Ein Kreuz für den Nick

BERNDORF. An einen tragischen Unfall, der sich vor 32 Jahren ereignet hat, erinnert ein Astgabelkreuz an einem Forstweg zwischen Hillesheim und Berndorf.

"Es war im Sommer 1958, ich war mit der Heuernte beschäftigt, da kam ein Mann gelaufen, der wild mit den Armen fuchtelte und schrie: Unfall." Der 75-jährige Peter Mauel aus Berndorf erinnert sich an den Tag, als ob es gestern gewesen wäre. Wie er mit dem Mann in den Wald hineingerannt ist, den jungen Holzarbeiter blutend auf dem Forstweg liegen sah und dann neben ihm zurückblieb, während Helfer nach Hillesheim fuhren, um einen Arzt zu holen. Beim Aufladen von Baumstämmen auf einen LKW war "der Nick", wie Mauel ihn nennt, von einem herunterrollenden Stamm erfasst worden. Nick stammte aus Bruch im Kreis Wittlich und war noch keine 20 Jahre alt. Peter Mauel wischt dem Jungen mit einem nassen Taschentuch die Stirn, er redet mit ihm. "Der Nick wollte, dass ich ihn anders lege, aber ich hab' gesagt, das kann ich nicht. Du hast dir vielleicht eine Rippe gebrochen, und dann dreh' ich dich rum, und die Rippe verletzt dir die Lunge. Also, wir haben miteinander gestritten und gebetet." Eine Ewigkeit, so scheint es ihm, sitzt er allein neben dem Sterbenden im Wald. Endlich trifft der Krankenwagen ein, aber für Nikolaus Juchems kommt die Hilfe zu spät. Er stirbt noch am selben Tag in der Klinik. Als das Holzkreuz, das Nicks Familie an der Unglücksstelle aufgestellt hat, nach vielen Jahren vermodert ist, schafft Peter Mauel an derselben Stelle ein neues Kreuz. Nach ganz eigenen Vorstellungen. Er nimmt einen unbearbeiteten Eichenstamm mit ausgeprägter Astgabelung. Am Ende der beiden in die Höhe gestreckten, mannsarmdicken Äste schnitzt er Hände ins Holz. "Der Nick hat um sein Leben gerungen und gefleht, aber er hat keine Fäuste gemacht, er hat sich in sein Schicksal gefügt." 32 Jahre nach Nicks Tod wurde im August 1990 das neue Kreuz vom Pfarrer der Gemeinde Berndorf eingesegnet.

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