Ein Jahr ohne Kalender

DAUN. Seit mehr als 100 Jahren ist der Kreis-Kalender, der von der Bevölkerung auch Bauern-Kalender genannt wird, ein jährliches Muss in vielen Haushalten. In diesem Jahr erscheint aber zum ersten Mal seit dem Krieg kein Kreis-Kalender, weil die Werbeerträge für den Verleger zu gering waren.

Er erscheint offiziell schon im 103. Jahrgang, aber ganz genau weiß es auch Verleger Thomas Probst von der Firma "Schneider-Druck" nicht. Der Kreis- Kalender, der in der Bevölkerung auch den Namen Bauernkalender hat, weil früher in ihm auch immer die Viehmärkte eingetragen waren, hat eine lange Geschichte - und jetzt ein Novum. Denn zum ersten Mal seit den Kriegsjahren, als er nicht erschien, gibt es für 2006 keinen Kreis-Kalender. Und das hat handfeste Gründe. "Ich werde auch schon überall gefragt, ob der Kalender nicht erscheint. Aber für dieses Jahr wird er mangels Beteiligung von Firmen, die in ihm werben können, und der schleppenden Informationen von Schulen oder Vereinen, die wir nicht bekommen haben, nicht erscheinen. Im nächsten Jahr kommt er aber hoffentlich wieder", erklärt Thomas Probst. Eigentlich kommt der Kalender im DIN-A-6 Format immer vor Weihnachten oder bis Mitte Januar heraus. Neben den Schreibwarengeschäften wurde er auch in den Dörfern ausgetragen und an der Haustür für 1,50 Euro zum Verkauf angeboten. Seniorchef Willi Probst tut es schon ein bisschen leid, dass der Kreiskalender zum ersten Mal nicht erschienen ist. "Aber es ging nicht anders. Uns haben zu viele Informationen gefehlt, und wir konnten nicht ewig darauf warten." Vom Jahreskalender mit Geburtstagen, den Märkten in Daun, Gerolstein, Hillesheim und Prüm, den Einwohnerzahlen der Verbandsgemeinden mit ihren Dörfern, der politischen Zusammensetzung im Kreis, den Museen, allen Behörden, Schulen, Krankenhäuser im Kreis bis zu allen Vereinen und Verbänden, kirchlichen Organisationen und Pfarreien der Kreiskalender hat der Kreis- Kalender alles übersichtlich und handlich zusammen gefasst. Doch das Interesse an ihm hat in den letzten Jahren nachgelassen, und Thomas Probst weiß auch, weshalb: "Die Verkaufszahlen sind zurückgegangen. Das hat mit der Generation, die ihn kauft, zu tun. Es sind zumeist nur noch die älteren Leute, die ihn noch unbedingt haben wollen." Trotz des erscheinungslosen Jahres 2006 ist der Kreiskalender nicht tot, aber gewisse Voraussetzungen müssen erfüllt werden. "Der Kreiskalender ist kein Projekt, um Geld zu verdienen. Aber wenn niemand mehr in ihm wirbt, macht es keinen Sinn mehr. Er muss sich finanzieren", so Verleger Probst. Bei rund 3000 Exemplaren lag die Auflage im vergangenen Jahr. Es gab sogar schon Überlegungen, ihn im Format zu verändern, um ihn moderner zu machen. Probst: "Wir dürfen am Format A 6 aber nichts ändern, denn die Leute, die ihn kaufen, wollen ihn so klein haben. Wir hätten den Kalender auch gerne einmal farbig gemacht, aber das geht nicht, und es hängt auch mit dem Preis zusammen."

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