Ein Bischof in Jünkerath

JÜNKERATH-GLAADT. (bb) Ein Weihbischof hält, was er verspricht: Leo Schwarz hatte nach der letzten Firmung den Jugendlichen im Dekanat seine Teilnahme am Ökumenischen Jugendkreuzweg zugesagt. Jetzt ging er den Kreuzweg betend und singend und hielt am Ende eine packende Predigt.

Die sprichwörtliche Stecknadel hätte man fallen hören können, als sich Leo Schwarz vor dem Bild des toten Jesus in der Klosterkirche Don Bosco an die Teilnehmer des Jugendkreuzwegs wandte und ihnen ohne großes Pathos, dennoch eindringlich erzählte, wie erstmals in seinen Armen ein Mensch gestorben war. Er war junger Priester in Bolivien und hatte einen Schwerkranken auf der Ladefläche eines Lastwagens in die nächste, 180 Kilometer entfernte Stadt begleitet. "Als wir ankamen, starb er," sagte der Weihbischof. "Diesen Toten werde ich nie vergessen." Mit dem Blick auf die Bildtafeln der Künstlerin Hetty Christ, die Ohnmachterfahrungen heutiger Menschen mit der Leidensgeschichte Jesu verflochten hat, mahnte Leo Schwarz die Kriegs- und Aids-Toten und die Opfer von Hinrichtungen und kaltblütigen Morden an. "In jeder Minute sterben elf Kinder an Hunger, das sind 30 000 am Tag. Da könnte man verzweifeln!", rief der Geistliche der Gottesdienstgemeinde zu. Doch er sagte auch Tröstliches: "Ihr habt das Leben noch vor euch, und es soll euch gut gehen." Er appellierte, den Geist Jesu nicht verdorren zu lassen, sondern lebendig zu halten. Zu Fuß, mit Bussen oder im Auto ihrer Eltern und Katecheten waren die Kinder und Jugendlichen an der Kirche des Jünkerather Ortsteils Glaadt angekommen. Der Ökumenische Jugendkreuzweg werde an diesem Tag in rund 6000 Gemeinden bundesweit nach den Motiven der von Hetty Christ gestalteten Bildtafeln für vier Stationen begangen, hatte der Weihbischof zur Eröffnung erklärt. In Jünkerath waren zwei Kirchen Ausgangs- und Endpunkt: die Kirche in Glaadt und die Don-Bosco-Klosterkirche. Auf dem Weg dorthin waren die Rettungswache in Glaadt und die Marienkapelle im Wald unterhalb des Klosters die Stationen. Im Zug der etwa 200 Teilnehmer war Alexander Junk aus Laufeld (Kreis Bernkastel-Wittlich). Für ihn und zwei Dutzend weiterer Mädchen und Jungen aus seiner Pfarrei stand der Jugendkreuzweg mit dem Weihbischof am Beginn eines Firmbewerber-Wochenendes in der Jünkerather Jugendbildungsstätte. "Das war eine Überraschung für uns alle," erzählte der 13-Jährige. Johannes Feltes (15) aus Gerolstein nahm zum dritten Mal an einem Kreuzweg teil. "Mit einem Bischof ist es natürlich etwas Besonderes," meinte er. "Leo Schwarz ist locker und nett und kommt gut rüber." Der gleichaltrige Tobias Leuwer aus Hallschlag war von der Predigt des Weihbischofs begeistert. "Mir hat so gut gefallen, dass er von sich selbst erzählt hat."

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