Ein Aufnahmestopp ist in Daun kein Thema

Daun · Die Dauner Tafel wird seit Jahresbeginn nicht mehr vom Caritasverband Westeifel betrieben. Seitdem steht ein Trägerverein in der Verantwortung für die Betreuung von gut 800 Menschen aus dem Gebiet des Kreises Vulkaneifel.

Daun. Damals, im Herbst 2007, schaute manch einer noch verwundert, was sich da wohl in der Maria-Hilf-Straße gegenüber dem Krankenhaus abspielt, heute aber ist es längst ein gewohntes Bild: Es ist Donnerstag, Ausgabetag der Dauner Tafel. Drinnen ist schon alles vorbereitet für den Ausgabetag, der für Menschen aus dem gesamten Kreis längst ein fester Termin geworden ist. Die Gründe, warum jemand zur Tafel geht und dort unter anderem Lebensmittel bekommt, sind vielfältig.
Bei dem einen ist die Rente zu klein, bei einem anderen reicht das Arbeitslosengeld nicht, ganz häufig sind es alleinerziehende Mütter. Allerdings bekommt nicht jeder Kunde völlig unkontrolliert Unterstützung, sondern muss nachweisen, dass er darauf angewiesen ist. Die Tafel-Mitarbeiter prüfen in regelmäßigen Abständen die Einkommensnachweise, beispielsweise Arbeitslosengeld-II- oder Rentenbescheide.Mann der ersten Stunde


Derzeit betreut die Dauner Tafel etwa 800 Menschen im Vulkaneifelkreis. Davon sind mehr als 300 Flüchtlinge. Für jeden Ausgabetag werden mindestens 150 Stunden ehrenamtlicher Arbeit benötigt - vom Abholen der Lebensmittel in Märkten, Hotels und anderen Betrieben, über das Einsortieren, Ausgeben und Kassieren des obligatorischen Beitrags von zwei Euro. Die Arbeit in der Tafel ist längst eingespielt, viele der ehrenamtlichen Mitarbeiter sind schon von 2007 an dabei. Wie Rita Schmaus, die berichten kann, dass die Tafel mehr ist, als nur als eine reine Ausgabestelle: "Wir sind auch eine Art Kummerkasten, die Menschen kommen wegen der unterschiedlichsten Dinge mit uns ins Gespräch." Eine ältere Dame erzählt vom Tod ihres Mannes, ein anderer will wissen, wo er günstig Kleider bekommen kann, ein anderer hat Krach mit seinem Nachbarn - alles wie im richtigen Leben. Oder die Tafel wird zur "Kontaktbörse": "Bei uns haben sich ein Syrer aus Jünkerath und einer aus Gillenfeld zum ersten Mal getroffen. Daraus ist eine echte Freundschaft geworden", erzählt Rita Schmaus. Aber was motiviert die vielen Ehrenamtlichen, sich in der Tafel zu engagieren? Manfred Hoffmann, Pensionär aus Niederehe, ist seit 2013 dabei. Er sagt: "Mir geht es nicht schlecht, ich fühle mich verpflichtet, etwas für die Allgemeinheit zu tun. Deshalb bin ich bei der Tafel."
Der Ablauf ist seit Jahren eingespielt, daran hat sich auch dadurch nichts geändert, dass die Tafel seit Kurzem in neuer Trägerschaft ist. Von 2007 bis 31. Dezember 2015 zeichnete der Caritasverband Westeifel verantwortlich, an seine Stelle ist im Januar ein Verein getreten. Dessen Vorsitzender ist Bernd Liebler (74), auch er ein Mann der ersten Tafel-Stunde. Sein Fazit nach drei Monaten: "Der Übergang ist geräuschlos und erfolgreich verlaufen." Neuer Schirmherr ist Heinz-Peter Thiel, und das nicht ohne Grund. Denn nach wie vor gehen manche fälschlicherweise davon aus, die Tafel sei Menschen aus der der Stadt und der Verbandsgemeinde Daun vorbehalten. Aber sie ist für den gesamten Kreis zuständig (Menschen aus mehr als 50 der 109 Orte kommen zur Tafel), was mit der Schirmherrschaft durch den Landrat hervorgehoben werden soll.
Die Zahl der Hilfsbedürftigen ist im Kreis im vergangenen Jahr durch die Flüchtlinge stark gestiegen. "Das hat uns vor eine große Herausforderung gestellt", sagt der zweite Vorsitzende des Trägervereins, Michael Lauer. Nicht nur, weil mehr Lebensmittel gebraucht wurden, sondern weil sich die Helfer den Flüchtlingen wegen der Sprachprobleme gelegentlich intensiver zuwenden mussten, um zu erklären, was in den Regalen liegt. "Aber mittlerweile hat sich das gut eingespielt", sagt Lauer. Trotz der gestiegenen Zahl der Tafel-Kunden sei man in Daun noch nicht an Kapazitätsgrenzen gestoßen, anders als in Wittlich, wo im Februar ein Aufnahmestopp beschlossen wurde. "Wir können nach wie vor jeden aufnehmen, der die Voraussetzungen erfüllt", erklärt der Vorsitzende Bernd Liebler.
An Helfern mangelt es nicht, aber die Ausstattung lässt aus Sicht des Trägervereins zu wünschen übrig. "Oberste Priorität hat für uns ein neues Kühlfahrzeug. Unser derzeitiges ist in die Jahre gekommen und hat uns in jüngster Vergangenheit viele Kosten für Reparaturen beschert", berichtet der Vorsitzende.
Ein weiterer Wunsch: "Ein Lagerraum in unmittelbarer Nähe der Tafel, damit wir nicht so weit fahren müssen wie derzeit, wenn es etwas fehlt und geholt werden muss." Ganz komplett ist die Liste damit noch nicht: "Ein kleines Transportfahrzeug wäre gut. Wir hatten über Jahre eins, aber das hat leider den Geist aufgegeben", sagt Bernd Liebler.Extra

Neben Bernd Liebler und Michael Lauer gehören dem Vorstand des Vereins Dauner Tafel Harald Slomka (Daun) als Geschäftsführer, Günther Selig (Daun) als Schatzmeister und Robert Hermansen (Darscheid) als Logistikbeauftragter an. Beisitzerinnen sind Rita Freyberg (Daun), Anita Monschauer (Daun), Rita Schmaus (Daun) und Marita Zucht (Betteldorf). Weitere Freiwillige sowie Fördermitglieder sind willkommen. Wer für ein neues Kühlfahrzeug spenden will, kann das über die Bürgerstiftung Landkreis Vulkaneifel (IBAN: DE13586512400000 306936, Verwendungszweck Kühlfahrzeug Dauner Tafel) tun. Weitere Informationen im Internet unter www.dauner-tafel-ev.de sts

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort