Ein Dorf packt an

KOLVERATH. Die Gemeindekasse ist leer, dennoch tut sich in dem 120-Seelen-Dorf Kolverath bei Kelberg einiges. Denn wenn Ortsbürgermeister Jürgen Rieder zum unentgeltlichen Arbeitseinsatz aufruft, wie jetzt zur Renovierung der Sankt-Apollonia-Kapelle, lassen die Mitbürger ihn nicht im Stich.

1775 ist die Kapelle erbaut worden. Sie ist klein, aber fein: Gerade mal 35 Quadratmeter misst der Innenraum, der Altar ist mächtig und barock, der Zustand im Inneren ist gut. Seit dem vorigen Winter gibt es eine Gasheizung, und nun soll außen renoviert werden: Dachrinne, Trockenlegung, Außenanstrich. Doch was tun, wenn die Kassen der Gemeinde und des Bistums leer sind?Ortsbürgermeister packt kräftig mit an

Man führt eine Haussammlung durch und kriegt immerhin 1300 Euro zusammen. Man setzt einen Aufruf ins "Amtsblättje" und hofft, dass sich freiwillige Arbeiter melden. So jedenfalls hat es der junge Ortsbürgermeister Jürgen Rieder gemacht - mit Erfolg. Dass er selbst tüchtig anpackt - trotz Berufstätigkeit als Schlosser und Nebenerwerbslandwirtschaft - ist für ihn selbstverständlich. Heute werden an der Westseite der Kapelle die Bordsteine gesetzt. "Da brauchen wir keine zehn Leute, da reichen drei", erklärt Jürgen Rieder mit dem Blick auf Jakob Asmus und Paul Emmerichs. Für die beiden Kolverather Männer ist es Ehrensache, sich zu beteiligen. "Immerhin ist die Kapelle das älteste Gebäude im Dorf, und ich bin froh, dass ich einen Beitrag zu ihrer Erhaltung leisten kann", erklärt der Rentner Paul Emmerichs. Jakob Asmus ist Kraftfahrer, und weil seine Firma gerade Betriebsferien macht, nimmt er sich Zeit für das Gemeinwohl. "Wir sind vor 17 Jahren in Kolverath gut aufgenommen worden", berichtet der Russlanddeutsche. "Es macht mir Freude, hier zu arbeiten, weil die Gemeinschaft im Dorf gut ist." Nur wegen der immensen Eigenleistung ging im vorigen Jahr auch die Innenrenovierung des Bürgerhauses über die Bühne. "Da haben besonders viele junge Leute mitgeholfen", erzählt Jürgen Rieder. Küche, Sitzungsraum und Saal sind nun wie neu. Und für das nächste Jahr liegen auch schon Pläne auf dem Tisch: In der Ortsmitte soll ein Spiel- und Dorfplatz entstehen. Doch da sei noch eine Hürde zu nehmen, erklärt Jürgen Rieder. Auf den anvisierten Grundstücken stünden nämlich zwei unbewohnte (und ebenso unbewohnbare) Häuser. Sie seien zwar im Besitz der Ortsgemeinde, doch eine behördliche Abbruchgenehmigung sei bisher nur für eines der Häuser erteilt worden. "An dem anderen scheiden sich die Geister", sagt der Ortsbürgermeister. Eine Sanierung des maroden Hauses (Baujahr 1913) könne sich die Gemeinde auf absehbare Zeit mit Sicherheit nicht leisten. Und dass es - so wie alte Häuser es verdienten - in "liebende (Käufer-)Hände" falle, darauf warte man in Kolverath bisher vergeblich.

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