Aus dem Archiv März 2019 Plan der Kommunen – Statt Zügen sollen Fahrräder auf der Eifelquerbahn rollen

Daun/Gerolstein/Kelberg/Ulmen · Kreise und Verbandsgemeinden wollen die Trasse zwischen Kaisersesch und Gerolstein kaufen, wenn sich kein neuer Bahnbetreiber findet. Die Mehrheit des Kreistags Vulkaneifel unterstützt dieses Vorgehen.

 Findet sich noch jemand, der die Eifelquerbahn wieder für Züge in Betrieb nehmen will? Wenn nicht, steht nun die Option Radweg im Raum.

Findet sich noch jemand, der die Eifelquerbahn wieder für Züge in Betrieb nehmen will? Wenn nicht, steht nun die Option Radweg im Raum.

Foto: Kevin Ruehle

Es fährt kein Zug nach irgendwo: Das gilt nach nun mehr als sechs Jahren  auch für den Bahnhof Daun. Er liegt am Teilstück der Eifelquerbahn (EQB) von Gerolstein bis Kaisersesch, auf dem zuletzt Ende 2012 ein Zug gefahren ist. Seitdem ist viel über eine Nutzung der Strecke diskutiert worden. Ein Ergebnis: Der Kommunale Arbeitskreis EQB hat festgestellt, dass eine rein touristische Nutzung, wie es sie von 2001 bis 2012 gegeben hatte, für die Verbandsgemeinden Daun, Gerolstein, Kaisersesch, Kelberg und Ulmen sowie die Kreise Cochem-Zell und Vulkaneifel nicht zu stemmen ist. Denn das hätte Investitionen von  etwa 24 Millionen Euro bedeutet, davon rund 3,6 Millionen Euro aus kommunaler Kasse.

Vorschlag des Arbeitskreises: Wenn schon investieren, dann richtig, sprich 40 Millionen Euro, die laut Gutachten mindestens nötig wären, um die Strecke wieder für einen regulären Nahverkehr zu reaktivieren. Was Sache des Landes gewesen wäre, aber Mainz hat mitgeteilt, dieses Projekt könne „vor dem Hintergrund der fehlenden Wirtschaftlichkeit nicht finanzieren werden.“

„Wir sind mit Plan A, B, C und D gescheitert, jetzt kommt Plan E“, sagt der Bürgermeister der Verbandsgemeinde (VG) Ulmen, Alfred Steimers. Und der könnte ein Radweg sein, aber bevor der erste Fahrer darauf unterwegs sein wird, kann es – auch wenn alles gut läuft – noch Jahre dauern.

Aktuell steht die Strecke zum Verkauf – aber nur für Eisenbahnverkehrsinfrastrukturunternehmen. Wer sich zum Betrieb der Strecke verpflichtet – der Instandsetzungsbedarf liegt bei etwa 40 Millionen Euro – könnte mit 426 633,41 Euro ein vermeintliches  Schnäppchen machen. Aber mit der Summe allein ist es ja nicht getan, um wieder Zugverkehr möglich zu machen.

Dass der Bau eines Radwegs auf der Bahnstrecke eine realistische Option sein könnte und eine Umsetzung gemeinsam angegangen werden sollte, darin sind sich die beiden Kreise sowie die fünf Verbandsgemeinden einig.

Nun gilt es, entsprechende Grundsatzentscheidungen in den Räten herbeizuführen. Das hat der Kreistag Vulkaneifel in seiner letzten Sitzung der auslaufenden Wahlperiode getan. Mit großer Mehrheit ist die von der Kreisverwaltung vorgeschlagene Vorgehensweise (siehe Info) beschlossen worden. Bis zu einem Radweg sei es noch ein langer Weg, erklärte Landrat Heinz-Peter Thiel, aber diese Option biete den größtmöglichen Kosten-Nutzen-Effekt. Nun habe er das Mandat, in entsprechende Verhandlungen zu gehen, wenn sich nach Ablauf der Frist Anfang April niemand gemeldet habe, der die Strecke übernehmen wolle. Vorrang habe die Sicherung der Strecke.

Geklärt werden muss auch, inwieweit das Land das gemeinsame Vorhaben unterstützt. Denn ohne eine Förderung könne kein Radweg entstehen, sagt der Ulmener Verwaltungschef Steimers, der die Kosten für einen Umbau auf 10 bis 15 Millionen Euro schätzt.

„Es ist der richtige Zeitpunkt, ein Signal zu geben, dass auch der Kreis Vulkaneifel bereit ist, sich am Kauf der EQB-Teilstrecke zu beteiligen“, erklärte CDU-Kreistagsmitglied Matthias Pauly, früherer Bürgermeister der VG Gerolstein. So sah es auch die FWG-Fraktionsvorsitzende Karin Pinn: „Der Abschied von der EQB fällt sicher niemand leicht, aber wir sollten uns nicht in Histörchen verzetteln, sondern lieber die Bahnstrecke Köln-Trier fördern.“

„Ich als Bahnfan hätte mir einen ÖPNV auf der Strecke sehr gewünscht, aber irgendwann muss man dann doch die Segel streichen“, signalisierte Grünen-Fraktionssprecher Dietmar Johnen Zustimmung für den von der Verwaltung vorgeschlagenen Weg. Anders sah das die SPD, die die Vorgehensweise als „voreilig und kontraproduktiv“ wertete. Denn ihrer Kenntnis nach gebe es einen ernstzunehmenden Interessenten für den Betrieb der Strecke, einen Namen nannte der stellvertretende Fraktionsvorsitzende Georg Linnerth aber nicht. Er wies zudem darauf hin, dass der Bund ein mit einer Milliarde Euro ausgestattetes Förderprogramm zur Erhaltung und Nutzung der Eisenbahn im ländlichen Raum für den regelmäßigen Zugverkehr aufgelegt habe. „Der Verband der Deutschen Verkehrsunternehmen hat die Eifelquerbahn als potentielle Strecke in das Programm aufgenommen und eine Förderung beantragt. Warum also jetzt schon Fakten schaffen, statt neue Überlegungen anzustellen?“, erklärte Linnerth.

Auch Hildegard Slabik-Münter (Linke) war gegen den Verwaltungsvorschlag. Aus ihrer Sicht solle man die Bahn-Option nicht abschreiben. Und: „Das Konzept der Umnutzung von Bahnstrecken in Radwege hat ausgedient.“

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort