Dringend gesucht: Neuer Burgherr mit viel Fantasie

Dreis-Brück · Die Dreiser Burg soll verkauft werden. 540 000 Euro kostet das Schmuckstück im alten Ortskern. Der 87-jährige Besitzer will sich von der Immobilie trennen, da seine Kinder kein Interesse daran haben und ihn der LKW-Lärm der Bundesstraße stört. Droht nun ein teurer Leerstand?

Dreis-Brück. Wer schon immer einmal Burgherr werden wollte, hat in Dreis die Gelegenheit dazu. Die Dreiser Burg, direkt an der Bundesstraße 421 im alten Ortskern gelegen, steht zum Verkauf. Auf zahlreichen Immobilienseiten im Netz und beim Internet-auktionshaus Ebay wird das Objekt feilgeboten. Bei Ebay freilich nur als Inserat, ersteigern kann man das Gebäude mit 19 Zimmern nicht.
Der Preis für die als "einmalige Chance" und "märchenhafte Wohnburg" angepriesene Immobilie beträgt 540 000 Euro. Dafür bekommt der Käufer 330 Quadratmeter Wohnraum, verteilt auf fünf Stockwerke, samt Nebengebäuden auf einer Grundstücksfläche von rund 2200 Quadratmetern. "Ich bin 87 Jahre alt, und meine Kinder haben kein Interesse an der Burg", nennt Besitzer Dieter Schewe den Grund für den Verkauf. 1995 hatte er das Gebäude erworben und restauriert. Ankauf plus Instandsetzung des 400 Jahre alten Baus (siehe Extra) hätten ihn seinerzeit 1,4 Millionen D-Mark gekostet.
1995 erworben und restauriert


"Die Burg jetzt mit Verlust zu verkaufen, berührt mich wirtschaftlich wenig, emotional hingegen sehr", sagt Schewe. "Ich verkaufe sie nur ungern, aber was bleibt mir in meinem Alter anderes übrig?"
Dass die Burg jedoch noch einmal den Besitzer wechselt, bezweifelt Schewe. Das größte Hindernis für einen Verkauf stellen für ihn die zahlreichen Lastwagen dar, die täglich über die B 421 rollen.
Die Lärmbelästigung sei mit ein Grund gewesen, warum Schewe die Burg selbst nicht mehr nutzt. Droht dem Besitzer nun ein teurer Leerstand?
Wanda Oud, die das Gebäude über Eifel Plus Immobilien anbietet, sieht dies anders. "Sicherlich steht die Burg direkt an der Bundesstraße nicht an der besten Stelle, doch in der Burg selbst hört man keinen Lärm." Auch könne man die Burg mit ein paar Veränderungen - wie einer Mauer oder Bäumen - noch besser von der Straße abschirmen. Potenzielle Käufer könnten die Dreiser Burg auch gewerblich nutzen. "Zum Wohnen ist sie meiner Meinung nach eh zu groß", sagt Oud.
Eine gewerbliche Nutzung kann sich auch der Dreiser Ortsbürgermeister Michael Jax vorstellen. Neben Wohnzwecken führt Jax die Nutzung als Hotel oder Restaurant bis hin zur Anmietung der Burg für kulturelle Veranstaltungen ins Feld.
Die Sorge, dass die Immobilie keinen Käufer finden könnte, teilt er jedoch mit dem Besitzer. "Ich muss Herrn Schewe zustimmen, die Belastung durch den LKW-Verkehr ist enorm hoch. Abhilfe könnte hier nur der langersehnte Lückenschluss der A 1 schaffen", sagt Jax.
Dass der Ort etwas dafür tun könnte, die Burg an den Mann zu bringen, hält Jax für schwierig. "Wir haben schon mit Leerständen ganz normaler Wohnhäuser zu kämpfen", sagt der Bürgermeister. Der Besitzer selbst wünscht sich, dass der Käufer in der Dreiser Burg wohnt und arbeitet. Man könne dort beispielsweise einen kleinen Pferdehof einrichten. Aber auch eine rein gewerbliche Nutzung sei denkbar. "Der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt", sagt Schewe.Extra

Die Dreiser Burg wird erstmals im Jahr 1579 erwähnt. Das Gebäude wird in einer Belehnungsurkunde als Amtshaus des Schultheißen Jacob Demeradt und seiner Frau Maria, einer unehelichen Tochter des Grafen von Manderscheid, ausgewiesen. In den folgenden Jahrhunderten sind Angehörige der Familien Fischer und Stoll die berechtigten Lehensträger. Im Verlauf weiterer Verzweigungen kommen die Familien Müller und Knorr hinzu. 1975 verkaufen die Schwestern Mathilde Eulenberg und Brigitte Leclaire (aus der Knorr-Linie) die Burg. Danach wechselt sie mehrfach den Besitzer. Durch den Verkauf werden die umfangreichen Restaurierungen im Außen- und Innenbereich möglich, die die Burg in ihren ursprünglichen Zustand zurückversetzen. Vor der Restaurierung besaß die Burg keine Ecktürmchen und hatte einen viel niedrigeren Treppenturm. Quelle: Dorfchronik Dreis-Brück

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