Ein Fest der vergessenen Künste und Traditionen

Kerpen · Der insgesamt siebte Bauern- und Handwerkermarkt in Kerpen hat am Sonntag gezeigt, wie beschwerlich, aber auch beschaulich das Leben in der Eifel war. Hunderte Besucher ließen sich in die Vergangenheit entführen.

Kerpen. In der Kulisse des malerischen Eifelortes Kerpen im Schatten der Burg fällt es leicht, sich auf eine Reise zurück in die Zeit vor etwa einhundert Jahren einzulassen. Zwischen schön gestalteten Verkaufsständen, in denen Kunsthandwerker ihre Körbe, Keramiken und Holzarbeiten präsentieren und kulinarische Köstlichkeiten wie Honig, Marmeladen und edle Obstbrände auf die Kunden warten, demonstriert die Gruppe "Irreler Bauerntradition", wie bis vor noch einem Jahrhundert das Alltagsleben in der Eifel aussah. Auf der Straße dreschen die Männer das Getreide und schneiden das Stroh - die Frauen sitzen am Spinnrad, waschen und bleichen die Wäsche, machen Butter und drehen Seile.
"Es war ein hartes Leben", sagt Theo Hastert, der an einer der ersten Dreschmaschinen aus den Anfangsjahren des vergangenen Jahrhunderts steht. "Das wenige Korn, das die Bauern mit viel Arbeit ernteten, brachten sie zum Müller und mussten darauf hoffen, dass ihr Anteil nicht allzu klein ausfiel", erzählt ein älterer Herr in historischer Tracht einigen Kindern, die sich vor einem altertümlichen, handbetriebenen Ungetüm versammeln, das Stroh schneidet - und dessen Betrieb eine Menge Schweiß kostet. Einige Schritte weiter steht Birgit Etscheidt aus Irrel am Dorfbrunnen und wäscht schmutzige Wäsche - eine Tätigkeit, in die Hausfrauen vor der Erfindung der Waschmaschine immens viel Zeit investieren mussten.
"Aber das Leben lief damals bedächtiger ab als heutzutage - außerdem war das gemeinsame Waschen und Bleichen eine gute Gelegenheit, sich zu treffen und Neuigkeiten auszutauschen", sagt Etscheidt, während sie ein Hemd durch eine Mangel dreht, die das Wasser herausquetscht. "So eine Art Schleudergang", lacht sie.
Aber nicht nur traditionell bäuerliches Leben und Handgemachtes wie die Körbe des Flechtmeisters Wolfgang Gladziewski sowie Seifen und Wolle werden geboten. Die Besucher werden während des vom Förderverein der Freiwilligen Feuerwehr Kerpen organisierten Marktes bestens bewirtet und unterhalten. Im historischen Ortskern führt die Theatergruppe der Spielleute zu Hillesheim ihren Einakter "Ganoven vor Gericht" auf, und bei angenehmen Temperaturen und viel Sonnenschein sitzen die Besucher an den langen Tischen und lassen sich von den Büdesheimer Musikanten und dem Musikverein Berndorf musikalisch verwöhnen. now

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort