Die Zukunft der Warte steht in den Sternen

Schalkenmehren · Anfang des Jahres 2012 kam nach 60 Jahren Forschung das Aus für das Observatorium auf dem Hohen List bei Schalkenmehren. Seitdem kümmerte sich die Astronomische Vereinigung Vulkaneifel am Hohen List um den Weiterbestand der Einrichtung. Doch die Zeichen stehen schlecht.

Die Zukunft der Warte steht in den Sternen
Foto: Michael Jäger

Schalkenmehren. Was wird aus dem Observatorium Hoher List bei Schalkenmehren? Über die Zukunft der traditionsreichen Einrichtung zerbrechen sich viele seit Jahren den Kopf.
2012 hat die Universität Bonn ihre Sternwarte für die wissenschaftliche Arbeit endgültig aufgegeben. Seitdem wurden schon viele Ideen ins Spiel gebracht, aber der "Befreiungsschlag" in Gestalt eines wirtschaftlich vertretbaren Konzepts, wie diese besondere Einrichtung künftig genutzt werden kann, steht aus.
Im Herbst vergangenen Jahres waren mehrere Nutzungsmöglichkeiten vorgestellt worden, darunter ein Besucher- und Bildungszentrum. Konkret ist aber noch nichts.
Vor Kurzem hat sich eine sogenannte Steuerungsgruppe getroffen, um zu beraten, wie "man an potenzielle Interessenten herantritt", berichtet Werner Klöckner, Bürgermeister der Verbandsgemeinde Daun, die die Untersuchungen in Auftrag gegeben hat. Ob und wie es weitergeht, das interessiert besonders diejenigen, die der Sternwarte verbunden sind: Die Mitglieder der Astronomischen Vereinigung Vulkaneifel (AVV), zu denen auch der langjährige Leiter des Observatoriums, Professor Wilhelm Seggewiß, gehört. Die AVV sorgt dafür, dass das Observatorium nicht in Vergessenheit gerät. Sie veranstaltetet Vorträge, Tage der offenen Tür sowie Tag- und Nachtführungen und zieht so die Gäste auf den Hohen List.Keine langfristige Lösung in Sicht


Die Rettung des Observatoriums für die Öffentlichkeit ist das Ziel der AVV, die inzwischen 100 Mitglieder hat. Der Verein hat eine der sechs Kuppeln mit einem Ein-Meter-Spiegelteleskop sowie dem Anbau von der Bonner Universität für 7800 Euro jährlich gepachtet. Der Vertrag läuft aber nur für jeweils ein Jahr. Aus Bonn ist jedoch kein weiteres Entgegenkommen zu erwarten, obwohl die AVV versucht hat, in vielen intensiven Gesprächen mit der Landespolitik, der örtlichen Industrie und anderen Vereinen, eine langfristige Lösung zur Rettung der Sternwarte zu finden.
Immerhin: 2013 ist sie in die Liste der Kulturdenkmäler des Landes Rheinland-Pfalz aufgenommen worden. Deshalb kann das Gebäudeensemble ohne Erlaubnis der Denkmalpflege weder abgerissen noch verändert werden.
Was nichts daran ändert, dass eine Perspektive fehlt. "Wie es weitergeht, wissen wir auch nicht. Es ist noch keine Entscheidung getroffen wurden. Wir würden natürlich gerne versuchen, das Observatorium im Interesse der Öffentlichkeit weiterzuführen", sagt Vereinsmitglied Arend Sommer. Doch das wird angesichts der geringen finanziellen Mittel des Vereins schwer. "Ob wir das überhaupt finanziell nächstes Jahr noch tragen können, steht in den Sternen. Unsere Reserven sind jetzt aufgebraucht", sagt Wilhelm Seggewiß. Für alle möglichen Nutzungsmöglichkeiten - wie ein Besucherzentrum, etwa für den Natur- und Geopark Vulkaneifel, ein Bildungs- und Kulturzentrum oder ein Themenhotel mit Gastronomie - braucht es finanzkräftige Investoren, die aber schwer zu finden sind. "Man müsste schon viel Geld in die Hand nehmen", weiß auch Seggewiß.Extra

 Vereinsmitglied Arend Sommer (rechts) erklärt den zahlreichen Besuchern am Tag der offenen Tür den Betrieb des Ein-Meter Spiegelteleskop.

Vereinsmitglied Arend Sommer (rechts) erklärt den zahlreichen Besuchern am Tag der offenen Tür den Betrieb des Ein-Meter Spiegelteleskop.

Foto: Helmut Gassen

Das Observatorium besteht aus sechs unterschiedlichen Kuppeln, die alle mit unterschiedlichen Teleskopen ausgerüstet sind. Es wurde Anfang der 1950er Jahre errichtet. Besitzer des Geländes und der Sternwarte ist das Liegenschaftsamt von Nordrhein-Westfalen. HG

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