Wirtschaft Doch noch Tarifbindung und Ruhe

Wiesbaum · Bei der Elastomer Solutions GmbH in Wiesbaum stehen nach der Einigung von Arbeitgeber- und Arbeitnehmerseite die Zeichen vorerst wieder auf Zukunft.

In der vergangenen Woche herrschte große Unsicherheit beim Automobilzulieferer Elastomer Solutions GmbH im Existenzgründerzentrum Higis in Wiesbaum (der TV berichtete), wo das Unternehmer seit 2007 untergebracht ist. Denn vor dem Abschluss stehende Tarifverhandlungen wurden kurzfristig von der Geschäftsführung abgesagt. Zudem machte das Gerücht die Runde von einem Käufer, der das zur Mutares AG gehörende, international ausgerichtete Unternehmen zeitnah übernehmen wollte. Für die am Standort Wiesbaum rund 20 Beschäftigten war das eine beunruhigende Perspektive, da die Eifeler Arbeitsplätze und auch das Lohnniveau gefährdet erschienen. Laut Christian Schmitz, Erster Bevollmächtigter der IG Metall Trier, wollte Geschäftsführerin Paula Diaz einem aktuell interessierten Käufer keine neuen Kosten aufbürden.

Doch nun gibt es eine gute Nachricht für die Elastomer-Belegschaft in Wiesbaum: Die Geschäftsführung hat  laut Betriebsrat Matthias Engelsdorf einen positiven ersten Schritt gemacht, indem sie jetzt dem Arbeitgeberverband und damit der Tarifbindung beitrat. „Nur die IG Metall muss noch unterschreiben“, sagt Engelsdorf und betont: „Erstmal ist Ruhe eingekehrt, und seitens der Belegschaft sind derzeit keine Protestaktionen geplant.“

So ist das Lohn- und Gehaltsgefüge zunächst gesichert. „Natürlich könnte ein Käufer aus dem Arbeitgeberverband auch wieder aussteigen“, erläutert der Betriebsrat, aber für ein Jahr ist das Thema Tarifbindung in trockenen Tüchern.“

Die Belegschaft von Elastomer Solutions in Wiesbaum ist überwiegend gewerkschaftlich organisiert. Und aus gewerkschaftlicher Sicht ist die Entwicklung dennoch Besorgnis erregend: „Es wurde eine Schwesterfirma in Stuttgart mit denselben Aufgaben wie in Wiesbaum gegründet“, schildert IG-Metall-Mann Schmitz die Lage. „Jedoch sind die Verträge für die Arbeitnehmer deutlich schlechter als in der Eifel.“ Befürchtet wird eine konzern­interne Konkurrenz mit dem Ziel, das Lohnniveau generell abzusenken. Ein Vorgang, der von stark renditeorientierten Eigentümern häufig gewählt wird, vor allem wenn ein Betrieb lukrativ weiterverkauft werden soll.

Betriebsrat Engelsdorf meint dazu: „Wenn man zu einem Hedgefonds-Konzern wie Mutares gehört, muss man immer mit solchen Entwicklungen rechnen.“

Ob es jedoch wirklich einen konkreten Kaufinteressenten gibt, wer das sein könnte und welche zeitlichen Dimensionen dann damit verbunden wären, ist noch unklar. Und so gibt sich Engelsdorf bedeckt in Sachen Zukunft: „Wir haben derzeit keine Kenntnis von einem konkret anstehenden Verkauf.“

Nach der Einschätzung von Branchenkennern entspricht es tatsächlich dem Geschäftsmodell der Mutares AG, von ihr aufgekaufte mittelständische Betriebe finanziell attraktiv zu machen und mit Gewinn zu veräußern. Die Ruhe in Wiesbaum könnte also vorübergehender Natur sein.

Stefan Mertes, Wirtschaftsförderer der Verbandsgemeinde Hillesheim und Geschäftsführer des Gründerzentrums Higis, der nach eigenem Bekunden „stets im Austausch mit Vertretern des Unternehmens“ ist, sagt: „Ich hoffe, dass die Einigung Bestand hat und die 20 Arbeitsplätze dauerhaft in Wiesbaum gesichert sind.“ Nach seinen Informationen handelt es sich dabei fast ausschließlich um „Ingenieure und Zeichner, also alles Fachkräfte“.

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