Ein Ort mit historischer Bedeutung

Niederbettingen · Für Arno Ballhausen hat sich ein langgehegter Wunsch erfüllt. Als 83-Jähriger kam nach 66 Jahren wieder dahin zurück, wo er als Soldat 1945 in amerikanische Gefangenschaft geriet: nach Niederbettingen. Bei einer Veranstaltung im Gemeindehaus und einem Ortsrundgang traf der Mann aus Bad Honnef andere Zeitzeugen.

Niederbettingen. Ein denkwürdiger Tag, der 7. März 1945. Ihn wird Arno Ballhausen aus Bad Honnef nicht vergessen. Damals geriet er, 17-jährig, nach schweren Kämpfen am Ufer der Kyll in amerikanische Gefangenschaft. Und just den Ort, an dem dies geschah, wollte er wieder besuchen: Niederbettingen.Jetzt, nach 66 Jahren, ging sein Wunsch in Erfüllung. Zusammen mit seiner Frau besuchte er Niederbettingen. Und das nicht ohne Vorbereitung. Bereits im Mai hatte er Michael Linden, dem Vorsitzenden des Heimatvereins, einen Brief geschrieben mit der Bitte, mit ein paar Mitbürgern als Zeitzeugen über das Geschehen an diesem denkwürdigen Tag zu sprechen. Die Bitte wurde erfüllt. Viele Menschen kamen ins Gemeindehaus, die als Kinder oder Jugendliche die Schrecken Anfang März 1945 miterleben mussten. Arno Ballhausen berichtete, "dass Tage zuvor Niederbettingen wegen des Widerstandes am Ostufer der Kyll von amerikanischen Sherman-Panzern unter Dauerbeschuss genommen wurde". Ein paar Dorfbewohner, Mütter mit Kindern und alte Leute, so Ballhausen, hätten in Kellern Schutz gesucht. "Auch einige Soldaten, darunter ich, versuchten hier, ihr Leben zu retten, nachdem unsere Stellungen am Talhang der Kyll durch Artilleriebeschuss zerstört worden waren", erzählt er.stadt geschichte(n)

 Michael Linden (Dritter von rechts), Vorsitzender des Heimatvereins, überreicht Arno Ballhausen (Fünfter von links) das Heimatbuch von Hillesheim-Niederbettingen von Matthias Weber. Tv-Foto: Felicitas Schulz

Michael Linden (Dritter von rechts), Vorsitzender des Heimatvereins, überreicht Arno Ballhausen (Fünfter von links) das Heimatbuch von Hillesheim-Niederbettingen von Matthias Weber. Tv-Foto: Felicitas Schulz

Alle Anwesenden kannten den Talhang, und auch noch den Keller, der sogleich besichtigt wurde. "Ich war damals zwölf Jahre alt und erinnere mich daran, wie bewaffnete Soldaten den Keller stürmen wollten, doch zuvor kam mit erhobenen Händen ein junger Soldat heraus, eben dieser Arno Ballhausen", sagte Toni Jakobs. Die Zeitzeugen interessierten sich auch für die Zeichnung der Kyllstellung von Peter Linden, der die Frontlinie zwischen Bolsdorf und Niederbettingen mit Schützengräben und Panzerverlauf vom 6. März 1945 zeigt. Die Berichte der Zeitzeugen - wie auch die Berichte anderer Zeitzeugen, die im Rahmen der im Hillesheimer Rathaus laufenden Westwall-Ausstellung aufgenommen wurden - zeichnete Edmund Adolphi aus Kerpen ´ auf. Das Ehepaar Ballhausen unternahm in Begleitung von Dorfbewohnern noch eine Ortsbegehung zu weiteren bedeutsamen Punkten. Die Besucher aus Bad Honnef waren über die Herzlichkeit bei diesem Besuch gerührt und dankten allen, auch den später beim Dämmerschoppen hinzugekommenen Frauen, die sich an der Veranstaltung beteiligt hatten. Michael Linden überreichte Ballhausen das Heimatbuch von Hillesheim-Niederbettingen. "Da werde ich mit Sicherheit hineinschauen", sagte Ballhausen und bedankte sich für die Chronik. Denn: "Für mich, einen 83-jährigen Senior, hat der Ort eine historische Bedeutung."

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