gemacht. Außerdem besteht ein enger Kontakt zu den Autorinnen und Autoren.“ Es sei Freiraum auch für Unkonventionelles, und sie freue sich, das junge Unternehmen mitentwickeln zu können. Aber mit das größte Wunder für die tierliebe Eifelerin: „Wer rechnet damit, ausgerechnet in der Heimat den Traumjob zu finden?“

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