Ein Dauner in der Wüste

DAUN. Ein Weltenbummler ist Arnold Otten schon immer gewesen. Kürzlich hat er einen Teil der Erde kennen gelernt, die für Ausländer eigentlich verboten ist: die chinische Wüste "Taklamakan".

"Reisen bildet manchmal sehr", hat der französische Dichter Voltaire geschrieben. Das stimmt vielleicht nicht immer, aber garantiert für Arnold Otten aus Daun-Boverath. Er hat kürzlich eine Gegend besucht, die normalerweise für Ausländer tabu ist: die Wüste "Taklamakan". Die riesige Sandebene ist fast so groß wie ganz Deutschland und liegt im Nordwesten Chinas. Otten hatte sich einer Expedition angeschlossen, die von Bruno Baumann geleitet wurde. Baumann gilt als ausgewiesener Tibet-Experte, hat mehrere Bücher veröffentlicht und kennt "die Taklamakan" von früheren Touren. Ziel der jüngsten Reise war die Wiederentdeckung der im Sand versunkenen Stadt Dandan Oilik. Diese war vor mehr als 1000 Jahren eine der Handelsstädte, die entlang der "Seidenstraße" lagen. Seide aus Asien wurde gegen Handelswaren aus Europa getauscht. Irgendwann verschwand die Stadt unter dem feinen Sand der Wüste. Der Forscher Sven Hedin entdeckte sie 1895 unter abenteuerlichen Bedingungen wieder. Wandmalereien zeigten damals indische, griechische und persische Einflüsse.Durch Zufall von der Reise erfahren

Wie aber kommt ein pensionierter Kriminalbeamter aus dem Dauner Ortsteil Boverath in eine entlegene Wüste? Arnold Otten beschreibt sein Interesse so: "Ich bin sehr an fremden Kulturen interessiert und war bereits sechs Mal in Nepal." Durch einen Zufall kam er vor rund zwei Jahren mit Bruno Baumann in Kontakt. In einer Fernsehsendung hatte Baumann von einer geplanten Tibet-Reise erzählt. Otten setzte sich mit dem Entdecker in Verbindung und konnte tatsächlich an der Reise zu heiligen Stätten in Tibet teilnehmen. Daraufhin entwickelte sich ein regelmäßiger Briefkontakt, und schnell stand für Otten fest, dass er die Expedition Baumanns nach China unbedingt mit erleben musste. So kam es, dass Otten vor einigen Wochen mitten im Staub der "Taklamakan" stand, zusammen mit 18 Kamelen, einem Karawanenführer, einem Dolmetscher, drei Kameltreibern, einem chinesischen Koch und sechs anderen Expeditionsteilnehmern. Baumann hatte die strapaziöse und auch gefährliche Tour bis ins kleinste Detail mit Hilfe eines chinesischen Vertrauensmannes geplant, der vor Ort dafür gesorgt hatte, dass die Karawane überhaupt zusammengestellt werden konnte. Schließlich war die Expedition nicht von offiziellen chinesischen Stellen genehmigt. Also mussten Reiseproviant und Wasservorräte für die menschlichen Teilnehmer in ausreichender Menge vorhanden sein. Eine Rettungsaktion von chinesischer Seite würde es nicht geben. Nach den ersten drei Tagen galt es, die erste große Hürde zu überwinden, nämlich mitten in der Wüste Wasser für die Kamele zu finden. Dank der Erfahrung der einheimischen Kameltreiber gelang es tatsächlich, immer wieder Stellen in der unwirtlichen Wüste zu finden, an denen das Grundwasser nach wenigen Metern Tiefe auftauchte. In Tagesmärschen von rund 25 Kilometern, von denen Otten beteuert, "das schafft jeder normale Eifelvereins-Wanderer", erreichte die Gruppe schließlich nach einigem Suchen die ehemalige Stadt Dandan Oilik. Hilfsmittel dabei waren eine rund 100 Jahre alte Karte und ein modernes Navigationssystem. Allerdings hilft auch das beste System nichts, wenn keine genauen Daten über die Stadt bekannt sind. So kam es letztlich auf menschliche Erfahrung an. "Man hat keine Orientierung, man geht eine Düne runter, dann wieder hoch, ja wo ist denn jetzt die Düne an der ich mich orientiert habe?", so Otten. Lohn der Mühe nach vielen Tagen Marsch: Die versunkene Stadt Dandan Oilik. Auch ohne große Ausgrabungen entdeckten die Teilnehmer Reste menschlichen Lebens. So fand Arnold Otten die Reste eines uralten Filzschuhs und Teile eines Fischernetzes - Beleg dafür, dass es einmal Wasser hier gegeben haben muss. Einige Forscher gehen davon aus, dass unter der Wüste ein riesiger Süßwassersee schlummert. Außerdem soll es Öl- und Gas-Vorräte geben. Das würde erklären, warum der chinesische Staat allmählich Interesse an der Wüste zeigt. Für den Eifeler Arnold Otten war das Abenteuer "Taklamakan" sicher nicht das letzte seiner Art. Aber zuerst ist es ihm zu verdanken, dass Ende März kommenden Jahres der Abenteurer und Forscher Bruno Baumann im Dauner Forum von seinen Expeditionen berichten wird.

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