Drei Viertel für zwei ist ein Viertel zu wenig

DAUN/NIEDERSTADTFELD. Esther Ben M’rad ist die neue Schulsozialarbeiterin in der Ganztagsschule (GTS) Niederstadtfeld und der Hauptschule Daun. Die 26-jährige Diplompädagogin besetzt eine Stelle, deren Finanzierung hart erkämpft wurde.

Seit Aschermittwoch ist Esther Ben M'rad im Einsatz: eine Schulsozialarbeiterin für 560 Schüler an zwei Schulen. Nachdem das Projekt des Bistums, in dem Bernd Berens als Schulsozialarbeiter eingesetzt war, 2005 auslief, kämpften alle kommunalen Gremien im Kreis für eine Fortsetzung. Im Dezember kam Landrat Heinz Onnertz mit der frohen Botschaft aus Mainz. Das Land übernimmt den Löwenanteil (etwa zwei Drittel) der Kosten und gibt einen Jahreszuschuss von 30 600 Euro. Davon geht ein Viertel an die Finanzierung der Stelle der Schulsozialarbeit am Dauner Förderzentrum in Trägerschaft des Jugendhilfevereins.Eine Regelung, die bis zum Jahresende gilt

Die Stelle von Ben M'rad ist in Trägerschaft der Caritas Westeifel. Geschäftsführer Winfried Wülferath: "Gemeinsam mit dem Jugendamt waren wir uns einig, dass eine Drei-Viertel-Stelle für die beiden Schulen zu wenig ist. Deshalb teilen sich der Kreis, die Caritas und die VG Daun als Schulträger den fehlenden Anteil." Diese Regelung gelte bis Jahresende. Wülferath setzt auf Kontinuität und sagt: "Das Land bewilligt die Gelder zwar jährlich, aber die Schulsozialarbeit ist nicht als Projekt angelegt und wird deshalb vermutlich ohne zeitliche Begrenzung laufen." Für Ben M'rad gibt es viel an den beiden Schulen zu tun. Sie bilanziert die ersten Wochen: "Auch wenn die Präventivarbeit im Vordergrund steht, haben sich in Niederstadtfeld schon sechs Einzelfall-Betreuungen ergeben." Dabei geht es vorwiegend um Schüler, die den Unterricht schwänzen. Bei einigen von ihnen kommen noch familiäre Probleme oder Schwierigkeiten beim Übergang von Schule zum Beruf hinzu. Die Diplompädagogin führt Gespräche mit Lehrern, Eltern und Jugendamt. Sie sagt: "Einige Familien stehen sowieso in der Betreuung durch das Jugendamt und dann helfen Rückmeldungen, auch positive, wenn sich die Lage an der Schule gebessert hat." An der Notwendigkeit, die Stelle zu besetzen, lassen beide Schulleiter keinen Zweifel. Matthias Klein, GTS-Schulleiter, meint: "Selbst wenn wir Lehrer dafür ausgebildet wären, hätten wir gar keine Zeit dafür." Sein Dauner Kollege Hans Schlüter erklärt: "Wir sind keine Schulen in sozialen Brennpunkten, brauche aber dennoch Schulsozialarbeit."Von Gewaltprävention bis zu Aidstagen

Das Netzwerk, aufgebaut von Berens mit außerschulischen Partnern wie Polizei, Pro Familia, Jugendpflegern, Berufsschule oder Jugendamt müsse aufrecht erhalten werden. Die Deeskalationstrainings in den neunten Klassen wird Ben M'rad - in Zusammenarbeit mit der Polizei - fortführen. Die Diplompädagogin hat reichlich Erfahrung im Umgang mit schwierigen Jugendlichen gesammelt, auch im Ausland. Neben Gewalt- komme auch die Suchtprävention nicht zu kurz. Gemeinsam mit Pro Familia werden an beiden Schulen Aidstage und Projekttage zur Sexualaufklärung veranstaltet. Außerdem kann sie auf das Caritas-Netzwerk mit Sucht-, Schwangeren- und Schuldnerberatung oder Kinderschutzdienst zugreifen. Im August wird im Kreis eine weitere Stelle für Schulsozialarbeit eingerichtet, wahrscheinlich an den Hauptschulen in Hillesheim und Gerolstein, allerdings in anderer Trägerschaft. Wülferath erklärt dazu: "Der Kreis möchte eine Träger-Pluralität und wird im nördlichen Kreis wohl mit Don Bosco zusammenarbeiten." In der Kreisverwaltung wird der Einstieg in die Schulsozialarbeit durchweg positiv gesehen. Pressesprecher Heinz-Peter Hoffmann: "Auch wenn noch nicht alle Wünsche sofort erfüllt werden können, ist ein guter Anfang gemacht, worauf in den nächsten Jahren aufgebaut werden kann."

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