"Ein Lächeln ist Bestätigung genug" - Feuerwehrleute berichten von ihrer Arbeit

Daun/Gerolstein/Hinterweiler · Die Gewitter mit sintflutartigen Regenfällen haben in den vergangenen beiden Wochen kreisweit große Schäden angerichtet. Hunderte Keller wurden überflutet und zahlreiche Hausbewohner um den Schlaf und viel Hab und Gut gebracht. Die Wehren waren quasi im Dauereinsatz. Dem TV haben drei Wehrleute geschildert, was es heißt, so oft - während der Arbeitszeit und auch die Nacht hindurch - auszurücken.

"Ein Lächeln ist Bestätigung genug" - Feuerwehrleute berichten von ihrer Arbeit
Foto: (e_daun )

Daun/Gerolstein/Hinterweiler. Diese Worte möchte die treue TV-Leserin Anita Adams aus Kirchweiler einfach loswerden. "Ein großes DANKESCHÖN an alle Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehren … und an alle diejenigen, die ehrenamtlich beim Aufräumen im Einsatz waren!" Konkret bezog sie sich zwar auf die Wehrleute und Helfer, die in Berlingen vollen Einsatz zeigten. Denn am Berlinger Bach steht das Haus ihrer Mutter. Aber sie spricht damit vielen Menschen aus der Seele, denen die Wehrleute in den vergangenen beiden Wochen quasi im Dauereinsatz geholfen haben - und von denen viele selbst bis an ihre Grenzen gegangen sind. Der TV hat mit drei von ihnen gesprochen:

Bei Harald Hunz (45) aus Hinterweiler lautet derzeit die Devise: Schlappen statt Stiefel. Denn der Feuerwehrmann der nur 13-köpfigen Wehr, der zugleich bei der Verbandsgemeindeverwaltung in Daun zuständig für Feuerwehrangelegenheiten ist, kann momentan nicht so gut laufen. "16 Stunden in den nassen Stiefeln: Da habe ich mir die Ferse wundgescheuert. Und durch das Dreckwasser hat sie sich nun entzündet." Nachdem es in der Woche zuvor bereits einen Gewittereinsatz gab, brach diesen Dienstag die Sintflut über Hinterweiler herein (der TV berichtete). Aus allen Richtungen floss das Wasser ins Dorf, riss Schotter und Schlamm mit, und die braune Brühe überflutete Straßen und zahlreiche Wohnungen und Keller.Kaum Verschnaufpause


Er fuhr sofort von seiner Arbeitsstelle in sein Heimatdorf, wo er gegen 13.30 Uhr ankam. Bis 17.30 Uhr waren er und viele Kollegen der eigenen und von benachbarten Wehren pausenlos damit beschäftigt, Wohnungen und Keller auszupumpen, Barrieren zu errichten, den Menschen - vor allem den Senioren - zu helfen. Danach eine Verschnaufpause, doch um 18.30 Uhr der nächste Alarm - von Leuten, die dann erst nach Hause gekommen sind und das Dilemma bemerkt haben. Also weiter Keller auspumpen. Um 20.15 Uhr das nächste Sirenengeheul. "Bei einer älteren Dame stand der Heizungskeller unter Wasser. Nachdem sie sich die ganze Zeit geschämt hatte, uns zu Hilfe zu rufen, hat das abends ein Nachbar gemacht. Zum Glück, sonst hätten wir womöglich noch einen Ölunfall bekommen", berichtet Hunz. Als sie auch das erledigt hatten, wurden vorsorglich Sandsäcke verteilt. "Mir kam es am Ende so vor, dass jeder Sack 100 Kilo wiegt. Dabei hat er gerade mal 20 Kilo", berichtet Hunz. Als auch das erledigt war, ersehnten viele den Feierabend herbei. Doch dann kam erneut ein Gewitter mit Hagel und Regen, "und es fing alles wieder von vorne an - nachts um 1 Uhr hatten wir Einsatzende". Und um 7.15 Uhr wieder Sirenenalarm. Ein Kanal am Ernstberg war verstopft, das Wasser überflutete wieder etliche Keller. Dieser Einsatz dauerte bis kurz vor Mittag. "Wir hatten in ein paar Tagen so viele Einsätze wie sonst in drei, vier Jahren", sagt Hunz. Und obwohl er sichtlich fertig ist, ist er gerne Feuerwehrmann. Eine Tasse Kaffee und ein Brötchen, ein Dankeschön oder das Lächeln eines verzweifelten Menschen, denen sie helfen - das ist für ihn "Bestätigung, dass es sich lohnt, was ich tue".Sohn zeigt schon Interesse


Auch das liebe Wort seiner Frau ("Ich bin stolz auf dich.") und die Fragen seines sechsjährigen Sohnes Gabriel. "So interessiert, wie er immer ist: Gut möglich, dass er auch mal Feuerwehrmann wird."
Das sagt auch Markus Schleuning (41) aus Darscheid, der diese Woche an zwei Abenden Hunderte Sandsäcke vollgeschippt hat, über seinen fünfjährigen Sohn Fabian. "Er schaut schon immer ganz interessiert bei den Übungen zu und will auch stets dabei sein." Und da die Mama auch noch Jugendfeuerwehrwartin in Darscheid ist, ist erstens die Karriere des kleinen Fabian vielleicht wirklich schon vorgezeichnet. Und zweitens wird Markus Schleuning für sein "Hobby" in der Familie viel Verständnis entgegengebracht. Gleiches gilt für seinen Arbeitgeber. Der 41-Jährige arbeitet in der Werkstatt des Ford-Autohauses Stolz in Daun. Er sagt: "Ich bin sehr froh, dass ich so verständnisvolle Chefs habe. Ich werde den Bogen aber auch nicht überspannen, da ich weiß, wo ich meine Brötchen verdiene."Verständnisvoller Chef


Sein Chef Peter Stolz, der seinem Mitarbeiter gerade das Okay für einen 14-tägigen Feuerwehrlehrgang gegeben hat, sagt zum Feuerwehr-Ehrenamt: "Auf der einen Seite bin ich natürlich froh, dass es Menschen gibt, die ein solch wichtiges Ehrenamt ausüben und sich für andere einsetzen. Auf der anderen Seite fehlt, auch wenn es einen finanziellen Ausgleich gibt, seine Arbeitskraft. Besonders, wenn sich die Einsätze so häufen wie in jüngster Zeit." Er hoffe daher jetzt endlich auf "besseres Wetter".
Das tut auch Manfred Hommes (48) aus Daun. Er ist seit 35 Jahren bei der Feuerwehr, "aber solche Hochwassereinsätze - in dieser Intensität und von dieser Dauer - habe ich noch nicht erlebt." Und das soll schon was heißen, denn als Wehrführer der 60-köpfigen Stützpunktwehr Daun wird er durchschnittlich zu 100 Einätzen im Jahr gerufen - beim Hochwasser diese Woche waren es bereits 25. "Viele, auch ich, waren irgendwann mit den Kräften bei", sagt er und fügt hinzu: "Da bist du froh, mal ein paar trockene Socken anzuziehen." Obwohl das nicht viel bringt, wenn die Stiefel bis unters Knie reichen, das Wasser aber bis Mitte Oberschenkel. Wieso er den Job mache? "Weil es ein sinnvolles Hobby ist und es mir Spaß macht, anderen zu helfen", sagt Hommes, dessen Vater auch schon bei der Feuerwehr war. Nur an Wasser hat er momentan keine so richtige Freude mehr.Extra

 Alles gegeben haben die zahlreichen Feuerwehrleute bei den jüngsten Hochwassereinsätzen im Kreis Vulkaneifel. Drei von ihnen: Harald Hunz aus Hinterweiler (rechts oben), Manfred Hommes aus Daun (rechts unten) und Markus Schleuning aus Darscheid. Fotos: Leserfoto Anita Adams, TV-Fotos: Mario Hübner (3)

Alles gegeben haben die zahlreichen Feuerwehrleute bei den jüngsten Hochwassereinsätzen im Kreis Vulkaneifel. Drei von ihnen: Harald Hunz aus Hinterweiler (rechts oben), Manfred Hommes aus Daun (rechts unten) und Markus Schleuning aus Darscheid. Fotos: Leserfoto Anita Adams, TV-Fotos: Mario Hübner (3)

Foto: Mario Hübner (mh) ("TV-Upload H?bner"
"Ein Lächeln ist Bestätigung genug" - Feuerwehrleute berichten von ihrer Arbeit
Foto: Mario Hübner (mh) ("TV-Upload H?bner"
"Ein Lächeln ist Bestätigung genug" - Feuerwehrleute berichten von ihrer Arbeit
Foto: Mario Hübner (mh) ("TV-Upload H?bner"

Lob: "So etwas wie in den vergangenen zwei Wochen hatten wir hier noch nicht", sagt Landrat Heinz-Peter Thiel. "Retten, bergen, sichern, Auf- und Abbau von Pumpen und Entwässerungsanlagen, Entsorgung von Matsch und Schutt und vieles mehr: hervorragend, was im Kreis geleistet wurde. Wie mit den großen Herausforderungen umgegangen worden ist, beweist, dass Feuerwehren, THW-Kräfte und Rettungsdienste top aufgestellt sind." Festgestellt worden sei auch, dass, wenn es gilt, "die Menschen in der Eifel zusammenstehen. Gut, dass wir uns auf unsere haupt- und ehrenamtlich aktiven Frauen und Männer in den Freiwilligen Feuerwehren, THW, DRK und auch die vielen freiwilligen ,Hände' im Falle eines Falles verlassen können." Unterstützung: Neben dem Anpacken und Saubermachen sei es nun vor allem auch wichtig, die Betroffenen zu unterstützen, denn häufig seien die unwetterbedingten Schäden nicht oder nur unzureichend versichert. Vor diesem Hintergrund freue er sich, dass die Kreissparkasse Vulkaneifel und die Volksbank RheinAhrEifel Sonderkreditprogramme aufgelegt haben, die helfen sollen, die finanziellen Belastungen Herausforderungen der Unwetterkatastrophe zu meistern. Vorschlag: Der CDU-Landtagsabgeordnete und Vorsitzende der Kreistagsfraktion, Gordon Schnieder, fordert für diese Menschen ein "deutliches Zeichen der Solidarität": Die Betroffenen müssten den entstandenen Sperrmüll in unbegrenzter Menge entsorgen lassen können. Die dadurch entstehenden Kosten solle die Solidargemeinschaft des Landkreises Vulkaneifel tragen. Einen entsprechenden Antrag habe er bei der Kreisverwaltung eingereicht. sts

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