"Drogen für drei bis vier Leben"

Gerolstein · In der psychiatrischen Abteilung des Krankenhauses Gerolstein werden seit Jahren auch Drogenabhängige behandelt. Der TV sprach mit einem von ihnen.

 Dr. Stefan Thielscher, Chefarzt der Pshychiatrie.TV-Foto: Mario Hübner

Dr. Stefan Thielscher, Chefarzt der Pshychiatrie.TV-Foto: Mario Hübner

Foto: (e_gero )

Gerolstein. Drogen - von Alkohol und Tabletten über Cannabis bis hin zu Amphetamin, Kokain und Heroin - bestimmen seit Jahren das Leben des 48-jährigen Suchtpatienten, der zu einer dreiwöchigen Entziehungskur in der Gerolsteiner Klinik ist. Er berichtet, dass er allein im vergangenen Jahr sechs seiner Bekannten durch Drogen verloren habe. Auch er habe in seiner Zeit auf der Straße oft mit Selbstmordgedanken gespielt. Er sagt: "Die Menge an Stoff, die ich eingeworfen habe, reicht für drei bis vier Leben. Ich bin es satt."

Beschaffungskriminalität brachte ihn ins Gefängnis. Die Familie zerbrach. Dass er keinen Kontakt mehr mit seiner Tochter hat, bedauert er am meisten. Er kam mehrfach zum Entzug in eine Klinik. Kaum draußen, griff er rasch wieder auch zu harten Drogen. Momentan fühle er sich aber so gut wie lange nicht. Er habe seit seiner Aufnahme in die Klinik 22 Kilo zugenommen und wiegt nun 88 Kilo - bei 1,96 Metern Körpergröße.

Wie es nach seiner Entlassung weitergeht? Er wolle sich um sein Haus kümmern, das nach einem Brand heruntergekommen sei. Und die Drogen? Er sagt, er wolle davon loskommen, "sonst bin ich in einem halben Jahr tot".Extra

Herr Thielscher, wie viele Drogenabhängige behandeln sie und wie lange bleiben diese?
Thielscher: Im Jahr werden 1200 Patienten behandelt, davon 50 mit Drogensucht. Mit Alkoholproblem sind es 25 Prozent. Wir haben 76 Betten in Gerolstein und Bitburg.

Nehmen die Patienten die Hilfe von sich aus in Anspruch oder werden sie eingewiesen?
Thielscher: 50 bis 60 Patienten kommen gezwungenermaßen. Nach ein paar Tagen sind sie aber freiwillig hier. Wie alt sind die Patienten? Thielscher: 18 bis 40 Jahre.

Woher kommen die Patienten?
Thielscher: Heute alle aus der Eifel, früher auch aus dem Ruhrgebiet.

Wie sieht ein Entzug aus?
Thielscher: Wir machen seit 20 Jahren den warmen Entzug, benutzen also Ersatzdrogen und schleichen sie langsam aus dem Körper aus. Einsperren, festschnallen. Das ist vorbei.

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