Ein Dorf steht unter Schock

Hillesheim-Bolsdorf · Die Einwohner von Bolsdorf sind geschockt. Sie können sich nicht erklären, was auf der Weide des 51-jährigen Bolsdorfer Bauern am Sonntag vorgefallen sein muss. Dort wurde der Mann vermutlich von seinen Rindern getötet.

 Polizei am Fundort der Leiche in Bolsdorf

Polizei am Fundort der Leiche in Bolsdorf

Foto: Andreas Sommer

Hillesheim-Bolsdorf. Bis vorgestern ist der 51-Jährige jeden Tag zu seinen Tieren geradelt, die handzahm seien, wie ein Bauer berichtet. Die Weide am Waldrand mit den zwei Rindern wirkt friedlich. Nur das rot-weiß gestreifte Absperrband deutet auf das schreckliche Ereignis hin, das am Sonntag geschehen ist. Der Landwirt wurde tot auf der Weide gefunden. Umgebracht haben ihn wahrscheinlich seine Rinder. Darauf deute der aufgeschlitzte Unterleib des Mannes hin, so Polizei und Staatsanwaltschaft.
Die Bewohner des 200 Seelen-Dorfs können kaum begreifen, was geschehen ist. "Das ist für uns schlimm, das ganze Dorf steht unter Schock. Es wäre gut, wenn schon geklärt wäre, wie das passiert ist. Es ist schrecklich. Der Vorfall ist einfach unfassbar", sagt eine Dorfbewohnerin. Die Rinder sind noch auf der Weide: Sie stehen unter Betäubung, die ein Tierarzt vorgenommen hat, damit die Spurensicherer sie näher betrachten konnten. In der deutschen Landwirtschaft sind aggressive Rinder der drittgrößte Unfallfaktor. Im Jahr 2009 wurden 12 000 Menschen von Rindern verletzt. Im Schnitt sterben jährlich bundesweit acht Menschen an den Folgen der Verletzungen, die ihnen ein Rindvieh zugefügt hat. Bei Bullen liegt die Gefahr für Menschen, schwer oder sogar tödlich verletzt zu werden, deutlich höher als bei Kühen.
Auch Tierarzt Georg Kirschner aus Kelberg kennt sich mit aggressivem Rindvieh aus. "Besonders häufig passieren Unfälle, wenn die Tiere tragend oder die Bullen brünstig sind", sagt Kirschner. Manchmal geschieht es aber auch ohne vorhersehbaren Grund, weiß er. "Wenn man dann allein auf der Wiese ist, kann es ganz schnell gehen", sagt Kirschner.
Der Tierarzt erinnert sich an zwei Unfälle im Landkreis Vulkaneifel in den vergangenen zehn Jahren. Eine tragende Kuh, die einem Bauer die Bauchdecke aufschlitzte. Der Mann wurde ins Krankenhaus gebracht.
Auch ein anderes Unglück, das vor sieben Jahren geschah, ist ihm im Gedächtnis geblieben. "Später hat man die Frau, die nach ihren Tieren sehen wollte, tot auf der Wiese gefunden", erzählt Kirschner. Wenn die Tiere aggressiv werden und auf den Menschen losgehen, rät der Fachmann, sie zu schlachten. Jedes Jahr gibt es im Kreis Vulkaneifel zwischen drei und vier Unfälle mit Tieren, berichtet Bernd Feltges, Geschäftsführer des Kreisbauernverbandes. Die meisten davon gehen glimpflich aus. "Wenn es tödlich endet, ist das krass", sagt Feltges. Allerdings gab es vor vier Jahren einen Unfall mit einem Bullen, der ebenfalls tödlich endete. Trotzdem war er im Fall des Bolsdorfers überrascht.
"Was dem Landwirt geschehen ist, macht uns besonders betroffen. Er hat seine Tiere genau gekannt, war bei ihnen zu Hause. Für ihn waren sie doch beinahe Kollegen", sagt Feltges.

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