Ein Abschied mit Wehmut - Letzte Messe in der Thomas-Morus-Kirche am Freitag

Daun · Nach 45 Jahren hat sie als Gotteshaus ausgedient: die Thomas-Morus-Kirche in Daun. Vor zwei Jahren hatte die Katholische Kirchengemeinde beschlossen, sich von dem Gebäude und dem Grundstück zu trennen. Bevor ein Verkauf vollzogen wird, steht der formale Akt der Entweihung an.

Ein Abschied mit Wehmut - Letzte Messe in der Thomas-Morus-Kirche am Freitag
Foto: (e_daun )

Daun. "Die Akustik hier ist einmalig", schwärmt eine Gottesdienstbesucherin und ergänzt: "Hier gab es immer so tolle Konzerte, das wird mir fehlen.""So ein toller Chorgesang, ich frage mich, in welcher Kirche die in Zukunft so viele Sänger und Besucher unterbringen wollen", sagt ein anderer. Gut 120 Sänger, eine Bläsergruppe und die Orgel sorgen an diesem Abend noch einmal für eine besondere Atmosphäre in der Thomas-Morus-Kirche, die es so nicht mehr geben wird. Denn die Messe mit dem Singen der Chöre aus dem Dekanat Vulkaneifel ist der letzte Sonntagsgottesdienst.
Die Tage als Kirche sind gezählt, am Freitag wird von Weihbischof Helmut Dieser die sogenannte Profanierung vollzogen. Dieser formale Akt der Entweihung im Rahmen des letzten Gottesdiensts ist auch für Dechant Klaus Kohnz eine neue Erfahrung: "Wie das genau passiert, weiß ich nicht, das habe ich noch nicht erlebt."
Dass die Kirche aufgegeben wird, "ist sicher auch mit Wehmut behaftet", sagt der Dauner Pfarrer Ludwig Hoffmann und spielt darauf an, dass "ganz viele Menschen in dieser Pfarrgemeinde ein Stück ihrer persönlichen Glaubensgeschichte mit dieser Kirche verbindet.""Eine Vernunftsentscheidung"


Er ergänzt: "Das Herz braucht sicher etwas Zeit wie bei allem Abschiednehmen, aber für die meisten Leute ist es einfach eine Vernunftsentscheidung."
Mit der sich die Verantwortlichen der Katholischen Kirchengemeinde nicht leicht getan haben. Vor rund vier Jahren wurde klar, dass das vor 45 Jahren eröffnete Gotteshaus im Unterhalt zu teuer ist und größere Renovierungsarbeiten nötig wären, und das bei einer rückläufigen Zahl der Gottesdienstbesucher. 2013 wurde entschieden: Daun braucht keine zwei katholischen Kirchen mehr, die Thomas-Morus-Kirche wird aufgegeben. Der Plan, Gebäude und Grundstück zu verkaufen, wäre sicher schwerer zu realisieren gewesen, wenn das Gotteshaus wie vom Land in Erwägung gezogen als Denkmal eingestuft worden wäre.
Nachdem das aber vom Tisch ist (der TV berichtete), sind Gespräche mit einem Investor schon recht weit gediehen. "Ein Vertragsentwurf liegt vor, aber es ist darüber noch nicht endgültig entschieden worden", sagt Matthias Brauns, der stellvertretende Vorsitzende des Verwaltungsrats. Genaue Details sollen vor dem letzten Gottesdienst nicht bekannt gegeben werden, aber wohin die Reise grundsätzlich geht, beschreibt Pfarrer Hoffmann: "Es ist daran gedacht, auf dem Kirchengrundstück Platz zu schaffen für ein Wohnkonzept, für das es auch einen Investor gibt, der hier Wohneinheiten im Sinne eines seniorengerechten betreuten Wohnens errichten will. Wir sind nicht diejenigen, die einen Abriss in Auftrag geben, aber es wird schwer sein, hier in die bestehende Kirche Wohnungen einzubauen." Detail am Rande: In der "Datenbank der Kulturgüter in der Region Trier" ist die Thomas-Morus-Kirche unter der Rubrik "Bau- und Kunstdenkmale" schon als ehemalige Pfarrkirche aufgelistet.
Der letzte Gottesdienst in der Thomas-Morus-Kirche beginnt am Freitag, 25. September, um 18.30 Uhr.Extra

 1970 geweiht: die Thomas-Morus-Kirche. TV-Foto/Archiv: St. Sartoris

1970 geweiht: die Thomas-Morus-Kirche. TV-Foto/Archiv: St. Sartoris

Foto: (e_daun )

Die ersten Überlegungen, zusätzlich zur Nikolauskirche ein zweites Gotteshaus in Daun inmitten eines Pfarrzentrums in der Freiherr-vom-Stein-Straße zu bauen, stammen vom Anfang der 1960er Jahre. 1967 wurde in Kooperation von Pfarrgemeinde, Stadt und Bundeswehr mit dem Bau der Thomas-Morus-Kirche im Bereich Berliner/Prümer Straße begonnen. Am 5. Juli 1970 weihte der Trierer Bischof Bernhard Stein das rund 820 000 Euro teure Gotteshaus. Seit 2011 war die Kirche wegen des schlechten baulichen Zustands und zur Einsparung von Heizkosten von Allerheiligen bis Ostern geschlossen. 2013 hatten die hauptamtlichen Seelsorger und die kirchlichen Gremien (Pfarrgemeinde- und Verwaltungsrat) beschlossen, sich endgültig von der Kirche zu trennen. sts

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