Menschen Eifeler holt Silber in der Wüste

Kaperich · Noch hat Patrick Gundert aus Kaperich seine Ausbildung als Fachkraft für Abwassertechnik nicht abgeschlossen, er darf sich aber schon Vize-Weltmeister in seiner Berufssparte nennen. In Abu Dhabi verpasste er den Sieg nur knapp.

  Patrick Gundert aus Kaperich holt in Abu Dhabi den zweiten Platz.

 Patrick Gundert aus Kaperich holt in Abu Dhabi den zweiten Platz.

Foto: Tv/Helmut Gassen

Ein Mitglied einer Nationalmannschaft aus der Verbandsgemeinde Kelberg (Landkreis Vulkaneifel): Das hat es wohl noch nicht oft gegeben. Patrick Gundert aus Kaperich hat es geschafft: Er gehörte zum deutschen Team, dem 42 Frauen und Männern aus den Bereichen Industrie, Handwerk und Dienstleistungsbereich angehörten, das bei den WorldSkills, der Weltmeisterschaft der Berufe, angetreten ist. Mehrere Monate hat sich Gundert vorbereitet, um sich der Konkurrenz in Abu Dhabi (Vereinigte Arabische Emirate) stellen zu können. Beim Wettbewerb traten insgesamt 1300 Teilnehmer aus 51 Berufen an.

Patrick Gundert erlernt bei den Servicebetrieben der Stadt Neuwied den Beruf der Fachkraft für Abwassertechnik, im Mai 2018 absolviert er seine Abschlussprüfung. Sein Beruf ist für ihn längst Berufung, auch wenn dies angesichts des beruflichen Umfelds und der Aufgaben manchen erstaunt. „Der Beruf ist abwechslungsreich und macht mir viel Spaß. Es ist die Kombination vom Bereich Labor, viel Biologie und mechanisch-elektrischen Arbeiten. Ich muss in meinem Ausbildungsbetrieb die komplette Wartung und Steuerung vom Klärwerk übernehmen“, erklärt der Kapericher. Auch seine Mutter Renate Gundert freut sich über die Begeisterung ihres Sohnes: „Er wollte das unbedingt machen, und ich finde auch, es ist ein ganz toller Beruf.“
Gundert kam durch den Chef seines Vaters Werner auf die Idee, den Beruf Fachkraft für Abwassertechnik zu erlernen: „Ich habe zuerst einen dreitägigen Crashkurs im Klärwerk absolviert, danach ein Praktikum und mich dann dafür beworben“, erzählt Gundert. Bei der Offenen Deutschen Meisterschaft 2016 in München setzte er sich noch im ersten Lehrjahr bei einem Wettbewerb in München durch und wurde Deutscher Meister.

Danach ging es noch nach Stuttgart zum Wettbewerb gegen sechs andere Teilnehmer, wo er sich als Bester für die WorldSkills, die 2017 erstmals in Abu Dhabi stattfanden, qualifizierte. Im Demonstrationswettbewerb „Water Technology“ nahmen Teilnehmer aus Brasilien, Iran, Südafrika, Russland und Deutschland teil. An aufmerksamen Beobachtern mangelte es während des viertägigen Wettbewerbs nicht. Außentemperatur 42 Grad, aber in der Halle (mit erträglichen 18 Grad) tummelten sich rund 100 000 Besucher. Und denen wurde einiges geboten: eine Eröffnungsfeier mit Darbietungen und Lasershow, die Teams beim Einmarsch mit gleichem Outfit und Fahnenträger, Bilder, die auch Patrick Gundert wohl so schnell nicht mehr vergisst.

Vier Tage musste er voll konzentriert bei der Sache sein. Die Ansprüche waren hoch, auch wenn die Disziplin „Water Technology“ zum ersten Mal Teil des Wettbewerbs war. Gundert musste sich — mit einer 3-D-Brille — in einer simulierten Kläranlage zurechtfinden. Es wurden Aufgaben gestellt, wie Fehlerstellen im Klärwerk finden, Betriebswerte erfassen, Filter einstellen oder defekte Rohrleitungen reparieren. Immer beobachtet von Experten.

Ein Test, den Patrick Gundert aus Deutschland nicht kannte, stellte ihn vor Probleme, was auch den ganz großen Erfolg verhinderte. 79 von 100 möglichen Punkten erreichte Gundert, was die Silbermedaille bedeutete, nur 1,6 Punkte trennten ihn schließlich vom Sieg, den ein Teilnehmer aus dem Iran holte. Die nächsten WorldSkills finden 2019 im russischen Kasan statt. Und Patrick Gundert? Er konzentriert sich wieder auf seine Ausbildung und die kommende Abschlussprüfung in diesem Jahr.

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