Ein Dach für die Rekord-Röhre

Niederprüm · Die Partner der "Eifel-Pipeline" haben in Niederprüm die Trägergesellschaft für das Millionenprojekt gegründet: die Landwerke Eifel. Spatenstich: wahrscheinlich im November.

Niederprüm Die Eifel-Pipeline: Noch ist das Millionen-Großvorhaben - amtlicher Name: "Regionales Verbundprojekt Westeifel", siehe weiteren Beitrag - noch nicht im Bau. Trotzdem spricht Joachim Streit, Landrat des Eifelkreises Bitburg-Prüm, von einem historischen Tag, als er in der Niederprümer Zentrale der Kommunalen Netze Eifel (KNE) die Gäste begrüßt. Denn die acht kommunalen Partner des Vorhabens haben gerade den nächsten Schritt auf dem Weg dazu getan. Und gleich kann man sich ein neues Kürzel merken: LWE - es steht für die "Landwerke Eifel".
Die sind gestern als Anstalt öffentlichen Rechts offiziell mit der konstituierenden Sitzung des Verwaltungsrats an den Start gegangen. Die Landwerke werden in Niederprüm ihren Sitz haben - und künftig auch das Geld entgegennehmen, das vom Umweltministerium des Landes in den kommenden Jahren als Förderung überwiesen wird.
Wie schön, dass Umweltministerin Ulrike Höfken (Bündnis 90/Die Grünen) da gleich einen weiteren Bescheid vorbeibringt: für 123 000 Euro - und im Nebensatz erwähnt, dass man für die Biogas-Sparte des Projekts zusätzliche 200 000 Förder-Euro in Aussicht stelle.
Das Land gibt gern, denn was da in der Eifel entstehe, sagt die Ministerin, sei "beispielhaft, nicht nur für die Region und das Land, sondern weit darüber hinaus". Denn das Verbundprojekt ziele darauf, auf innovative Weise Wasserversorgung, Energie-Erzeugung und -Verbrauch in Einklang zu bringen.
Im November wollen sie den Spatenstich setzen: auf dem ersten Bauabschnitt, knapp zehn Kilometer lang, zwischen Lascheid in der Verbandsgemeinde (VG) Arzfeld und Ehlenz in der VG Bitburger Land. Einfach war es nicht bis dahin - Arndt Müller, neben Helfried Welsch einer der Erfinder der Multi-Pipeline, erzählt, dass man "harte Kämpfe ausgefochten" habe, bis alles unter Dach und Fach gewesen sei. Zumal man entlang der Trasse mit allein 70 öffentlichen und 300 Privateigentümern verhandeln musste, bis Nutzungsrechte und Entschädigungen geregelt waren. Kosten dafür auf der gesamten Trassenlänge: 350 000 Euro. Das alles gelang nicht zuletzt dank der "fantastischen Unterstützung" (Müller) die man bisher von allen beteiligten und zuständigen Seiten erfahren habe. Zum Beispiel auch von Michael Horper, dem Präsidenten des Bauern- und Winzerverbands, der bei der Erarbeitung der Verträge mit im Boot gesessen habe.Aber auch die Struktur- und Genehmigungsdirektion (SGD) Nord, die allein für das Verbundprojekt ein eigenes Team zusammenstellte - damit man mit den Genehmigungen zügig vorankommen konnte.
Das Lob kommt umgehend zurück: "Ich habe bisher noch kein Vorhaben erlebt", sagt SGD-Abteilungsleiter Joachim Gerke, "bei dem uns dermaßen perfekte Unterlagen auf den Tisch gelegt wurden." Und deshalb werde man auch Ende August die Genehmigung für den ersten Bauabschnitt der Nord-Süd-Trasse erteilen.
Gut so - denn Welsch und Müller haben gleich einen weiteren Waschkorb mit neuen Unterlagen für Gerkes Behörde dabei. Und helfen gern beim Verladen: "Wir bringen Sie Ihnen auch selbst in den Kofferraum", sagt Arndt Müller.
Die beiden Väter des Vorhabens sind inzwischen schon wieder ein Stück weiter mit ihren Plänen: Etwa beim Thema Breitband-Versorgung. Da stehe man mit einem Investor kurz vor dem Abschluss - sodass auf der gesamten Trasse Leerrohre und Gasfaserkabel verlegt werden können, teils im Eigentum der Landwerke, die darüber ihre Netze und Anlagen steuern können. Helfried Welsch stellt derweil in Aussicht, wie man künftig den "bilanziellen Energieabgleich zwischen den Sparten" regen wolle - unter anderem durch den Einsatz von "künstlichen neuronalen Netzen". Klingt super, weshalb Gerke auch sagt, das Eifelprojekt sei mindestens so cool wie die Innovationen aus dem Silicon Valley. Was sich dahinter allerdings genau verbirgt, das werden wir die beiden noch einmal fragen und demnächst berichten. Die Landwerke, sagt Joachim Streit, der auch den Vorsitz im Verwaltungsrat übernimmt (zum Vorstand zählt auch KNE-Chefin Monika Hau), hätten noch mehr vor, darunter den Bau und Betrieb von regionalen Stromerzeugungsanlagen und später auch den Verkauf von Strom und Biogas-Energie - aus der Eifel für die Eifel.
Kein Wunder, dass Markus Pfeifer, Chef der Eifel-Regionalmarke, irgendwann anerkennend rüberraunt: "Das ist ein geiles Projekt." So sehen es an diesem Tag alle.

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