Dialekt Die Mundart vor dem Vergessen bewahren

Schalkenmehren · Edmund Münch aus Schalkenmehren sorgt dafür, dass Eifeler Dialekt – speziell der seines Heimatorts – nicht verloren geht. Er sammelt Worte und Ausdrücke auf Platt und hält sie im Computer fest.

 Der Schalkenmehrener Tischlermeister Edmund Münch bei der „Platt“-Bearbeitung an seinem PC.

Der Schalkenmehrener Tischlermeister Edmund Münch bei der „Platt“-Bearbeitung an seinem PC.

Foto: TV/Bernd Schlimpen

„Während meiner Jugendzeit vor mehr als 50 Jahren hatte ich mit meiner Schwester Conny ein kleines Heft angelegt, in dem wir alte und lustige Schalkenmehrener Wörter notierten, damit sie in Erinnerung bleiben“, erinnert sich Münch. Seit 15 Jahren hat er für seine Hobby-Sammlung auf dem PC Tabellen für häusliche, berufliche, kirchliche, landwirtschaftliche und umgangssprachliche Begriffe sowie Schimpfworte, nach Buchstaben sortiert, angelegt. Auch die Schalkenmehrener Hausnamen sind extra gespeichert. „Ich mache  keine wissenschaftliche Arbeit, sondern lege einfach eine Hobby-Sammlung an, damit alte Sprachschätze nicht verlorengehen“, erklärt Münch seine Motivation.

Der Tischlermeister hat mit vielen Leuten zu tun, die ihn mit „wertvollem Sammlermaterial“ und Anregungen  versorgen. Ein großer Teil seines Platt-Wortschatzes kommt von seinem Elternhaus und seinen (mittlerweile verstorbenen) Onkel Edmund und Richard Scholzen.

Das Sammeln mache ihm sehr viel Spaß. Eine besondere Erkenntnis: „Es ist deutlich zu sehen, dass die Eingeheirateten aus anderen Dörfern neue Begriffe in das Schalkenmehrener Platt mitgebracht haben“, erklärt der 65-Jährige.

Bei seinen Eintragungen achtet Münch nicht so sehr auf korrekte Rechtschreibung, sondern schreibt den Dialekttext einfach wie er in Schalkenmehren gesprochen wird. Hierzu nennt er einige Beispiele für gebräuchliche Redewendungen: „,Läitsjehäijer’ ist die Frau, die von Haus zu Haus zieht, um Neuigkeiten zu verbreiten. ,Sählefruu’ ist ein Griesgram, den man nie fröhlich sieht und ein ,Onneweldswääch’ ist der landwirtschaftliche Weg zwischen zwei Feldern.“ Das Repertoir an Schimpfworten wie zum Beispiel Sellert, Seepes, Tooter oder Dämel in der dörflichen Sprache ist auffällig groß. Ebenso die Auswahl an Begriffen, die aus der Landwirtschaft stammen und somit damals im Lebensmittelpunkt der Menschen standen, erläutert Münch. So spricht man bei einem Rind zwischen dem Alter eines Kalbs und einer Kuh von „Brehling“ und von einer „Kretzmill“ für ein Gerät zum Häckseln von Kartoffeln und Zuckerrüben.

In seiner Sammlung befinden sich allerdings nicht nur einzelne Worte. Auch typische Redewendungen wie „Dou mäs e Jesicht, als wenn der de Kaatz de Wuscht von de Schmärr jeklaut hät.“ (Du machst ein trauriges, schlechtgelauntes Gesicht) oder  „Däm lo kaans de um Joon de Schohsollen beschloon“ (Der geht so langsam, daß man ihm beim Gehen die Schuhe besohlen kann) sichert Münch, damit sie die Zeit überdauern können. 

„Insgesamt rund 2750 Begriffe habe ich bisher gesammelt. Zuerst hatte ich nur etwa 500 vermutet, aber ich werde ohne Schwierigkeiten bis 3000 kommen können. Es ist wichtig, daß man die Dorfsprache als Kind durchgängig  gehört hat, sonst ist es schwer, die Ausdrücke und ihre Bedeutung zu erkennen“, weiß der Schalkenmehrener.

Der Zuwachs an Worten gehe nunmehr sehr langsam. Meist würden ihm Worte einfallen, die er bereits eingetragen habe. „Am besten ist es, ein ganzes Thema in kleinen Schritten durchzugehen, dann kommen die Worte von alleine“, beschreibt er abschließend seinen Arbeitsvorgang.

Etwa 150 ausgesuchte  Worte sind  auch in der Chronik des Drei-Maare-Dorfes zu lesen. Nun schreibt er an einem Buch, in welchem die Kindheitserinnerungen auf dem Land sehr umfangreich wiedergegeben werden sollen. Es wird zunächst von den Jahren 1961 bis 1965 handeln.

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