...doch die Bahamas bleiben ein Traum

HILLESHEIM. Nervenkrieg und Titel gewonnen: In einem wahren Zocker-Krimi hat sich das Quintett des Hillesheimer Skatvereins aus scheinbar aussichtsloser Position den Mannschaftstitel bei den Deutschen Skatmeisterschaften erkämpft (der TV berichtete). Nach 2004 führt das Team bereits zum zweiten Mal bundesweit die Spitze an.

"Es war so ganz anders als vor zwei Jahren, als wir von Anfang an vorne lagen. Jetzt mussten wir uns rantasten", erklärt Nathalie Löwen. Wolfgang Heinen glaubt, die Hintergründe zu kennen: "Wir waren jetzt für die Gegner keine Unbekannten mehr - nach dem Titelgewinn vor zwei Jahren und dem Aufstieg in die erste Bundesliga im vergangenen Jahr." 114 Teams, die sich bundesweit in zwei Vorrunden für die Meisterschaft qualifiziert hatten, traten in Mainz in der Mannschaftswertung an. In der reinen Damenklasse gingen weitere 21 Teams und bei den Junioren 16 Mannschaften ins Rennen. Die Gegner hatten die Hillesheimer Skatspieler lange Zeit im Griff. Heinen zückt einen zerknautschen Zettel, worauf der Verlauf der sechs Spielserien steht. Er sagt: "Nach der ersten Serie lagen wir auf Platz 30, dann auf 26, dann auf 24 und nach der vierten auf 18. Da habe ich nicht mehr an den Gesamtsieg geglaubt." Dirk Schnichels blieb beim zweitägigen Wettkampf optimistischer: "Das Ziel, einen einstelligen Endplatz zu erreichen, habe ich nie aufgegeben." Neben spielerischem Geschick setzte das Hillesheimer Quintett ab der vierten Serie auf das Ritual des "Handauflegens". Dafür "stapeln" sie ihre Hände übereinander, schauen sich tief in die Augen und lösen den "Stapel" mit dem Ausruf "Gut Blatt". Das scheint bei Josef Zens augenblicklich gewirkt zu haben. Schnichels berichtet spontan: "Josef hat uns mit einer 2050er Serie rausgerissen." Zens erinnert sich an seine Gefühle in diesem entscheidenden Moment: "Ich habe nur gedacht, hoffentlich machen deine Mannschaftskameraden jetzt auch ihre Punkte." Ab der vierten Serie zähle vor allem Taktik. Löwen erklärt die "Pokerface-Mentalität": "Da verzichtet man auch schon mal auf ein Spiel, um den Gegner kaputt zu machen." Punkte gehen vor. Das Image der einzelnen Spieler steht zurück. Die Rechnung ging auf. Mit einem Schlag rutschten die Hillesheimer Skatspieler auf den dritten Platz in der Gesamtwertung. Heinen: "Da hatten wir noch immer 1900 Punkte Rückstand, was unter normalen Umständen nicht mehr aufzuholen gewesen wäre." Wenn da nicht die Nerven wären. Doch das ist für Frank Schumacher und Zens, die als "coolste Spieler" gelten, kein Thema. Schumacher erklärt: "Die Gegenspieler sind eingebrochen. Sie haben viel zu ängstlich, weil auf Nummer Sicher, weiter gespielt." Die Hillesheimer gewannen den Nervenkrieg. Nathalie Löwen erzählt: "Bei der letzten Serie war ich so nervös, dass mein Zittern sichtbar war. Das passiert mir eigentlich nie." Auch Heinen gesteht: "Ich hatte feuchte Hände." Für Schnichels ist klar: "Unser Teamgeist hat sich durchgesetzt." Letztendlich erreichte das Hillesheimer Quintett mit 316 Punkten Vorsprung den ersten Platz der 114 Teams in der Mannschaftswertung. In einer kleinen Meisterschaftsfeier wurde im Vereinslokal Schlösser der Titel gewürdigt. Mit dem Titelgewinn sind die Hillesheimer Skatspieler automatisch (ohne die zwei Qualifikationsvorrunden bestreiten zu müssen) für die Deutsche Meisterschaft 2007 sowie die Champions Liga 2007 mit 48 Teams aus Europa gesetzt. "Die Teilnahme an der Weltmeisterschaft auf den Bahamas können wir uns nicht leisten. Dafür bräuchten wir einen Sponsor", erklären die Spieler unisono. Dabei können sie mit kontinuierlichen Leistungen überzeugen. Wurden sie 2004 als Regionalligisten Deutscher Meister, legten sie in den Ligen einen Durchmarsch hin. 2005 erfolgte der Aufstieg in die zweite Bundesliga und 2006 in die erste, die sie mit dem beachtlichen vierten Platz beenden. Der Skatverein Hillesheim sucht weitere Mitglieder. Interessenten können sich beim Vorsitzenden Wolfgang Heinen, 06593-1879, melden. Weitere Informationen stehen im Internet unter www.skatverein-hillesheim.de. Im Deutschen Skatverband (DSKV, www.dskv.de) sind bundesweit in 14 Landesverbänden 2780 Skatvereine mit rund 45 400 Mitgliedern organisiert.

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