Die wilden Kerle boxen und bauen

Die Kindertagesstätte in Pelm ist als einzige Einrichtung in der Eifel Teil eines Trierer Projekts zur Jungenförderung. Dafür bekommt die Kita eine finanzielle Förderung von 2000 Euro, von der vor allem die bewegungshungrigen Kinder profitieren sollen - Jungen wie Mädchen.

Pelm. Mit einem heftigen Wumm knallen die ledernen Boxhandschuhe auf den Boxsack. Es sind Tim und Lukas (beide sechs Jahre), die das Sportgerät bearbeiten, das seit kurzem im Flur der Kindertagesstätte in Pelm hängt.
Aus dem Werkraum, ein paar Meter weiter, hört man ein metallisches Singen. Der sechsjährige David rückt einem Holzbrett mit seiner Laubsäge zuleibe. Am Vormittag hat er aus Holz bereits ein ganzes Piratenschiff zusammengebaut.
Die Jungs, die an einem Mittwochnachmittag in der Kindertagesstätte spielen, sind ganz in ihrem Element. Und das Spiel mit Holz und mit Boxsack macht den Kindern nicht nur Spaß, sondern in Pelm steckt auch ein System dahinter.
Als einzige Kita in der Eifel ist die Einrichtung in Pelm Teil des Projekts "Junge Junge", das die Deutsche Kinder- und Jugendstiftung in Zusammenarbeit mit der Nikolaus-Koch-Stiftung im Raum Trier ausprobiert. Dabei werden zwei Kitas sowie jeweils zwei Grund- und weiterführende Schulen darin unterstützt, die Jungen gemäß ihrer Stärken und Wünsche zu fördern.
Für die Kita in Pelm gibt es von der Stiftung eine finanzielle Förderung von 2000 Euro, außerdem wird das Projekt von einem Pädagogen der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung begleitet.
Maxi Niederprüm ist Leiterin der Kindertagesstätte und kann gut einschätzen, was "ihre" Jungen brauchen: "Jungen brauchen definitiv mehr Freiraum als Mädchen, der Bewegungsdrang ist einfach größer", sagt sie.
Größerer Tatendrang


Bei dem Projekt kommt es darauf an zu erkennen, dass der erhöhte Tatendrang der Jungen nicht unbedingt als störend, sondern auch als eine Stärke erkannt wird.
Um den Wünschen der Jungen gerecht zu werden, haben die Erzieherinnen der Pelmer Kindertagesstätte diejenigen befragt, die es wissen müssen. Maxi Niederprüm berichtet: "Wir haben zu einem Elternabend speziell für die Väter und Opas der Kinder eingeladen." Dabei haben die Männer erzählt, welche Erlebnisse aus ihrer Kindheit in guter Erinnerung geblieben sind. "Wir haben gemerkt: Die Männer können sich vor allem an die Dinge erinnern, die sie in der freien Natur erlebt haben." Und die Eltern haben nicht nur in Erinnerungen geschwelgt, sondern ganz konkrete Ideen für die Kita geäußert und tatkräftig bei der Umsetzung geholfen.
Die Erzieherinnen haben sich sehr über die Mitarbeit bei der Neugestaltung des Außengeländes gefreut: Hier ist eine richtige kleine Straße für die Kinder entstanden, es gibt eine funktionierende Ampel und ein "Parkhaus", das die Mädchen und Jungen als Garage für ihre Fahrzeuge nutzen können.
Mit den 2000 Euro vom "Junge Junge"-Projekt wollen die Erzieherinnen eine Kletterlandschaft finanzieren.
So können sich die Kinder auch bei schlechtem Wetter im Inneren der Kita austoben. Auch darüber hinaus haben Maxi Niederprüm und ihre Kolleginnen noch viele Pläne für die Kinder: "Wir wollen zum Beispiel auch mal mit den Vätern ein Lagerfeuer machen."
David sägt immer noch konzentriert an einem Brett. "Für die Jungen ist es enorm wichtig, Materialerfahrungen zu sammeln", erklärt Maxi Niederprüm. Die anderen Jungen haben sich in der Zwischenzeit ebenfalls im Werkraum versammelt und gucken ihrem Freund beim werkeln zu. Was aus dem Brett einmal werden soll? "Weiß ich noch nicht", sagt David und grinst.

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