Ein Preußenbayer in der Eifel

Eckard Wiendl tritt bei der Landtagswahl als Direktkandidat der Grünen im Landkreis Vulkaneifel an. Der TV hat den Politiker daheim besucht, wo er die wenigen freien Stunden nutzt, um sich ans Klavier oder das Spinett zu setzen.

Schalkenmehren. Ungestrichener Dielenboden, auf dem man die Maserung und Augen der Holzbretter sehen kann, erstreckt sich im geräumigen Wohnzimmer von Eckard Wiendl. Die Wände sind hell, vielleicht ein bisschen kahl. Es riecht dezent nach Bioladen. Große Fenster geben den Blick frei auf die Hügellandschaft der Eifel.

Dorthin hat es den Lehrer nach einigen Jahren der Wanderschaft durch die Republik verschlagen. Zur Welt kam er 1957 in Berlin, als echter Preuße sozusagen. Aufgewachsen ist er allerdings im niederbayerischen Passau.

Den bayerischen Zungenschlag hört man Wiendl deutlich an. "Im Gesangsunterricht habe ich mal Übungen gemacht, um reines Hochdeutsch zu lernen. Nach 45 Minuten klappte das. Der Dialekt ist aber wärmer als das Hochdeutsche. Das will ich beibehalten", sagt Wiendl. Von Bayern ging es zum Abitur und Zivildienst ins schwäbische Ulm und weiter in den Breisgau, zum Studium in Freiburg.

Seinen Zivildienst hat Wiendl beim Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) gemacht. "Da habe ich viel über den praktischen Natur- und Landschaftsschutz gelernt." Heute konzentriert er sich auf die politische Arbeit, Handarbeit ist selten geworden. Das sieht man auch seinem Garten an, groß wie ein Fußballfeld, der sich langsam aber nachhaltig in ein Wildbiotop verwandelt.

An Zivilisation erinnern nur noch ein paar rutschige Gehwegplatten und ein alter Kaninchenstall, der unter wucherndem Gestrüpp hervorlugt. "Es fehlt die Zeit", sagt Wiendl achselzuckend.

Auf dem Wohnzimmertisch stapeln sich in einer Pappkladde vergilbte Zeitungsausschnitte. Bilder zeigen Wiendl - mit einer Haarpracht wie Günther Netzer. Sie zeugen von seinem letzten großen Wahlkampf. 1980 war er als Grünenkandidat gegen den späteren Finanzminister Theo Waigel angetreten. "Eine spannende Zeit", erinnert sich Wiendl, Mitbegründer seiner Partei.

Die Küche fällt eher spärlich aus. Sie ist eng und mäßig ausgestattet. Eine Großfamilie ist ohnehin nicht zu ernähren. Wiendls Lebensgefährtin Ullrike Reichmann wohnt mit ihren beiden Kindern im Teenageralter in Trier, ist nur einige Tage in der Woche in Schalkenmehren.

Landschaftsschutz ist seine Herzensangelegenheit



Eine Besonderheit gibt es aber doch: eine Kiste, in der Wiendl Aluminium von Verpackungen sammelt. "Das geht dann zu einem Metallhändler in Freiburg, wenn ich dort zu Besuch bin", sagt er.

Die wenigen freien Stunden, die Wiendl hat, nutzt er für die Musik. In seinem atomstromfrei beleuchteten Wohnzimmer stehen ein Klavier und ein Spinett, der kleine Verwandte des Cembalos.

Das Talent dafür wurde ihm in die Wiege gelegt. Sein Vater, überzeugter CSU-Anhänger, mit dem Wiendl den klassischen Generationenkonflikt austrug, war bei den Regensburger Domspatzen. Seine Mutter hatte Musik studiert.

Die Eifel will er nicht mehr missen, sagt Eckard Wiendl beim Blick aus dem großen Fenster. Und deswegen sei ihm der Landschaftsschutz eine Herzensangelegenheit geworden.

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