Ein Studium nah an der Praxis

Daun/Gerolstein · Zwei auf einen Streich - so könnte man ein duales Studium beschreiben. Innerhalb der Ausbildung gibt es nämlich im Wechsel eine betriebliche und eine Hochschulausbildung. Zehn Betriebe im Vulkaneifelkreis bieten das jungen Menschen an. Der TV hat nachgefragt, was dahintersteckt und welche Vorteile diese Art der Ausbildung Lehrlingen und Betrieben bringt.

 Christian Pudelko macht beim Gehäusehersteller Apra in Mehren eine Ausbildung. Gleichzeitig studiert er an der Fachhochschule Trier Ingenieurwesen. TV-Foto: Tobias Senzig

Christian Pudelko macht beim Gehäusehersteller Apra in Mehren eine Ausbildung. Gleichzeitig studiert er an der Fachhochschule Trier Ingenieurwesen. TV-Foto: Tobias Senzig

Daun/Gerolstein. Arbeitgeber verlangen einiges von ihren potentiellen Angestellten. Vor allem sollen sie einen Studienabschluss haben, gleichzeitig aber Berufspraxis vorweisen. Wie das Hand in Hand gehen kann, zeigt das duale Studium (siehe Extra).
Auch der Caritasverband Westeifel bietet seit vier Jahren einen solchen Studiengang an. Im Oktober 2013 soll zum dritten Mal ein Bewerber die Möglichkeit einer dualen Ausbildung erhalten, die mit dem Bachelorabschluss als Sozialarbeiter oder Sozialpädagoge beendet wird.
Nach Angaben der Agentur für Arbeit bieten im Vulkaneifelkreis derzeit zehn Unternehmen duale Studiengänge an. Unter den Anbietern seien Banken und Industrieunternehmen, genauso wie Firmen aus dem technischen Bereich und der Baubranche. Einige Unternehmen würden diese Art der Lehre bereits seit mehreren Jahren anbieten. "Aktuell kommen jedoch immer mehr Firmen dazu", erklärt Isabell Juchem von der Agentur für Arbeit Trier. Auch seitens der Jugendlichen bestehe großes Interesse.

Gründe der Arbeitgeber: Warum Firmen die kombinierte Lehre attraktiv bewerten, liegt für Winfried Wülferath, Geschäftsführer beim Caritasverband Westeifel in Gerolstein, auf der Hand: "Das ist eine tolle Möglichkeit, erstklassig ausgebildete Nachwuchskräfte zu gewinnen." Natürlich kostet der duale Abschluss die Betriebe Geld. "Wir investieren rund 1000 Euro monatlich in die Zukunft", sagt Wülferath. Das sind in drei Jahren rund 36 000 Euro.
Weil die Ausbildung für mehrere Jahre im Wechsel sowohl im Betrieb als auch in Berufsakademie und Hochschule gemacht wird, lernt der Arbeitgeber seinen Azubi genau kennen. Das sieht Wülferath als Vorteil. "Der Unterschied zu einem normalen Studium liegt gerade in der Praxiserfahrung", erklärt er.

Gründe der Arbeitnehmer: Eben weil die Berufserfahrung heute Voraussetzung bei vielen Stellenangeboten ist, können Jugendliche mit dem dualen Studium zweifach punkten. Sie lernen die Praxis im Ausbildungsbetrieb kennen, können aber gleichzeitig einen Bachelorabschluss vorweisen.
"Außerdem stehen die Chancen, nach dem Abschluss vom Betrieb übernommen zu werden, gut", erklärt Christian Pudelko. Der 21-jährige duale Student macht eine Ausbidung als Konstruktionsmechaniker bei der Firma Apra in Mehren. Zusätzlich studierte er Produktionstechnologie am Umweltcampus Birkenfeld der Fachhochschule Trier. "Die Belastung ist natürlich hoch. Man muss mehr Leistung bringen, als wenn man die Ausbildungen einzeln und nacheinander macht. Dafür spart man aber insgesamt zweieinhalb Jahre."
Auch die Finanzierung des Studiums gestaltet sich einfacher. Wülferath: "Der Betrieb zahlt dem Azubi während der Ausbildungszeit ein monatliches Gehalt", sagt Wülferath. Zwar müssen Unterkunft und Verpflegung an der Fachhochschule, Berufsakademie oder Universität vom Studenten selbst getragen werden. Das Gehalt wird jedoch fortwährend, auch während der Studienphase, gezahlt. "Die anderen Studenten müssen in den Semesterferien arbeiten, um ihr Zimmer am Campus zahlen zu können - ich hab da die Ausbildungsvergütung", sagt Student Pudelko.

Vorteile für die Region: Durch die Kombination von Ausbildung und Studium kann der Lehrling nach Abschluss der Ausbildung im Betrieb bleiben, da er das Studium schon hinter sich gebracht hat. Laut Caritas-Geschäftsführer Wülferath möchten viele Schulabgänger gern in der Eifel bleiben. "Unser Auftrag ist, die Jugend in der Eifel zu fördern." Heimatverbundenheit kann also belohnt werden. "Bisher hatten wir immer Lehrlinge aus der Eifel", so Wülferath.Extra

Das duale Studium ist zweigeteilt und hat eine betriebliche Phase sowie eine Studienphase. Die Ausbildung dauert drei Jahre und wird mit einem Doppelabschluss beendet. Im Dreimonatsrhythmus wird der Azubi abwechselnd im Betrieb und an der Berufsakademie ausgebildet. Während der gesamten Lehrzeit erhält er - auch in der Studienphase - ein monatliches Ausbildungsgehalt. Die duale Lehre gibt es in vielen Berufszweigen wie dem Bankwesen, technischen Berufen oder in Industrieunternehmen. MRA

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