Drei Männer und die Leidenschaft fürs Kehren

Kirsbach · Schornsteinfeger aus Leidenschaft: Das trifft auf drei Brüder aus Kirsbach zu - Bernd, Andreas und Heinz Wagner. Sie fühlen sich wohl in ihrem Metier.

 Mit Leiter und Zylinder: Die Brüder Bernd (von links), Andreas und Heinz Wagner sind Schornsteinfeger. TV-Foto: Helmut Gassen

Mit Leiter und Zylinder: Die Brüder Bernd (von links), Andreas und Heinz Wagner sind Schornsteinfeger. TV-Foto: Helmut Gassen

Kirsbach. Wenn Schornsteinfeger wirklich Glück bringen sollen, dann müssen Toni und Erna Wagner aus Kirsbach (Verbandsgemeinde Kelberg) wohl immer auf der sicheren Seite sein.
Denn ihre drei Jungs Bernd (38), Heinz (37) und Andreas (31) haben nacheinander alle den Beruf des Schornsteinfegers gelernt. Und alle drei haben inzwischen den Meisterbrief ihres Fachs.
"Der Beruf ist interessant. Man kommt mit vielen unterschiedlichen Leuten zusammen. Die Arbeit ist vielseitig und nie eintönig. Man hat viel mit Technik zu tun. Das gefällt mir", sagt Bernd Wagner.
Schon früh hatte der Kirsbacher den Spaß am Schornsteinfegerhandwerk entdeckt. "Ich habe dem Schornsteinfeger bei der Arbeit zugeschaut, und das hat mir gefallen", sagt der heutige Boxberger, dessen Kehrbezirk sich zurzeit von der Verbandsgemeinde Adenau bis nach Altenahr erstreckt. Als Jugendlicher hat er Praktika bei der Post und beim Schornsteinfegermeister gemacht. Letzteres hat den Ausschlag für seine Berufswahl gegeben.
In Hillesheim lernte er den Beruf und begegnete dort seinem Freund und späteren Arbeitgeber. Bernd Wagner sagt: "Mein jetziger Chef kam schon als Geselle nach Kirsbach kehren. Ich habe ihm bei der Arbeit zugeschaut." Als dieser sich als Meister selbstständig gemacht habe, fing Bernd Wagner an, bei ihm zu arbeiten. Er selbst bildete dort seinen Bruder Andreas aus.
Andreas Wagner wurde von seinen Brüdern geradezu angesteckt für den Beruf. Wenn er Ferien hatte, fuhr er mit seinem Bruder Bernd zur Arbeit und schaute ihm zu.
"Auch mir gefällt der Kontakt mit den Menschen und die Abwechslung in dem Beruf. Mit dem Schmutz habe ich kein Problem", sagt er. Sein Arbeitsbezirk erstreckt sich heute von Schuld, Reifferscheid, Hümmel (Kreis Ahrweiler) bis zur Grenze zu Nordrhein-Westfalen.
Der Dritte im Familienbund, Heinz Wagner, hat zwar seinen Arbeitgeber in Adenau. Doch er arbeitet in die Stadt Neuwied und in einem Teil des Westerwalds. "Es gibt auch in diesem Beruf Höhen und Tiefen, aber er gefällt mir. Den ganzen Tag irgendwo im Büro sitzen, das könnte ich nicht", erzählt er.
Vieles erleben die drei bei ihrer Arbeit. Dass einige Kunden sie als Glücksymbol sehen, ist nur einer davon (siehe Extra). "Wenn ich in Altenahr tätig bin, kommen oft Touristen, die an den Jackenknöpfen drehen wollen", erzählt Bernd Wagner.
Auch sein Bruder Andreas kennt das Spiel. "Sogar Lottozahlen musste ich schon jemandem nennen. Es hat aber nichts gebracht", sagt er schmunzelnd. Bei der Liebe hat das Glück aber noch nicht bei Heinz und Andreas zugeschlagen, die beiden sind noch auf der Suche.
Aber auch die negativen Umstände unserer Zeit spüren die drei Brüder. "Die Leute haben nie viel Zeit. Man merkt den Stress, den sie oft haben", sagen sie. Bei älteren Leuten hingegen merke man sofort, wenn sie allein leben. Sie suchten mehr Gesprächsstoff. "Dann muss man sich auch mal länger dort aufhalten", weiß Bernd Wagner.
Bereut haben alle drei ihre Berufswahl nicht. "Einen anderen Beruf gab es für mich nicht. Ich würde es immer wieder machen", sagt Bernd Wagner. Und die Brüder stimmen zu.Extra

Schornsteinfeger werden gerne als Glücksymbol betrachtet. Das rührt noch aus der Zeit, als es noch keinen Brandschutz gab und die Kamine nicht gereinigt wurden, was zu vielen Bränden führte. Hatte der Schornsteinfeger jedoch den Kamin gekehrt, sagte man: "Der Kaminfeger war da, jetzt haben wir Glück." Manche Menschen wollen noch heute vom Schornsteinfeger den Lottozettel ausgefüllt haben, andere drehen an den goldenen Knöpfen der Jacke oder zupfen an der Jacke. Es gibt den Spruch "Schornsteinfeger zur Linken, Glück wird winken - Schornsteinfeger zur Rechten, Glück wird brechen". HG

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