Ein Verein als Rückgrat für den Wandel

Daun · Der Dauner Verein "Bürger für Bürger" ist unter den Preisträgern des bundesweiten Programms "Engagierte Stadt". Zwei Jahre und 50 000 Euro stehen ihm nun zur Verfügung, um neue Strukturen und Netzwerke zu etablieren.

 Mitglieder des Vereins Bürger für Bürger, darunter der erste Vorsitzende Gerd Becker (vordere Reihe, Erster von links), sowie Vertreter von Landkreis, Verbandsgemeinde und Wirtschaft freuen sich über das Preisgeld aus dem Bundesprogramm „Engagierte Stadt“. TV-Foto: Christina Libeaux

Mitglieder des Vereins Bürger für Bürger, darunter der erste Vorsitzende Gerd Becker (vordere Reihe, Erster von links), sowie Vertreter von Landkreis, Verbandsgemeinde und Wirtschaft freuen sich über das Preisgeld aus dem Bundesprogramm „Engagierte Stadt“. TV-Foto: Christina Libeaux

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Daun. Der Projektname klingt abschreckend und kompliziert: Bürger für Bürger e.V. als Rückgratorganisation für Sorgende Gemeinschaften. Zumal selbst der Vereinsvorsitzende, Gerd Becker, nicht genau sagen kann, wie eine sorgende Gemeinschaft aussehen könnte oder wie der Verein in die Rolle als "Rückgrat" hineinwachsen will. Dennoch hat der Dauner Verein Bürger für Bürger mit seinem Konzept zu ebendiesem Thema einen Preis beim bundesweiten Wettbewerb "Engagierte Stadt" gewonnen. Und das bedeutet konkret eine Förderung von 50 000 Euro bis Ende 2017. Damit will der Verein Workshops in den Dörfern veranstalten, um "die Idee in die Köpfe der Menschen zu bringen", wie Becker es ausdrückt. Da die Zusage aber erst vor einer Woche erfolgt ist, kann er noch keine genauen Maßnahmen nennen. Engagierte Stadt: Beim Bundeswettbewerb "Engagierte Stadt" konnten Organisationen und Projekte aus Städten zwischen 10 000 und 100 000 Einwohner mitmachen. Der Wettbewerb wurde ausgerufen vom Bundesministerium für Familien, Senioren, Frauen und Jugend sowie sechs Stiftungen. Der Dauner Verein ist einer von 49 Preisträgern, die unter den 273 Bewerbungen ausgewählt wurden. Er musste dabei vor allem zeigen, dass er mit anderen Akteuren vor Ort zusammenarbeitet. Neben dem Fördergeld kann der Verein auch eine Beratung in Anspruch nehmen und an Netzwerktreffen teilnehmen. Sorgende Gemeinschaft: Auch in der Eifel brechen familiäre Strukturen auf: Die Jungen ziehen weg, die Alten leben immer länger, haben aber im Alltag weniger Unterstützung. Der Verein hat in den vergangenen zwei Jahren erfolgreich ein Nachbarschaftshilfe-Modell aufgebaut. Dabei helfen sich die Vereinsmitglieder gegenseitig im Haushalt oder im Garten oder begleiten ältere Bürger zum Arzt oder beim Einkaufen. Um die Frage, wie diese Gemeinschaft von alten und jungen Menschen in Zukunft aussehen kann, ging es auch in der Bewerbung des Vereins. Grundsätzlich versteht er sich als Wissenssammler und -verteiler. Verschiedene Gemeinden haben bereits Interesse signalisiert und wollen zu den ersten sorgenden Gemeinschaften gehören, darunter Mücken, Sarmersbach und Niederstadtfeld. In Gillenfeld hat sich unabhängig vom Verein bereits eine sorgende Gemeinschaft gebildet. Genossenschaft am Pulvermaar: In der Ortsgemeinde Gillenfeld hat sich beispielsweise bereits die erste sorgende Gemeinschaft gebildet. Mit dem Projekt Florinshof (der TV berichtete am 11. August) entwickelt sie ein Projekt des genossenschaftlichen gemeinsamen Wohnens im Alter mit barrierefreien Wohnungen und ambulantem Pflegedienst. Rückgratorganisation: Die einzelnen Dörfer sollen so viel wie möglich eigenständig organisieren. Ein möglichst großer Teil der Arbeit soll vor Ort geleistet werden. Dazu gehört auch, selbst zu erkennen, wo Bedarf besteht. Erst wenn man alleine nicht mehr weiterkommt, soll auf bestehende Netzwerkstrukturen zurückgegriffen werden. Der Verein sieht sich als Anlaufstelle, die zum Beispiel Ansprechpartner vermittelt, aber nicht selbst vor Ort tätig wird. Das Wissen zu verschiedenen Wegen, Ansprechpartnern und Strukturen wird an einem Ort gesammelt und steht somit dem gesamten Netzwerk zur Verfügung. Extra

Der Verein Bürger für Bürger wurde im Juli 2012 gegründet. Damals hatte er 22 Mitglieder. In den vergangenen Jahren ist diese Zahl auf 432 gestiegen. Allein am Gesundheitstag am vergangenen Wochenende seien fünf neue Mitglieder hinzugekommen. Der Verein ist aus dem Wege-Projekt der Verbandsgemeinde Daun hervorgegangen, das seit 2010 Konzepte erarbeitet, mit denen dem demografischen Wandel in der Vulkaneifel begegnet werden kann. Das wichtigste Standbein ist die Nachbarschaftshilfe. Vereinsmitglieder bezahlen für Hilfe in Haushalt oder Garten ein kleines Entgelt. Vereinsmitglieder, die ihnen helfen, erhalten wiederum etwas Geld oder eine Art Gutschrift, die sie einlösen können, wenn sie selbst Hilfe brauchen. Auch in der Flüchtlingshilfe ist der Verein aktiv. So erhalten beispielsweise Flüchtlinge in der Gruppenunterkunft Steineberg eine befristete Mitgliedschaft. So können sie den vom Lions Club angebotenen Fahrservice zu Ämtern oder ins Café Asyl in Anspruch nehmen. Erster Vorsitzender des Vereins ist Gerd Becker. Projektleiter im Rahmen von "Engagierte Stadt" ist Vorstandsmitglied und VG-Bürgermeister Werner Klöckner. cli buerger-daun.de engagierte-stadt.de

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