Ein neues Haus fürs Heimatmuseum

Das historische Häuserensemble an der Sarresdorfer Straße wird erweitert. Christian Engels baut dort ein mindestens 400 Jahre altes Haus aus Demerath wieder auf. In mühevoller Kleinarbeit rekonstruiert er das Gebäude so originalgetreu wie möglich.

Gerolstein/Demerath. Es ist ein Puzzlespiel - ein gigantisches Puzzlespiel. Überall auf dem Hof des Gerolsteiner Kreisheimatmuseums stapeln sich Balken und andere Bauteile, die Christian Engels nun Stück für Stück zu einem Ganzen fügt. Im Herbst soll das Häuserensemble an der Sarresdorfer Straße um eine Attraktion reicher sein. Es wächst ein Haus, das vor mindestens 400 Jahren an seinem ursprünglichen Standort errichtet und vor zwei Jahren abgetragen wurde.

"Ich habe das Gebäude in Demerath entdeckt. Es stand schon so schief, dass es wohl bald eingestürzt wäre", sagt Engels. Fein säuberlich hat er das alte Haus abgetragen, jeden Balken nummeriert und einen Plan erstellt. "Einige der älteren Leute hatten Tränen in den Augen, als das Haus von seinem angestammten Platz verschwand", erinnert sich Engels. Jetzt bekommt es in Gerolstein eine neue Heimat. Dort, wo Engels bereits ein Haus aus Retterath (Verbandsgemeinde Kelberg) wiederaufgebaut hat (der TV berichtete).

"Manchmal ist es gar nicht so einfach, die passenden Balken wiederzufinden. Die ursprüngliche Nummerierung mit römischen Zahlen ist oft verwittert", sagt Engels und balanciert in luftiger Höhe über das alte Eichenholz. Seit gerade einmal vier Wochen werkelt er an dem neuen Objekt.

In dieser Zeit hat er das Fundament gegossen, die Mauern errichtet und in der zweiten Etage das Fachwerk aufgestellt. "Es ist ein wunderschönes Haus mit ungewöhnlich reich verziertem Schaufachwerk", schwärmt Engels. Im Inneren will er später eine kleine Weinstube einrichten. Und an der Seite, die zum Parkplatz hin liegt, will er noch ein Backhaus anbauen.

Engels ist ein kautziger Typ, eine dicke Staubschicht hat sich auf seine runden Brillengläser gelegt. Man merkt, wie sehr er sich für alte Steine begeistern kann. Er ist der Einzige, der auf der Baustelle schuftet. "Ich mache die Arbeit alleine und zahle auch alles aus eigener Tasche", sagt der gelernte Schlosser und Schreiner. Sein Geld hat er neben dem Antiquitätenhandel damit verdient, im Kölner Raum alte Häuser wiederaufzubauen und zu vermieten. "Das hier in Gerolstein ist mein Hobby. Ich will einfach diese historischen Gebäude retten und Geschichte erlebbar machen", sagt Engels.

Dabei versucht er, die Gebäude auf dem Gelände der alten Siedlung Sarresdorf so gut wie möglich zu rekonstruieren. "Aber manchmal ist es einfach zu teuer", sagt Engels. Deswegen bekommt die neue Weinstube statt des originalen Strohdachs eine Abdeckung aus Ziegeln. Das Fachwerk wurde früher mit Lehm und Stroh gefüllt. Engels wird dafür stellenweise Bims verwenden. Und auch die Mauern des Hauses sind nicht aus dem ursprünglichen Bruchstein. "Ich bin aber immer auf der Suche nach originalen Baumaterialien und freue mich über jede Unterstützung", sagt Engels. Mit einem Schmunzeln schiebt er hinterher: "Das Grundstück ist etwa 4000 bis 5000 Quadratmeter groß. Da ist noch Platz für ein paar Schmuckstücke."

Wer Baumaterial bereitstellen möchte, kann sich unter der Nummer 0162/8643945 bei Christian Engels melden oder einfach an der Baustelle vorbeischauen. Benötigt werden etwa historische Balken, Bretter, Türen, Treppen, Fliesen oder Sprossenfenster. Auch Möbel und anderes Inventar ist willkommen.

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