Drahtfabrik unterm Hammer

Kommt die Industrieruine weg? An diesem Donnerstag (11 Uhr) ist vor dem Amtsgericht Daun ein öffentlicher Zwangsversteigerungstermin für die ehemalige Drahtwarenfabrik in Gerolstein. Allen voran Stadtbürgermeister Karl-Heinz Schwartz (CDU) wünscht, dass der Schandfleck wegkommt und Wohnhäusern weicht.

 Dorn im Auge: die Industrieruine „Drahtwarenfabrik“, in der unter anderem Altreifen gelagert werden, wird diese Woche zwangsversteigert. TV-Fotos: Mario Hübner (3)

Dorn im Auge: die Industrieruine „Drahtwarenfabrik“, in der unter anderem Altreifen gelagert werden, wird diese Woche zwangsversteigert. TV-Fotos: Mario Hübner (3)

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 Abriss oder Denkmalschutz? Das ist eine der Fragen.

Abriss oder Denkmalschutz? Das ist eine der Fragen.

Gerolstein. Seit etlichen Jahren wird die ehemalige Drahtwarenfabrik in Gerolstein nicht mehr in ihrer ursprünglichen Funktion genutzt. Einige Hallen sind vermietet, ein Großteil der Gebäude auf dem insgesamt 7187 Quadratmeter großen Areal unterhalb des Aubergs im Herzen von Gerolstein aber steht leer und wird deutlich sichtbar vom Zahn der Zeit heftig angenagt. So wird im Wertgutachten vom vergangenen Jahr auch treffend festgestellt, dass die aus den Jahren 1900 bis 1920 stammenden Gebäude sich insgesamt in einem schlechten baulichen Zustand befinden und ein "erheblicher Unterhaltungsstau" vorherrscht. Wasserschäden, Mauerrisse, abbröckelnder Putz sowie veraltete und kaputte Installationsanlagen, Fenster, Dächer und Böden: Die Liste dessen, was alles saniert werden müsste, ist lang. Für etliche Hallen und Gebäudeteile (insgesamt mehr als 10 000 Kubikmeter umbauter Raum) werden daher auch ein Abriss und eine fachgerechte Entsorgung in besagtem Wertgutachten vorgeschlagen. Insgesamt geht es noch von einem Verkehrswert von 91 000 Euro für das gesamte Areal aus.Mit dieser Investition wäre es aber nicht getan, denn im Gutachten ist ebenfalls von Altlasten die Rede. Die wurden bei Bodenuntersuchungen 2003 und 2007 festgestellt. Wie teuer die Sanierung wäre, ist ungewiss. Zudem müsste das Altreifenlager auf dem Gelände entsorgt werden. Weitere Hürde: Einige Gebäudeteile könnten unter Denkmalschutz stehen. Stadtbürgermeister Karl-Heinz Schwartz (CDU) sagt denn auch: "Ob sich ein Investor findet, muss abgewartet werden. Schließlich wäre es mit dem Erwerb ja nicht getan." Neben der Problematik der Altlasten und des Denkmalschutzes komme hinzu, dass unter dem Gebäude der Peschenbach verrohrt verläuft. Schwartz: "Der müsste renaturiert werden." Seine Wunschvorstellung für das Areal aber ist relativ klar: "Dort sollte Bauland entstehen, denn eine gewerbliche Nutzung ist allein wegen der Zuwegung problematisch. Da kommt ja kein LKW hin." Während viele Leute gespannt auf den Zwangsversteigerungstermin warten, wird die Stadt aktiv. Schwartz sagt: "Wir wollen das Thema jetzt anpacken und das gesamte Gebiet überplanen. Es geht um solche Fragen wie: Was ist dort künftig machbar, welche Auflagen gibt es, was muss stehen bleiben? Kurzum: Es geht darum, Rechtssicherheit für einen künftigen Investor herzustellen." Ob der sich bereits am kommenden Donnerstag findet, ist schwer zu sagen. Zum Zwangsversteigerungstermin kommt es nach Auskunft des Amtsgerichts Daun, weil die Eigentümerin finanziellen Forderungen nicht mehr nachkommen konnte und die Gebäude beliehen sind.

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