Ein Warenladen wie aus dem Museum

Touristen lieben in Wallenborn nicht nur den Geysir "Brubbel". Das ehemalige Kaufhaus Jung mit seinem Museumscharakter hat es Nostalgikern mindestens genauso angetan. Nach fast zehn Jahren Stillstand haben die Erben noch keine konkreten Pläne.

 Auch fast zehn Jahre nach der Schließung hat sich am Kaufhaus Jung nichts verändert. Die Zapfsäule vor dem Schaufenster ist in Wallenborn das zweitbeliebteste Fotomotiv für Touristen. TV-Foto: Sybille Schönhofen

Auch fast zehn Jahre nach der Schließung hat sich am Kaufhaus Jung nichts verändert. Die Zapfsäule vor dem Schaufenster ist in Wallenborn das zweitbeliebteste Fotomotiv für Touristen. TV-Foto: Sybille Schönhofen

Wallenborn. (sys) Wer Wallenborn besucht, kann sich plötzlich in einer Zeit wiederfinden, in der es noch die D-Mark gab. Er muss nur einen Blick in das Schaufenster an der Hauptstraße werfen. Spinnen haben ihr Netz über die Eingangstür gewebt, als hätten sie sie vor langer Zeit versiegelt.

Laden war einst eifelweit bekannt



"Kaufhaus Jung" ist in großen Lettern über der breiten Schaufensterverglasung zu lesen. Wie in einen Dornröschenschlaf verzaubert hat sich in dem Gemischtwarenladen aus den 60er Jahren seit Anfang des Jahrtausends nichts verändert. In der Schaufensterauslage liegt noch zusammengefaltet eine staubige Wrangler-Jeans. Ein Überbleibsel, das Symbol für die Blütezeit des einst eifelweit bekannten Ladens ist, der die Hosen aus Amerika schon führte, als noch sehr schwer an sie heranzukommen war.

Nylonstrumpfhosen aus vergangenen Jahrzehnten stehen immer noch in einem Verkaufsständer, Blumen- und Kräutersamen in einem anderen. An dem Dach des Obststandes hängen dreieckig gefaltete braune Papiertüten zum Abreißen an einem Haken.

Die Regale vor der Kasse sind mit Konserven, Garn, Kittelschürzen, Nägeln und Insektenmittel bestückt. Grauschleier, Staub und ausgeblichene Farben zeugen von der verstrichenen Zeit.

Die Einheimischen nehmen das museale Lädchen längst nicht mehr wahr, sagt Ortsbürgermeisterin Madlene Steffes. Aber Touristen drücken die Nasen ans Schaufenster und fotografieren die nostalgische Zapfsäule davor. Es sei das zweitbeliebteste Fotomotiv nach dem Geysir "Brubbel", hat Madlene Steffes festgestellt.

2001 war alles vorbei, erzählt Alexander Jung, der mit seinem Bruder das Geschäft nach dem Tod der Mutter geerbt hat. Eigentlich wurde das Ende des Gemischtwarenladens schon 1998 eingeleitet, als der Vater der heutigen Besitzer den Familienbetrieb nach einem Unfall nicht mehr weiterführen konnte. Was mit dem Haus geschehen wird? Die Brüder Jung wissen es nicht. Alexander Jung, der in Köln lebt, könnte sich vorstellen, darin wieder einen Laden zu eröffnen und zu verpachten. Im Angebot typische Eifelprodukte mit Waren des täglichen Bedarfs, kombiniert mit einem Café.

Das wäre im Sinne der Ortsbürgermeisterin, die sich ein Lebensmittelgeschäft für den Ort wünscht.

Bislang ist nur eines geplant, sagt Alexander Jung. "Weil nicht jeder Sinn für Nostalgie hat, werden wir das Schaufenster demnächst anders gestalten." Konkreter äußert er sich nicht. Nur so viel: "Der Dornröschenschlaf dauert keine weiteren zehn Jahre."

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort