Diese Ruine wird zum Festplatz: Oberelz ist ein Musterbeispiel für Dorferneuerung

Oberelz · Die Dorferneuerung in Oberelz funktoniert. Nun geht es an das größte Projekt: den Teilabriss und Umbau des Reutisch-Hauses.

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 Das alte Reutisch-Haus soll teilweise abgerissen und erneuert, der bislang ungenutzte Raum davor zu einem kleinen Dorfplatz für Feste und kulturelle Veranstaltungen umgebaut werden.

Das alte Reutisch-Haus soll teilweise abgerissen und erneuert, der bislang ungenutzte Raum davor zu einem kleinen Dorfplatz für Feste und kulturelle Veranstaltungen umgebaut werden.

Foto: Elmar.Lescher (e_daun )

Von 2012 bis 2014 war Oberelz (Verbandsgemeinde Kelberg) eines von vier Modelldörfern für dörfliche Innenentwicklung in der Vulkaneifel (der TV berichtete). Das war die Initialzündung für vier Projekte: Drei von ihnen wurden bereits umgesetzt, nun stehen die Oberelzer in den Startlöchern, auch das vierte und größte Vorhaben in die Tat umzusetzen: den Umbau und Teilabriss des ältesten Oberelzer Hauses ("Reutisch") zum neuen Dorfmittelpunkt.
Denn Ortsbürgermeister Albert Grohnert hat dieser Tage erfreuliche Post aus Mainz bekommen: einen Zuschussbescheid über 100 000 Euro für den Umbau des "Reutisch-Haus". Genauso hoch ist auch der Eigenanteil der Gemeinde - inklusive Eigenleistung.

Auf TV-Anfrage sagte Grohnert: "Sie sprechen gerade mit einem glücklichen Ortsbürgermeister. Das ist eine sehr gute Nachricht für unser Dorf." Und er kündigt an: "Wir fangen sofort mit unserer Eigenleistung an. Als erstes muss eine hässliche Mauer abgerissen werden." Den weiteren Zeitplan stellt er sich so vor, dass in diesem Jahr das Großprojekt ausgeschrieben sowie begonnen und dann im nächsten Jahr fertiggestellt wird.

Das "Reutisch-Haus" ist ein seit mehr als 30 Jahren ungenutztes, ehemaliges Wohnhaus mit Stallgebäude im Dorfkern. Der Gemeinde ist es ein besonderes Anliegen, das Gebäude aufzuwerten und wieder sinnvoll nutzen zu können. Hierzu wird das vorgelagerte Stallgebäude vollständig abgerissen. Im hinteren Bereich des entkernten Wohnhauses entsteht ein abschließbarer Abstellraum für die Lagerung von Gemeindegeräten. Im vorderen Bereich wird eine barrierefreie und überdachte Verbindung zum Vorplatz geschaffen. Das neue "Reutisch-Haus" soll als Treffpunkt von Jung und Alt, für kleinere Feste oder Theaterstücke im Freien genutzt werden.

"Mit der Maßnahme fördern wir gemeinschaftliches Leben, schaffen Raum für Freizeitaktivitäten und führen Menschen zusammen", schreibt der rheinland-pfälzische Innenminister Roger Lewentz (SPD) in seinem Brief. Grohnert fasst es so zusammen: "Wir schaffen dort einen richtig schönen kleinen Dorfmittelpunkt." Wobei die Betonung auf dem Wir liegt, denn - da ist er sich sicher - es werden wieder viele Oberelzer mitanpacken. Er berichtet: "Bei den anderen Vorhaben war es ja auch so, dass oftmals zwei Dutzend Helfer da waren und die Frauen uns außerdem mit Kaffee und Kuchen unterstützt haben. Die Leute fragen mich immer schon, wann es endlich losgeht."

Dabei haben die Oberelzer schon mächtig malocht und gerade erst vergangenes Wochenende dafür ihr kleines Helferfest gefeiert. Zugunsten der 143 Bewohner und der Feriengäste im oberen Elztal sind - dank Fördermittel aus dem Dorferneuerungsprogramm sowie viel Eigenleistung - bereits drei Bauprojekte umgesetzt worden: der Kinderspielplatz wurde neugestaltet und eine angrenzende Wiese in einen Platz der Begegnung umgewandelt, der Fußweg zur St. Nikolaus-Kapelle wurde erneuert und eine neue Bushaltestelle wurde gebaut. Rund 105 000 Euro wurden investiert, das Land gab 36 000 Euro dazu, der Landesbetrieb Mobilität (LBM) beteiligte sich mit 12 750 Euro. Der Eigenanteil der Gemeinde belief sich auf 50 000 Euro. Grohnerts (Zwischen-)Fazit zur Dorferneuerung fällt durchweg positiv aus. Er sagt: "Das ist überhaupt die einzige Chance, dass solche kleinen Gemeinden wie die unsere etwas tun können, um attraktiv zu bleiben - auch für die Jugend.

Eigentlich müsste jedes Dorf daran teilnehmen." Doch nicht nur die Verbesserung der Infrastruktur ist zentral, sondern auch die Stärkung der Dorfgemeinschaft - nach dem Motto: zusammen anpacken, zusammen feiern, zusammen über das Ergebnis freuen. Grohnert sagt: "Wenn man nach getaner Arbeit bei drei Kringel Fleischwurst und 'ner Kiste Stubbi zusammensitzt: Das ist Dorfgemeinschaft."KommentarMusterbeispiel für Dorferneuerung

Der Satz von Oberelz' Ortsbürgermeister Albert Grohnert "Wenn man nach getaner Arbeit bei drei Kringel Fleischwurst und ner Kiste Stubbi zusammensitzt: Das ist Dorfgemeinschaft." fasst einfach, aber treffend zusammen, wie intaktes Dorfleben aussieht: zusammenhalten, zusammen Ideen für die Zukunft entwicklen, zusammen arbeiten und feiern. Die Gemeinde im Kelberger Land ist ein Musterbeispiel für Dorferneuerung. Natürlich geht die in den meisten Gemeinden nur mit Zuschüssen, aber da hat das Land eine Fürsorgepflicht. Doch genauso wichtig wie finanzielle Unterstützung ist die Bereitschaft jedes Einzelnen, sich einzubringen - mit Ideen, mit Arbeitskraft, mit sonstigen Leistungen. Da das beileibe nicht in allen Dörfern so ist, von hier aus eine besondere Gratulation nach Oberelz. Respekt! m.huebner@volksfreund.de

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