Dorfpolizist Hennes hört auf

Hillesheim/Daun · Heute ist der letzte Arbeitstag für Johann Strunk (57), den Bezirksbeamten der Polizei fürs Hillesheimer Land. Ob die Stelle von Hennes, wie Strunk genannt wird, zeitnah oder überhaupt wiederbesetzt wird, ist angesichts der Personalnot der Dauner Polizei unklar. Für den bereits vakanten Posten für den Bereich Daun-Land wird ein Nachfolger gesucht.

 Johann Strunk, der fünfeinhalb Jahre Hillesheims Dorfpolizist war, hat heute seinen letzten Arbeitstag. Ob und wann die Stelle wiederbesetzt wird, ist noch unklar. TV-Foto: Mario Hübner

Johann Strunk, der fünfeinhalb Jahre Hillesheims Dorfpolizist war, hat heute seinen letzten Arbeitstag. Ob und wann die Stelle wiederbesetzt wird, ist noch unklar. TV-Foto: Mario Hübner

Hillesheims Stadtbürgermeister Matthias Stein (CDU) und Bürgermeisterin Heike Bohn (parteilos) sind sich einig. "Wir brauchen einen Polizeibeamten vor Ort. Das Aufgabenspektrum ist umfangreich und nicht nebenher zu erledigen, die regelmäßige Erreichbarkeit im Wirkungskreis ist wichtig", sagt Bohn, die sich wünscht, dass "die Nachfolge so schnell wie möglich geregelt wird".

Bei Stadtbürgermeister Stein schrillen die Alarmglocken seit geraumer Zeit, nachdem im Zuge der Einsparungen des Landes die Befürchtung immer größer wurde, dass es keinen Nachfolger für Johann Strunk, den Bezirksbeamten der Polizei fürs Hillesheimer Land, gibt. Stein sagt: "Die Präsenz eines Polizisten vor Ort erhöht das Sicherheitsgefühl deutlich. Außerdem ist er Vertrauensperson und Ratgeber für die Verwaltung und die Ortsbürgermeister." Dem stimmt Horst Kolitsch, Ortschef von Walsdorf, zu: "Mit einem Polizisten vor Ort, der sich auskennt, werden die Dinge schnell geregelt."Brief an den Innenminister

Stein hat daher dem Innenminister in Mainz einen Brief geschrieben, in dem er sich "nicht einverstanden" damit erklärt, würde die Stelle gestrichen. Stein: "Es ist mir wichtig, dass die Qualität der polizeilichen Arbeit und das Sicherheitsniveau in der Verbandsgemeinde Hillesheim insgesamt gehalten werden." Und weiter: "Der Bezirksbeamte ist eine nicht mehr wegzudenkende Einrichtung einer modernen Polizei."

Ergebnis der Hillesheimer Bemühungen: Am 13. Juni treffen sich die Hillesheimer Bürgermeister mit dem Trierer Polizeipräsidenten Lothar Schömann und Alfred Haas, dem Leiter der Polizeiinspektion Daun, der letztlich den Bezirksbeamten aus den Reihen seiner Mannen zu stellen hat.

Haas sagt: "Die Sprechstunden werden auf jeden Fall aufrechterhalten. Entweder durch Gerolsteiner und Dauner Kollegen, oder indem die Stelle wiederbesetzt wird, wozu ich tendiere." Die Entscheidung sei angesichts des Personalmangels aber ein "Spagat". Haas sagt: "Unser 24-Stunden-Wechselschichtdienst hat oberste Priorität. Denn, wenn jemand die 110 wählt, dann will er auch, dass am anderen Ende des Hörers jemand dran geht und eine Streife vorbeischickt."

Und den Spagat wird Haas mutmaßlich noch länger üben müssen. Denn die Polizei im Vulkaneifelkreis hat grundsätzlich mit Überalterung und Nachwuchssorgen zu kämpfen. Die Mannschaft hat ein Durchschnittsalter von über 50 Jahren, bis 2015 wird es laut Haas noch mehrere Abgänge geben. Für den kürzlich ausgeschiedenen Dorfpolizisten Daun-Land, Gerd Waldorf, gibt es laut Haas aber vermutlich einen Nachfolger. Der PI-Leiter sagt: "Die Stelle ist ausgeschrieben, ich denke, dass wir sie im Juni wiederbesetzen können." Ansonsten blickt der erste Polizeihauptkommissar jeweils gespannt auf den 1. Oktober: Dann ist der Termin, an dem neue junge Kollegen zu den Dienststellen versetzt werden. Oder auch nicht.Meinung

Wichtig fürs Sicherheitsgefühl
Die Polizei muss rund um die Uhr erreichbar und einsatzbereit sein. Das erwartet jeder. Daher ist dies auch für die Polizei oberste Maxime. Mit der Folge, dass der 24-Stunden-Dienst, der dies gewährleistet, viel Personal bindet. Für die Polizeiinspektion Daun sind das fünf Beamte pro Schicht: einer auf der Wache sowie vier Beamte in zwei Streifenwagen. Bei drei Schichten macht das 15 Beamte. Krankheits- und Urlaubszeiten eingerechnet gut weitere fünf. In anderen Bereichen kann es da eng werden. Doch den Dorfpolizisten zu streichen, wäre fatal: Man kennt ihn und traut sich, ihn um Rat zu fragen. Er ist Vertrauensperson, Ansprechpartner und somit maßgeblich für das Sicherheitsgefühl der Menschen. Ist dem Land dies wichtig, muss es dafür Personal bereitstellen. m.huebner@volksfreund.deExtra

… seinen schwierigsten Fall: "Das war die Sache mit dem Hundehaus von Sonja Zietlow. Da herrschte nicht nur ein riesiges Medieninteresse, da haben auch vermeintliche Tierschützer aus der gesamten Republik hier angerufen und Strafanzeige erstattet, obwohl sie mit der Sache überhaupt nichts zu tun hatten. Von Hundefreunden und Tierschützern hatte ich danach erst einmal die Nase voll." … seinen größten Erfolg: "Das war, als es gelungen ist, eine Serie von gut 90 Betrugsfällen aufzuklären, die letztlich auf eine Frau aus dem Hillesheimer Land zurückging. Und zu sehen, dass sie auch verurteilt wird." … seine schönste Erinnerung: "Der Umgang mit den Menschen im Hillesheimer Land hat mir besonders viel Spaß gemacht, weil sie schon ein wenig die kölsche Mentalität haben. Da spürt man mehr Freundlichkeit und Leichtigkeit als Sturheit." … die Bezeichnung Dorfpolizist und dessen Arbeit: "Ich finde den Begriff nicht despektierlich. Und Arbeit haben wir reichlich. Ich habe mich jährlich um fast 300 Einzelfälle gekümmert. Dazu zählten Strafanzeigen, Vernehmungen, aber auch Beratungen - beispielsweise wenn jemand zu mir kam und wissen wollte, welcher Kindersitz der richtige sei oder was nun, nachdem man geblitzt wurde, zu tun sei." mhExtra

Beim Bezirksdienst der Polizei, also den Dorfpolizisten, gibt es gravierende personelle Änderungen. Gerd Junk (55), Dorfpolizist in Daun-Stadt, ist die Konstante: Er ist noch bis bis zum Jahr 2019 im Dienst. Bereits in den Ruhestand verabschiedet wurde dieser Tage der Bezirksdienstbeamte der Region Daun-Land, Gerd Waldorf (59). Im Bereich Kelberg hat vor einigen Wochen Ewald Thielen Adieu gesagt, der vorübergehend die Nachfolge von Norbert Leinung angetreten hatte. Leinung ist im Sommer 2012 ausgeschieden. Für Kelberg ist aber ein Nachfolger ernannt worden: Karl-Heinz Krämer. Johann Strunk (57), der Ende Juni dieses Jahres in Altersteilzeit geht, aber heute seinen letzten Arbeitstag hat, war fünfeinhalb Jahre Hillesheimer Dorfpolizist. In Gerolstein gibt es keinen Dorfpolizisten, da dort eine Wache mit elf Mann Besetzung ist. mh

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