Ein Ferrari für einen Euro

KERPEN-LOOGH. (bb) Während bei vielen Dorffesten die Besucherzahlen schwinden, treffen sich in dem 100-Seelen-Dorf Loogh nach wie vor Menschen aus nah und fern. Ein Anziehungspunkt ist der Flohmarkt, den Maria Rätz beim ersten Dorffest 1984 ins Leben rief.

"Macht einen Euro", sagt Maria Rätz, und dann wechselt das Modellauto den Besitzer. "Toll und gar nicht teuer", meint der achtjährige Christian Bohr aus Bengel zu dem Ferrari im Maßstab 1:87. Sein Zwillingsbruder Alexander habe sich vorhin für seine Modellsammlung schon drei Lastwagen gekauft, erzählt der Junge aus dem Alftal. Erlös geht an Projekte in Burkina Faso

Elisabeth Schäfer aus Pelm ist auch fündig geworden. Sie hat in den Bücherkisten gestöbert und geht mit einem ganzen Stapel "zur Kasse". Die Kasse - das ist eine Geldtasche, die Maria Rätz bei sich trägt. "Das Loogher Dorffest ist immer etwas Besonderes", sagt Elisabeth Schäfer und zählt auf: das Engagement der Dorfbevölkerung, der Besucherandrang von nah und fern, der Erlös, der über den Solidaritätskreis Westafrika in Projekte nach Burkina Faso fließt. Das Dorffest in dem Kerpener Ortsteil gibt es seit 1984, es wird im Zwei-Jahres-Rhythmus veranstaltet. "Damals wurde jeder im Dorf persönlich angesprochen und gefragt, ob und wie man sich beteiligen wolle", erinnert sich Maria Rätz. Sie meldete einen Flohmarkt an, durchforstete den eigenen Haushalt, sprach Verwandte und Bekannte an. Mit Erfolg und Ausdauer, denn bis heute ist die 80-Jährige "ihrem" Flohmarkt treu geblieben: sie sammelt, klebt Preisetiketten, baut auf, verkauft, sortiert die übrig gebliebenen Stücke aus, verpackt, verstaut - "bis zum nächsten Mal". Die echten Altertümchen würden allerdings seltener, räumt Maria Rätz ein, doch Kenner und Schnäppchenjäger tauchten noch jedes Mal auf. "Meistens schon, während wir noch aufbauen", sagt sie. Manche seien ganz schön dreist, wenn es um den Preis für eine Sache gehe. "Da haben wir auch schon mal jemanden weggeschickt." Und während Maria Rätz im Gespräch mit dem Trierischen Volksfreund von den guten Geschäften für den guten Zweck erzählt (im Jahr 2004 kamen allein an dem Flohmarkt-Stand rund 2000 Euro zusammen), durchstöbern die Festbesucher das Angebot mit Tischdecke und Telefon, Vase und Hase, Puppe, Perücke und Puzzle, ein bisschen großer Literatur ("Doktor Schiwago") und viel kleiner ("Der Unternehmer im Liegestuhl").Sonnenbrillen, Socken und Himbeergelee

Neben dem Flohmarkt hat Chrissie Rees einen Stand; die Engländerin arbeitet als Ausstatterin für Mode- und Werbefotografie in Düsseldorf und hat seit 15 Jahren eine Zweitwohnung in Loogh. "Ich verkaufe Accessoires, die im Fotostudio nicht mehr gebraucht werden," erklärt sie. Dass in diesem Jahr Sommerhüte und Sonnenbrillen der Renner sind, versteht sich mit dem Blick an den blauen Himmel von selbst. Ihre Standnachbarinnen verkaufen Erdbeersirup, Himbeergelee und selbstgestrickte Socken. "Und im Schatten von Zelt und Sonnenschirmen ist gut aushalten für die Gäste: bei Getränken und Speisen und der Musik der Ahrtalmusikanten, die ohne Gage spielten.

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