Diskussion um Autobahn 1: Eine Lücke spaltet die Region

Darscheid · Zur Podiumsdiskussion über das Thema "Verkehr und Mobilität in der Vulkaneifel - Brauchen wir die Autobahn A 1?" sind am Montag etwa 70 Zuhörer in die Lehwaldhalle nach Darscheid gekommen. Der Kreisverband der Grünen hatte fünf Referenten eingeladen, um unterschiedliche Lösungsansätze für den Eifeler Dauerkonflikt vorzustellen.

Darscheid. Vier Plakate, die neben dem Podium stehen, beziehen klar Position. Auf ihnen steht etwa "A 1-Klimawandel! - Artensterben!" oder "Gegen den Weiterbau der A 1". Ein Standpunkt, den auch der emeritierte Trierer Professor und Verkehrswissenschaftler Heiner Monheim teilt. Er fordert, dass die Gegner am südlichen und am nördlichen Anbindungspunkt der A 1 je ein Schild mit dem Slogan "Wir haben gelernt - hier beginnt die Verkehrswende" aufstellen.
Für Monheim ist klar: "Das politische Ziel muss sein, ein Leben ohne Auto möglich zu machen - auch im ländlichen Raum." Das sei möglich, wenn die - teils vorhandenen - Schienenstrecken konsequent ausgebaut und vernünftige, die Kreisgrenzen überschreitende Buslinien eingerichtet würden. "Es ist ein Mythos, zu glauben, Autobahnen seien sicher und brächten Arbeitsplätze in die Region."
Angst vor Autobahnlärm


Dieser Argumentation folgt auch Volker Hoffmann, Sprecher der Bürgerinitiative gegen den Weiterbau der A 1. Er spricht sich gegen eine Zerschneidung des Schutzgebiets Ahr 2000 im oberen Ahrtal aus, die die aktuelle Trassenplanung mit sich bringen würde. "Es wäre absurd, Steuergelder in den Autobahnbau zu stecken, obwohl dort hinein bereits 16 Millionen Euro Steuermittel geflossen sind."
Egbert Bialk, Mitglied im Vorstand des rheinland-pfälzischen Bunds für Umwelt- und Naturschutz in Deutschland (BUND), Elmar Knieps, Vorstandmitglied im BUND Ahrweiler, und Günter Adrian, Ortsbürgermeister von Dorsel (Landkreis Ahrweiler) teilen die Meinung der beiden Vorredner. "Die Gemeinde Dorsel wehrt sich seit Beginn der Planungen in den 1970er Jahren gegen den Autobahnbau, weil wir den Lärm nicht wollen, der von der Schnellstraße ins Dorf hin-überschallen würde", sagt Adrian. Monheims und Hoffmanns Thesen widerspricht Hans Ludwig in der Diskussion heftig.
Ludwig, der für die Bürgerunion Vulkaneifel im Kreistag und im Verbandsgemeinderat Daun sitzt, vertritt die Meinung, dass der Bau der A 1 die Region "wirtschaftlich voranbringen" und die Ortsdurchfahrten deutlich entlasten würde. "Die Lebensqualität in Orten wie etwa Hillesheim, durch das bislang täglich noch sehr viele Laster fahren, würde deutlich steigen." Eine Abwicklung des Güterverkehrs über die Bahn scheidet für ihn aus, "weil das der Bahnhof Gerolstein bisher technisch nicht leisten kann."
Eine Kritik, die Monheim so nicht hinnimmt. Er ist überzeugt, dass sich mit mehr Engagement der Kommunen viele regionale Verkehrsprobleme lösen lassen. "Aber statt beispielsweise in den Ausbau von Datennetzen zu investieren, geben wir das knappe Geld lieber für neue Asphaltflächen aus."
Kontroverse Diskussion


Unterstützung bekommt Ludwig vom Darscheider Ortsbürgermeister Manfred Thönnes: "Durch eine Korrektur des Trassenverlaufs konnte die Ortsgemeinde Anfang der 1990er Jahre erreichen, dass der von der Autobahn ausgehende Lärm im Ort nicht mehr zu hören ist. Die A 1 ist für Darscheid ein großer Segen."
Den Dorseler Ortsbürgermeister Adrian überzeugt diese Aussage nicht. "Interessenten brechen sofort jede Grundstücksverhandlung mit der Gemeinde ab, sobald sie erfahren, dass in nur 250 Metern Luftlinie von ihrem künftigen Grundstück entfernt mal eine Autobahn verlaufen wird."
Der Gastgeber und Moderator Karl-Wilhelm Koch beendet nach zweieinhalb Stunden die Diskussion. Der Kreisvorsitzende der Grünen ist mit der Veranstaltung zufrieden: "Es wurde auf hohem Niveau diskutiert, und es gibt einige neue Ansätze dafür, wie das Thema künftig im Kreis weiter behandelt werden kann."Meinung: Pro & Contra

Von wegen Mythos
Die Diskussionen um den A-1-Ausbau spaltet die Region nicht, denn die, die dagegen sind, sind nur eine verschwindend kleine Minderheit. Die Eifeler wollen den Lückenschluss, denn nur er verspricht eine Entwicklungsperspektive. Zum Ausbau gibt es keine Alternative, die Wirtschaft wird profitieren. Das ist kein Mythos, sondern Fakt! Dass sollten endlich jene einsehen, die mit religiösem Eifer gegen das Vorhaben kämpfen. Vernünftige Argumente dagegen? Fehlanzeige! Und Schluss mit dem Eiertanz in Mainz: Rot und Grün müssen sich endlich entscheiden, und notfalls muss Kurt Beck dem Koalitionspartner die Freundschaft aufkündigen, wenn weiter das wichtigste Verkehrsprojekt des Landes blockiert wird. Noch einmal: Die Eifel braucht den Lückenschluss. Ohne Wenn und Aber. s.sartoris@volksfreund.de

Contra: Zeit, Mythen zu beerdigen

Die Diskussionen um den Ausbau der Autobahn A 1 spalten die Region seit vier Jahrzehnten. Befürworter und Gegner des Projekts verschanzen sich hinter einem Wall von Scheinargumenten. Mit religiösem Eifer wird der Glaube verbreitet, dass die Autobahn wichtig für die regionale Wirtschaft sei und dass mit dem Lückenschluss die europäische Nord-Süd-Achse verbessert würde. Argumente, die sich schnell als Mythen enttarnen lassen. So wie die Argumente der Gegner: Wie sich die A 1 auf Umwelt und Mensch auswirken würde, lässt sich nur mutmaßen; bewerten lässt sich das erst, wenn der Lückenschluss da ist. Klar ist: Gegner, Befürworter und Planer müssen offen miteinander diskutieren. Am Ende stünde das Ergebnis: Beerdigt den Mythos Lückenschluss! a.schumitz@volksfreund.deExtra

Die SPD im Vulkaneifelkreis fordert weiter den Lückenschluss, also den Ausbau der A 1 zwischen den Anschlussstellen Kelberg und Blankenheim. "Es ist den Menschen der Region nicht vermittelbar, dass bei einer Gesamtlänge von 730 Kilometern in der Eifel eine Lücke von rund 20 Kilometern klafft", sagt die SPD-Kreisvorsitzende und Landtagsabgeordnete Astrid Schmitt. Der Innenminister des Landes, Roger Lewentz, hofft, dass man sich mit den Grünen bald über den Lückenschluss einigen werde. itz

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort