Die Uhus sind zurück in der Eifel

Daun/Gerolstein · Uhus fühlen sich wohl in der Eifel: Nirgendwo in Deutschland brüten so viele der Vögel wie hier. Dabei war die größte Eulenart noch vor 40 Jahren aus der Region verschwunden. Heute findet sie ihren Lebensraum vor allem in den Felswänden von Steinbrüchen.

Daun/Gerolstein. Mit einer Spannweite von 1,70 Meter und mehr sind Uhus die größten aller Eulen. Sie brauchen ein großes Jagdrevier und vor allem geeignete Brutplätze (siehe Hintergrund). Die finden sie in den Steinbrüchen der Vulkaneifel. Felswände mit Nischen und Vorsprüngen bieten ideale Bedingungen.
Doch noch vor einigen Jahrzehnten war die Vogelart in Deutschland fast ausgerottet, auch in der Eifel. Der Uhu galt im Volksglauben als Unglücksbringer und wurde gejagt. Erst als Bernhard Grzimek 1965 in seiner Fernsehsendung "Ein Platz für Tiere" ein Projekt zur Wiederansiedlung vorstellte und auf die dramatische Situation aufmerksam machte, begann ein Umdenken.
"Vor 30 Jahren habe ich dann erstmals einen Uhu beobachtet", erinnert sich Hans-Peter Felten vom Naturschutzbund Daun. Im Lauf der Zeit sind es dann immer mehr geworden. "Bisher habe ich in diesem Jahr 21 brütende Paare im Kreis Vulkaneifel feststellen können", sagt der Vogelkundler. "So viele wie noch nie!" Und mehr als es 1965 in ganz Deutschland gab.
Wie dem Uhu mit einfachen Mitteln geholfen werden kann, zeigt sich beispielhaft in Hohenfels-Essingen: Der alte Steinbruch bietet zwar eine optimale Felswand, begann aber immer mehr mit Bäumen zuzuwuchern. Im Herbst wurde deshalb eigens eine Einflugschneise für die Uhus geschlagen. Und das sogar ohne finanziellen Aufwand: Eine Firma transportierte das Holz kostenlos ab, um es dann zu Hackschnitzeln zu verarbeiten.
Aber auch die Gefahren für den Uhu sind in Hohenfels-Essingen zu erkennen. Felten zeigt auf einige Haken in der Felswand. Kletterer haben sie dort angebracht, doch für Vögel können sie zur tödlichen Falle werden. Die Hochspannungsleitungen dagegen sind inzwischen vielerorts sicherer geworden. Neue Probleme könnten allerdings Windkraftanlagen bereiten.
Übrigens sind nicht nur Uhus in den Steinbrüchen zu Hause. Bienen, Wespen, Eidechsen und andere Tiere finden sich dort. Als Plädoyer für immer mehr Lava-Abbau will Felten das nicht verstanden wissen: "Inzwischen haben wir genug Steinbrüche", sagt er. Sie gelte es zu erhalten. Ein Kompromiss zwischen Naturschutz und wirtschaftlichen Interessen wurde am Strohner Wartgesberg gefunden. Dort soll eine Deponie angelegt werden (der TV berichtete), eine Abbruchwand soll jedoch stehen bleiben, um dem Uhu auch in Zukunft einen Lebensraum zu bieten.
Dennoch bereitet dem Naturschützer die Ausweisung neuer Vorranggebiete für Rohstoffsicherung (siehe Extra) Kopfzerbrechen. Felten: "Zumindest landschaftsprägende Gebiete sollten erhalten bleiben." Dazu zählt etwa die Steineberger Ley, die zudem mit ihrem keltischen Ringwall und den Hügelgräbern eine archäologisch bedeutsame Stätte ist. Allerdings muss nicht in jedem Vorranggebiet tatsächlich später ein Abbau erfolgen. Der Naturschutzbund und der Baustoffverband Rheinland-Pfalz haben bereits vor vier Jahren eine Erklärung unterzeichnet in der Absicht, gemeinsam an einer Konzeption zur Rohstoffgewinnung mitzuwirken, die wirtschaftliche und ökologische Interessen berücksichtigt.Extra

Der Bewirtschaftungsplan für das Vogelschutzgebiet Vulkaneifel listet unter anderem folgende Anforderungen für den Brutplatz des Uhus auf: möglichst hohe Steilwände, freier Anflug zum Nistplatz, freier Blick vom Brutplatz in die Umgebung, Drainagebohrungen in Nistnischen, keine hohen Drahtzäune, keine Störungen durch Holzeinschlag, keine Freizeitaktivitäten wie Klettern oder Motocross. dajExtra

Vorranggebiet Rohstoffsicherung: Im Raumordnungsplan kann bestimmten Flächen eine vorrangige Nutzung zugewiesen werden. Das Landesamt für Geologie und Bergbau (LGB) hat vorgeschlagen, die mögliche Abbaufläche für Lava, Basalt und Kalkstein in der Vulkaneifel auf bis zu 2000 Hektar zu erweitern. Diese Ausweisung bedeutet nicht, dass dort tatsächlich ein Abbau erfolgt. Friedrich Häfner vom LGB betont: "Wir versuchen lediglich, die Flächen vor einer anderweitigen Nutzung wie etwa durch Windkraftanlagen zu schützen."" Roland Wernig der Planungsgemeinschaft Region Trier geht davon aus, dass sich die Zahl von 2000 Hektar noch verringern wird. daj

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