Ein Dorf mit einem ganz speziellen Trumpf

DEUDESFELD. Zum Gebietsentscheid im Wettbewerb "Unser Dorf soll schöner werden - Unser Dorf hat Zukunft" machte die Bewertungskommission Station im Kreissieger-OrtDeudesfeld.

Ortsbürgermeister Günter Bill hat genug getrommelt, und so sind kurz vor der Ankunft der Kommission viele Bürger ins Haus des Gastes gekommen. Stellwände mit Informationen übers Dorf und seine Vereine sind aufgestellt, und Bill hat seine Krawatte vom Kreisentscheid wieder als gutes Omen umgebunden. Deudesfeld hat sich fein gemacht für seinen großen Auftritt, obwohl es "nicht jedes Gras- und Kräuterfitzelchen weggerupft hatte", wie Bill betonte. "Wir legen Wert darauf, dass wir ein Dorf sind und bleiben. So wollen wir uns auch präsentieren. Wollen wir mal sehen, was wir nun noch erhaschen, und lassen uns dann überraschen", dichtet der nach eigener Aussage "kleinste Bürgermeister" von Rheinland- Pfalz.Eifeler Charme mit einer Portion Schlitzohrigkeit

Neben der Kommission mit Leiter Alfons Hausen an der Spitze sind auch ADD-Präsident Josef Peter Mertes und der Landrat und ehemalige "Deisselder" Heinz Onnertz vor Ort. Es folgt eine Vorstellung des Ortes mit einem kurzen Abriss über die sozialen, kulturellen und baulichen Aspekte. "Wirklich vorbildlich hier das Vereinsleben, und auch die Mappe über das Dorf ist gut gemacht", ist Alfons Hausen beeindruckt. Das Dorf hat darüber hinaus einen besonderen Trumpf: Günter Bill. Das 74-jährige Original, seit 39 Jahren im Dienst von "Deisseld" tätig, versprüht jede Menge echten Eifeler Charme und eine gehörige Portion Schlitzohrigkeit. Zur Freude der Kommissionsmitglieder, die bei anderen Besuchen eher ernste und nervöse Mienen zu sehen bekommen.Gut gestärkt mit Schnittchen und Kaffee steuert die Kommission die Kirche von Pater Johann Schröder als erstes Ziel an. Nun wird gepunktet: Der Blumenschmuck von Küsterin Helga Zens aus den Dorfgärten beeindruckt enorm. "So was Schönes, wirklich fantastisch", findet Marie-Luise Niewodniczanska.ADD-Chef Mertes, der noch vorher gesagt hatte, "dass es völlig nutzlos ist, auf mich Eindruck zu machen, weil ich keine Punkte vergebe", bekundet Pater Schröder, die Kirchenausschmückung habe "einen guten Eindruck auf die Kommission gemacht". Das nächste Vorzeigeobjekt ist das Wohnhaus des Bürgermeisters.Die Räume des ehemaligen Ladens sind zu einer Art Touristinformation und Rathaus geworden. Dazu gehört auch, passend zur Statur des Ortschefs, wie er selbst sagt, ein kleines, aber feines Büro für ihn. Bekannt für seine guten Schnäpse, gibt es vom Hausherrn natürlich eine Kostprobe für die Kommissionsmitglieder, was natürlich den Blick für die Schönheiten des Dorfes nicht trüben sollte. Ein altes umgebautes Bauernhaus mit allerlei Stilmöbeln, die Dorfmitte mit Brunnen, ein Aussiedlerbauernhof, der neue Sportplatz - "weiter geht's", ruft Bill.Ein leerstehendes Haus mit herunter hängendem Blechdach lässt die Jury nicht weiter verharren. "Pluspunkte gibt das zwar nicht, das ist eben normal", sagt Edgar Kiewel, Experte für Baugestaltung und Entwicklung. Nun kommt das Lieblingsobjekt der Deudesfelder. Als Erinnerung an den alten "Häär" Michael Leyendecker will die Gemeinde einen noch zu bauenden Platz nach ihm benennen. "Das Geld fehlt uns aber noch. Sie sind genau die richtige Person, die sagt: Jawohl, ihr kriegt die 200 000 Euro dafür", wendet sich Günter Bill an Mertes.Alfons Hausen stellt beim Blick auf das Schild am Ortseingang fest, dass Deudesfeld die erste Gemeinde ist, die ihre Internetadresse dort angibt. "Wir sind fast mit allem führend", stellt Günter Bill lapidar fest. Die Abschlussbesprechung mit der Kommission fällt denn auch positiv aus. "Ich bin überrascht von Deudesfeld. Der Gemeinschaftsgeist ist sehr ausgeprägt, es herrscht ein starkes Traditionsbewusstsein und die Infrastruktur ist gut", stellt Edgar Möller fest. Viele öffentliche Gebäude, viele Plätze mit einer schönen Grünstruktur und alles gut integriert in die Landschaft, lauten die Kommentare der Jury. "Der Gesamteindruck ist wirklich hervorragend", sagt Landschaftsarchitekt Christoph Heckel anerkennend.

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