Ein Schritt nach vorne

ÜXHEIM-NIEDEREHE. Auf die weniger bekannte Bewirtschaftungsform der Färsenaufzucht hat sich Landwirtschaftsmeister Thomas Ewertz vom Wagnerhof in Niederehe spezialisiert.

 Sommer wie Winter mit Freude bei der Arbeit: Landwirt Thomas Ewertz hat sich auf Färsenaufzucht spezialisiert. Auch Ehefrau Sabine und Sohn Mike helfen mit. TV-Foto: Gabi Schüller

Sommer wie Winter mit Freude bei der Arbeit: Landwirt Thomas Ewertz hat sich auf Färsenaufzucht spezialisiert. Auch Ehefrau Sabine und Sohn Mike helfen mit. TV-Foto: Gabi Schüller

"Hier will ich alt werden", beschreibt Thomas Ewertz (39 Jahre) sein Lebensgefühl auf seinem Bauernhof, dem Aussiedlerbetrieb Wagnerhof in Niederehe. Hier - mitten in der Natur - ist er aufgewachsen, und hier lebt der Haupterwerbslandwirt mit Ehefrau Sabine und den beiden Söhnen Tim (zehn Jahre) und Mike (acht Jahre). Natürlich gehören zu einem Bauernhof viele Tiere. Und die spielen die eigentliche Hauptrolle auf dem Wagnerhof. Hofhündin Liesel hat liebevoll "alles im Griff", Katzennachwuchs tollt im warmen Stall. Auch viel Vieh ist zu sehen - ein gewöhnlicher Bauernhof also auf den ersten Blick. Aber der Betrieb von Thomas Ewertz unterscheidet sich seit gut sechs Jahren von den meisten landwirtschaftlichen Betrieben in der Gegend. Der Hofherr blickt zurück: "Unser Milchviehbetrieb stieß Ende der 90er-Jahre aus baulichen Gründen an die Grenzen der Kapazität und somit auch Rentabilität. Außerdem war mein Vater verstorben, was auch aus familiären Gründen eine Neuüberlegung für den Hof erforderlich machte." Ausgangsposition sollten die vorhandenen Größen wie Land, Gebäude und die familiäre Situation sein. Zukunftssicherung versprach sich der Landwirtschaftsmeister durch Spezialisierung seines Betriebes. Und so begab er sich auf die Suche nach Alternativen. Nach Einholen von Informationen und angetrieben durch die Situation auf seinem Hof wagte Ewertz dann im April 2000 mit dem Beginn einer Färsenaufzucht "den Schritt nach vorn", wie er sagt. "Diese Form der Bewirtschaftung ist hier in der Gegend noch eine Nische", beginnt Ewertz mit der Beschreibung des Systems der Aufzucht von Färsen (siehe Extra). Die Nachzucht von Milchkühen hatte laut Ewertz schon immer einen sehr hohen Stellenwert. Die Aufzucht aber braucht Zeit. Und dieser Zeitfaktor sei bei immer größer werdenden Milchkuhbetrieben oft problematisch. In anderen Regionen, wo es viel mehr Großbetriebe gibt, zum Beispiel in Holland oder im Osten Deutschlands, werden laut Ewertz diese Spezialisierungen schon länger praktiziert. Hier noch eher selten. Und besonders beim Thema "Zeit für die Jungtiere" würde der Wert der Färsenaufzucht liegen. Das Geschäftsprinzip basiert auf einer vertraglichen Betriebspartnerschaft. Das bedeutet: Der Aufzuchtbetrieb (Ewertz) kauft die weiblichen Kälber (im Alter von drei bis vier Wochen) vom Partnerbetrieb. Bis zum siebten Trächtigkeitsmonat (in der Regel mit gut zwei Jahren) bleiben die Färsen im Aufzuchtbetrieb. Dann werden sie vom Herkunftsbetrieb zurückgekauft. Der Milchbauer kann sich währenddessen ganz auf seine Kühe konzentrieren - und sich auf sorgfältig aufgezogenen Nachwuchs freuen. Derzeit zieht Ewertz rund sechzig Färsen auf. Dabei ist rund ums Jahr höchste Sorgfalt an der Tagesordnung. Dennoch hat sich für den Familienvater die tägliche Arbeitszeit im Stall und draußen reduziert. Im Gegenzug bedeutet heutzutage das "Managen" der Betriebsverwaltung von akribischen Auflistungen bis zur Buchführung auch einen verhältnismäßig großen Aufwand, erläutert Ewertz. Diese Arbeit am Computer ist hauptsächlich die Aufgabe von Ehefrau Sabine. Mit Blick in die Zukunft ist Thomas Ewertz froh, "damals mit seiner Entscheidung sozusagen ‚gegen den Strich' gefahren zu sein."

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