Ein Garten bringt Glücksmomente

Die Entwicklung in Bad Bertrich geht voran: Jetzt war Spatenstich für den ersten landschaftstherapeutischen Park Europas. Die Natur soll den Besucher beruhigen, beleben oder stärken.

 „Das Leben erwartet dich“ ... und ist noch eine Baustelle: In Bad Bertrich beginnen die Arbeiten für den neuen Park. Foto: Birgit Pielen

„Das Leben erwartet dich“ ... und ist noch eine Baustelle: In Bad Bertrich beginnen die Arbeiten für den neuen Park. Foto: Birgit Pielen

Bad Bertrich. Ein Landschaftstherapeutischer Park? Was ist das? Beatrix Lauxen, Ortsbürgermeisterin von Bad Bertrich, hat diese Frage oft gehört. "Ich habe dann gesagt: Lasst euch überraschen." Jetzt war Spatenstich mit Wirtschaftsminister Hendrik Hering, vielen Ehrengästen und Einheimischen; jetzt weiß man mehr über das Projekt, das den Römerkessel, einen innerörtlichen Park, in eine Gartenanlage mit Glücksmomenten verwandeln soll. Das Konzept stammt vom Münchener Psychologen Reinhard Schober. Er sagt: "Bestimmte Landschaftsformen haben gesundheitsfördernde Impulse."

Kosten: 900 000 Euro



Die liegen auch dem Mainzer Ministerium am Herzen. "Der Gesundheitstourismus wird weiter zunehmen", sagt Hendrik Hering. "Es besteht ein Riesenbedarf, sich von der Hektik des Alltags zu erholen." Bad Bertrich entwickelt sich deshalb zur "Gesundheitslandschaft Vulkaneifel" weiter, der Landschaftstherapeutische Garten ist ein zentrales Vorhaben. Von den 900 000 Euro Kosten bezahlt das Land 660 000 Euro.

Das Motto des Gartens klingt verheißungsvoll: "Das Leben erwartet dich." Den ersten Schritt in dieses Leben wird man bald durch eine verkleinerte Nachbildung eines römischen Torbogens machen können. Dann breiten sich sieben grüne Oasen vor dem Betrachter aus: Kräutergarten, Fürstengarten, Berg- und Lavagarten, stiller Garten, Entspannungs- und Bewegungsgarten. Wie werden sie wirken?

Psychologe Reinhard Schober kann's erklären: "Der erste Schritt soll dazu beitragen, die Fixierung auf gesundheitliche Beeinträchtigungen und manchmal ungünstige Denkmuster zeitweilig in den Hintergrund zu drängen." Unterstützt wird das durch einen sogenannten Einstimmungsplatz.

Beim zweiten Schritt lassen die Besucher den Park auf sich wirken; sie sehen sich um und spüren, was ihnen zusagt und was nicht. Schober: "Der Park und man selbst sind jeden Tag anders." Im dritten Schritt überlegt der Besucher, nach was ihm zumute ist. In welchen Garten geht er, welche Reihenfolge bevorzugt er? Und im vierten Schritt lässt er sich allmählich ein und liest die Achtsamkeitstafel. "Das ist wie bei einem guten Wein", sagt Schober. Man muss die Hintergründe kennen, um ihn zu verstehen.

Dann wird "in diesem Territorium auf Zeit" ein tiefes Wohlbefinden entstehen. Man döst vor sich hin, lässt den Garten auf sich wirken. Das kann beruhigen, beleben oder stärken. "Ist man gesättigt, löst man sich wieder und geht weiter", sagt Schober. Optimal ist seiner Erkenntnis nach ein fünfter Schritt zur Nachhaltigkeit: "Man sollte eine Gelegenheit suchen, um seinen Gedanken nachzuhängen und festzuhalten, was einem viel gegeben hat. Das gelangt dann ins Langzeitgedächtnis und ist jederzeit abrufbar."

Man darf also gespannt sein, wie viele Besucher bald ihre Glücksmomente in Bad Bertrich suchen werden.

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