Diplomat und einsamer Bergwanderer

DAUN. Was der Zweigverein des Katholischen Deutschen Frauenbundes (KDFB) als Vortrag über Dag Hammarskjöld angekündigt hatte, gestaltete sich im Zusammenwirken von Wort, Bild, Klaviermusik und Gesang zu einer zweieinhalbstündigen Inszenierung: Stephan Mögle-Stadel und Michael Knopp interpretierten auf ihre je eigene Weise das Leben und Wirken des Schweden.

Den Eindruck werden die etwa 80 Besucher der Veranstaltung wohl noch eine Zeit lang bewahren: Ein Mann von 40 Jahren spricht auf der Bühne des Forums rhetorisch gewandt und gelassen mehr als zwei Stunden ohne Skript über den Friedenspolitiker und Uno-Generalsekretär Dag Hammarskjöld. Sein "Geländer" sind ein paar Dutzend Dias. Seine Verstärkung ist der Musiker Michael Knopp aus Neuwied, der Passagen aus Hammarskjölds nachgelassenem Tagebuch "Zeichen am Weg" vertont hat, sie gefühlvoll singt und am Klavier virtuos begleitet. Von der Geburt Dag Hammarskjölds am 29. Juli 1905 bis zu seinem Tod am 18. September 1961 und der Beisetzung am 56. Jahrestag seiner Taufe rollt Stephan Mögle-Stadel das Leben und Wirken eines Mannes auf, der heute "mehr und mehr ins Bewusstsein der Menschen hinein dämmere". Hammarskjöld hatte drei Doktortitel und war ein sehr erfolgreicher Diplomat und Beamter. "Und ein einsamer Bergwanderer", ergänzt Mögle-Stadel mit dem Blick auf dessen legendäre Lappland-Wanderungen. Zu Hammarskjölds Freunden und Beratern zählten John Steinbeck, Martin Buber, Albert Schweitzer und Albert Einstein. Ostern 1953 wurde er zum Uno-Generalsekretär gewählt. Er ging nach New York und ließ das Uno-Hauptquartier von Künstlern aus aller Welt gestalten. Er hatte Krisen, Eskalationen und Konflikte zu bewältigen, er setzte den Einsatz der ersten Blauhelme durch und kam, als er in schwieriger Mission in Afrika unterwegs war, bei einem Flugzeugabsturz im Kongo ums Leben. "Es war Mord", will Mögle-Stadel in seiner Hammarskjöld-Biografie "Vision einer Menschheitsethik" beweisen, die dem Vortrag in Daun den Titel lieh. "Dag Hammarskjöld war Repräsentant der ganzen Menschheit", sagt der Biograf beim Vortrag im Forum. Stephan Mögle-Stadel hat seit Erscheinen des Buches mehr als hundert Vorträge über Dag Hammarskjöld gehalten. Dass er nach Daun kam, geht auf die Initiative von Doris Dausend aus Manderscheid zurück. "Ich habe die Biografie gelesen und war sehr beeindruckt", erzählt sie im Gespräch mit dem Trierischen Volksfreund. 2001 unternahm sie "auf den Spuren Dag Hammarskjölds" eine Schwedenreise unter Leitung von Mögle-Stadel. Und im vorigen Jahr trug sie den Vorschlag, den Hammarskjöld-Experten aus Stuttgart zum Vortrag einzuladen, an den KDFB-Zweigverein heran - mit Erfolg.

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