Die Weichen stellen

GEROLSTEIN. Heute Thema im nichtöffentlichen Teil der Stadtrats-Sitzung: Zuschuss in sechsstelliger Höhe für den Ausbau des Bahnbetriebwerks zum Museumsgelände? Das Landesdenkmalamt bescheinigt dem Projekt "Hochwertigkeit" und verspricht Fördermittel in ähnlicher Großenordnung.

Bereits seit September 1995 steht das um 1910 gebaute Bahnbetriebswerk als technisches Denkmal unter Denkmalschutz. Dr. Günther Stanzl, Landesdenkmalpfleger, ist begeistert: "Die Gesamtanlage steht weit über dem Normalen. Architektonisch sind fast künstlerische Details erhalten. Deshalb wird es 2005 mit einem Zuschuss in gut sechsstelliger Höhe eines der am höchsten geförderten technischen Denkmäler im Land sein." Im vergangenen Jahr wurden bereits 290 000 Euro in das 38 000 Quadratmeter große Areal investiert. Davon 130 000 Euro in den Kauf des Geländes. Diese Kosten teilten sich die Stadt und die neu gegründete gemeinnützige Gesellschaft Bahnbetriebswerk Gerolstein (BWG - hervorgegangen aus dem Verein Eifelbahn) je zur Hälfte. Die restlichen Kosten von 160 000 Euro für die Sanierung der Drehscheibe und Strahlengleise sowie den ersten Bauabschnitt am Verwaltungsgebäude übernahm die BWG - nach Abzug der Fördermittel der Denkmalpflege (15 000 Euro) und der Dorferneuerung (20 452 Euro). In diesem Jahr sollen 320 000 Euro für den zweiten Bauabschnitt des Verwaltungsgebäudes (115 000 Euro), die Sanierung des Lokschuppen-Daches (150 000 Euro), für acht neue Tore (30 000 Euro) sowie 25 000 Euro für die Umfeldgestaltung ausgegeben werden. BWG-Geschäftsführer Jörg Petry hat ein ausführliches Konzept in Mainz bei der Landesdenkmalpflege und im Bauausschuss der Stadt Gerolstein vorgestellt. Heute fällt der Stadtrat für den kommunalen Zuschuss die Entscheidung. Immerhin rechnet Petry mit der Eröffnung des komplett sanierten Museumsgeländes noch in diesem Jahr. "Es wird täglich geöffnet und somit eine touristische Attraktion in Gerolstein sein.Bis zu 15 000 Gäste an Spitzentagen

Die hervorragenden Besucherzahlen von bis zu 15 000 Gästen an den Spitzentagen bei den Veranstaltungen in den neunziger Jahren sind der beste Beweis für das öffentliche Interesse", meint Petry. Außerdem zählte die Eifelquerbahn in den vergangenen acht Jahren 70 000 Reisende. Der regelmäßige Ausflugsverkehr von Mai bis Oktober nahmen vergangenes Jahr 22 000 Fahrgäste in Anspruch. Petry kann noch mehr Zahlen liefern: "Als jüngstes Beispiel für die touristische Bedeutung gilt die RTL-Verfilmung, die zu zwei Dritteln auf der Eifelquerbahn gedreht wurde. Die Übernachtungen des Filmteams spülten mehr als 35 000 Euro in die hiesigen Hotelkassen." Im Herbst wird der Streifen "Lasko - Wunder gibt es immer wieder" ausgestrahlt und dann kann sich das bundesweite Publikum von der Schönheit der Eifel überzeugen. Laut Konzept will die BWG jährlich drei oder vier größere Veranstaltungen wie "Nacht des Museums mit klassischer Musik", Musical oder Comedy auf dem Museumsgelände veranstalten. Als Bereicherung der Gerolsteiner Kulturlandschaft und nicht als Konkurrenz. Petry erklärt vorbeugend: "Wir wollen und werden das Rondell nicht platt machen. Derartige Ängste sind völlig unbegründet." Für den musealen Wert des Bahnbetriebswerks sorgen neben den Gebäuden und Bahnanlagen auch die historischen Loks, der Wasserkran aus der Dampflokzeit, die Drehscheibe und viele exklusive Exponate. Der "Tunnelzwerg", der als Arbeitswagen zur Unterhaltung des Kaiser-Wilhelm-Tunnels bei Cochem eingesetzt wurde, gehört ebenso dazu wie eine Tenderdampflok. Vieles wurde bereits von den 260 Mitgliedern des Eifelbahn-Vereins aufgearbeitet. Landesdenkmalpfleger Stanzl ist überzeugt: "Die sachkundigen Leute und das große Engagement im Hintergrund geben dem Projekt eine gute Perspektive. Das ist für uns Ansporn, uns ins Zeug zu legen. Wir werden die Stadt und den Verein nicht im Stich lassen." Ein Versprechen, dem der Stadtrat heute sicherlich Beachtung schenken wird - unter Ausschluss der Öffentlichkeit.

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