Infrastruktur Erst Schiene, dann Strom: Erst nach Wiederaufbau wird Elektrifizierung der Eifelstrecke in Angriff genommen

Bahn bestätigt Termine für die Wiederinbetriebnahme der Eifelstrecke: Ende März soll der Weg frei nach Trier sein, bis Ende 2023 dann auch bis nach Köln.

Kaum errichtet und eröffnet, muss die schöne Überführung im Bahnhof Gerolstein schon bald wieder abgebaut und neu aufgebaut werden. Grund ist die beschlossene Elektrifizierung der Eifelstrecke.

Kaum errichtet und eröffnet, muss die schöne Überführung im Bahnhof Gerolstein schon bald wieder abgebaut und neu aufgebaut werden. Grund ist die beschlossene Elektrifizierung der Eifelstrecke.

Foto: TV/Mario Hübner

Von Mario Hübner

Gerolstein Der Besuch einer hochrangigen Untersuchungskommission des Landtags Rheinland-Pfalz im Bahnhof Gerolstein, die sich um die Jahrhundertflut im Sommer 2021 kümmert und darum, wie die Katastrophenvorsorge künftig verbessert werden kann, brachte ein wenig Beruhigung – und Neuigkeiten. Beruhigung, was die komplette Wiederinbetriebnahme der 160 Kilometer langen Eifelstrecke Trier-Gerolstein-Köln, die durch die Flut massiv beschädigt wurde, betrifft. Denn unlängst kamen Zweifel auf, ob die zugnächst genannten Termine eingehalten werden können. Die Neuigkeiten betrafen die Elektrifizierung und die damit verbundenen baulichen Veränderungen sowie den zweigleisigen Ausbau der Strecke. Hier ein Überblick über den aktuellen Stand der Dinge.

Wiederinbetriebnahme der Eifelstrecke: Derzeit werde alle Kraft in die zügige und fristgerechte Wiederinbetriebnahme der Eifelstrecke gesteckt, meinte Stefan Gleißner, Bereichsleiter der DB Netz, beim Besuch der Untersuchungskommission des Landtags Rheinland-Pfalz zur Aufarbeitung der Jahrhundertflut sowie der künftigen Katastrophenvorsorge. Gleißner ist von Bahnseite aus zuständig für den Wiederaufbau der durch das Hochwasser betroffenen Bahnstrecken in der Eifel und an der Ahr. Seine zentrale Aussage: „Ende März wird der Abschnitt von Gerolstein bis nach Kyllburg in Richtung Trier, bis Ende des Jahres dann der bis nach Kall in NRW in Richtung Köln befahrbar sein.“ Der Zeitplan für den Abschnitt in Richtung Trier war unlängst ins Wanken gekommen, weil sich die notwendige Sanierung einer Brücke bei Birresborn durch das Hochwasser der vergangenen Tage verzögert hatte. Um nämlich den Brückenpfeiler wieder auf Vordermann zu bringen, muss er freigelegt werden, was sich bei Hochwasser als schwierig bis unmöglich herausstellte. Gleißner: „Da es aber nicht weiter geregnet hat und der Pegelstand gefallen ist, können wir den Termin einhalten.“ Dennoch wird es nun Frühjahr 2023 und nicht, wie zunächst von der Bahn verkündet, Ende 2022. Hauptgrund der Verzögerung war nach Auskunft einer Bahnsprecherin, dass die benötigten Kabel nicht in erforderlichen Mengen am Markt verfügbar waren. Wo bislang papierummantelte und somit hochwasseranfällige Kabel verlegt waren, kommen nun besser abgedichtete Glasfaserkabel zum Einsatz, fügte Gleißner hinzu.

 Ungeachtet der Witterung wird am Wiederaufbau der Eifelstrecke gearbeitet.

Ungeachtet der Witterung wird am Wiederaufbau der Eifelstrecke gearbeitet.

Foto: TV/Mario Hübner

Auch die zum Teil zerstörte, aber auf jeden Fall veraltete Stellwerkstechnik wird erneuert. So hält im Stellwerk Gerolstein, von dem aus weitere Bereiche der Eifelstrecke von (Ehrang bis Nettersheim) gesteuert werden, Hightech Einzug. Was beim Anblick der inzwischen abgebauten und ausgemusterten Stellwerkstechnik, die sehr an Museumsstücke erinnert, auch dringend geboten scheint: Die Kommandozentrale ist nun unter anderem mit einer großen Front an PC-Monitoren ausgestattet. Und auch dahinter: neue Kabel und hochmodernes Gerät.

Elektrifizierung: Wer gerne zu Fuß geht, sollte die schöne neue Überführung über die Gleise im Bahnhof Gerolstein nutzen, die den Kasselburgerweg mit der Innenstadt verbindet. Denn sie wird, nachdem sie erst im September 2022 eröffnet wurde, in nicht allzu ferner Zukunft wieder abgebaut – um danach verändert wiederaufgebaut zu werden, was einige Zeit in Anspruch nehmen dürfte. Grund ist die geplante Elektrifizierung der Eifelstrecke zwischen Trier und Köln. „Dafür müssen Brücken oftmals angehoben werden, die Überführung im Bahnhof Gerolstein beispielsweise um rund einen Meter“, sagt DB Netz-Bereichsleiter Gleißner. Beschwichtigend fügt er hinzu: „Da es sich um Modellbauweise handelt, kann vieles wiederverwendet werden.“ Und was für die Fußgängerüberführung im Bahnhof gelte, gelte auch für weitere Brücken wie die vor wenigen Jahren neu gebaute Überführung am Hagebaumarkt runter zum Kyllweg – und die viel befahrene Hochbrücke, bei der aber bislang nur geplant wurde. Auf das ungläubige Kopfschütteln, das die Brücken-Ankündigung bei einigen Kommissionsmitgliedern auslöste, erwiderte der Bahn-Fachmann promt: „Es war nicht abzusehen, dass die Elektrifizierung, für die Bund und Land 400 Millionen Euro in die Hand nehmen, in einer derartigen Rekordzeit beschlossen werden würde.“ Aber unter dem Eindruck der Jahrhundertflut habe sich sehr rasch die Einsicht durchgesetzt, dass der Wiederaufbau nachhaltig gestaltet werden solle. So unterzeichneten im Sommer 2022 sowohl die rheinland-pfälzische als auch die nordrhein-westfälische Landesregierung mit der Bahn einen entsprechenden Finanzierungsvertrag, der die Elektrifizierung der Strecke regelt. Doch diese werde erst im Anschluss an den Wiederaufbau der Strecke in Angriff genommen, um die Wiederinbetriebnahme der gesamten Strecke nicht weiter zu verzögern. Entlang der Strecke wird eine Starkstromleitung gebaut, wodurch Brücken und Überführungen neu gebaut sowie in Tunneln die Gleisanlagen verändert und teilweise abgesenkt werden müssen. Die Arbeiten sollen voraussichtlich 2024 beginnen und bis Ende 2026 abgeschlossen sein.

 Die uralte Stellwerkstechnik im zentralen Stellwerk in Gerolstein, die an Museumsexponate erinnert, ist ausgebaut und durch moderne Technik ersetzt worden.

Die uralte Stellwerkstechnik im zentralen Stellwerk in Gerolstein, die an Museumsexponate erinnert, ist ausgebaut und durch moderne Technik ersetzt worden.

Foto: TV/Mario Hübner

Zweigleisiger Ausbau der Strecke: Als dritter Schritt der Modernisierung der Eifelstrecke gilt der zweigleisige Ausbau, „über die wir gerade intensiv diskutieren“, sagte Gleißner mit Verweis auf Gespräche zwischen, Bund, Land, Zweckverband Schienenpersonennahverkehr (SPNV) und Bahn. Doch er fügte hinzu: „Wenn dies kommt, dann aber viel später und auch nicht durchgängig, denn alleine in Richtung Trier gibt es zehn Tunnel, die nicht so einfach verändert werden können.“

Eifelquerbahn: Auf Nachfrage äußerte sich der Bahn-Fachmann auch zum Thema Eifelquerbahn. Für die Bahn sei dies zunächst einmal eine stillgelegte Strecke, die mit der Wiederinbetriebnahme der Eifestrecke nichts zu tun habe. Falls aber irgendwann einmal die Reaktivierung beschlossen werden würde, sei es kein Problem, auch dort eine Elektrifizierung vorzunehmen und die Oberleitung an die der Eifelstrecke anzubinden.

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