"Ein Schatz, den es zu heben gilt"

Gillenfeld · 112 Jahre alt ist die Orgel in der Gillenfelder Kirche. Mit dem Bau hatten die Gillenfelder seinerzeit die Firma Voit beauftragt, eine der führenden Firmen Europas. Doch nun ist das Instrument kaum mehr stimm- und spielbar. Ein Orgelteam engagiert sich für die rund 80 000 Euro teure Renovierung und teilweise Rückführung.

 Pfarrer Carsten Rupp (Zweiter von rechts), Kaplan Oliver Seis (hinten Zweiter von links) und Ralf Mayer (rechts) sowie Organistin Karina Letsch (links) und Pfeifenpatin Marie Condne engagieren sich für die Renovierung und den teilweisen Rückbau der Gillenfelder Voit-Orgel. TV-Foto: Brigitte Bettscheider

Pfarrer Carsten Rupp (Zweiter von rechts), Kaplan Oliver Seis (hinten Zweiter von links) und Ralf Mayer (rechts) sowie Organistin Karina Letsch (links) und Pfeifenpatin Marie Condne engagieren sich für die Renovierung und den teilweisen Rückbau der Gillenfelder Voit-Orgel. TV-Foto: Brigitte Bettscheider

Gillenfeld. Ein Sorgenkind sei die Orgel der St.-Andreas-Kirche schon seit Jahren, erklärt Pfarrer Carsten Rupp. Immer deutlicher seien die Mängel beim jährlichen Orgelstimmen zur Sprache gekommen: die dicke Staubschicht, der zerstörerische Schimmelbefall, der falsche Standort des Windmotors (unter dem Dach) und die damit verbundene Brandgefahr.
Umbau von Romantik zu Barock


Hinzu kam die Erkenntnis, dass die beiden Umbauten in den Jahren 1955 und 1967 aus heutiger Sicht gar nicht hätten erfolgen dürfen. Seinerzeit war des Zeitgeschmacks wegen der Klang durch den Einbau neuer Register aufgehellt und somit der Gesamtklang stark verändert worden. "Aus einer hervorragenden romantischen Orgel hatte man eine schlechte barocke Orgel gemacht", bedauert Kaplan Oliver Seis.
Inzwischen haben Ekkehard Schneck als Orgelsachverständiger des Bistums Trier und mehrere Orgelbaumeister die Gillenfelder Voit-Orgel (siehe Hintergrund) unter die Lupe genommen. Gemeinsam mit dem Orgelteam, zu dem neben Pfarrer Rupp und Kaplan Seis noch Benno Brandt, Hartmut Castor, Andreas Mayer, Ralf Mayer und Helmut Trapp gehören, ist ein Plan mit den Kategorien "muss" und "kann" aufgestellt worden. "Die Orgel muss gereinigt, der Schimmel behandelt und ein neuer Motor an anderer Stelle installiert werden", betont Pfarrer Rupp mit Blick auf die mindestens erforderlichen Arbeiten, damit die Orgel überhaupt weiterhin spielbar bleibt. "Wünschenswert wäre darüber hinaus die teilweise Rückführung in den Originalzustand von 1902", fasst Kaplan Seis den zweiten Teil des Renovierungskonzepts zusammen - "und das alles möglichst vor Beginn der 1000-Jahr-Feierlichkeiten (2016)".
Letztlich liege es an dem Ideenreichtum und der Hilfs- und Spendenbereitschaft der Pfarrangehörigen, was realisiert werden könne, räumen der Pfarrer und der Kaplan ein. Sie betonen: "Die Gillenfelder Orgel ist ein wertvolles Kulturgut für den Ort und über die Ortsgrenzen hinaus." Die Vorfahren hätten große Mühen auf sich genommen, dieses Instrument für ihre neue Kirche anzuschaffen. "Es ist ein Schatz, den es zu heben und für die Zukunft zu bewahren gilt", sagt Pfarrer Rupp. bb
Extra

Die Voit-Orgel: Die Gillenfelder Orgel ist ein hochwertiges Instrument romantischer Prägung, erbaut im Jahr 1902 von der Orgelbaufirma Voit aus Durlach (Baden). Das berichtet Organistin Karina Letsch (Mückeln). Sie hat Grundschulpädagogik, Musik und Mathematik an der Universität Koblenz studiert und im Rahmen ihrer Bachelor-Arbeit die Geschichte der Gillenfelder Voit-Orgel untersucht. Der Protestant und Nicht-Preuße Voit war damals führend im Orgelbau in Deutschland und Europa und bekannt für technische Neuerungen und hohe Qualität. Voit-Konzertorgeln stehen heute noch in Prag und Heidelberg. Auch die Kirche in Gillenfelds Nachbarort Mückeln hat eine Voit-Orgel; diese war ursprünglich für den Trierer Treverissaal gebaut worden. Spenden: Wer die Renovierung der Gillenfelder Voit-Orgel unterstützen will, kann einmalig oder regelmäßig Geld spenden, eine Pfeifenpatenschaft übernehmen, ein Register stiften, im Orgelteam mitarbeiten, sich an Einzelaktionen beteiligen oder praktische Mithilfe leisten. Infos: <%LINK auto="true" href="http://www.pg-gillenfeld.de" class="more" text="www.pg-gillenfeld.de"%>. bb

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