Ein wichtiger Anker für Betroffene

Daun · Im vorigen Jahr hat die Multiple Sklerose (MS)-Selbsthilfegruppe Daun-Gerolstein nach fast 30 Jahren ihre Aktivitäten eingestellt. Jetzt gründen drei Betroffene die Gruppe als "MS-Infokreis Vulkaneifel" neu.

 Alexandra Bumb (links), Sabine Diehl (Zweite von links) und Maria Reicherz (rechts) gründen eine Selbsthilfegruppe und werden begleitet von Marlies Wanninger (Zweite von rechts). TV-Foto: Brigitte Bettscheider

Alexandra Bumb (links), Sabine Diehl (Zweite von links) und Maria Reicherz (rechts) gründen eine Selbsthilfegruppe und werden begleitet von Marlies Wanninger (Zweite von rechts). TV-Foto: Brigitte Bettscheider

Daun. Es sei "die Krankheit der tausend Gesichter", beschreibt Marlies Wanninger die MS. Die Diplom-Sozialpädagogin aus Minheim ist Leiterin der MS-Beratungsstelle Eifel-Mosel. Und sie begleitet die drei Frauen, die im Landkreis Vulkaneifel wieder eine Selbsthilfegruppe ins Leben rufen möchten, nachdem im vorigen Jahr Doris Ebing aus Gerolstein und Gaby Läpple aus Daun-Neunkirchen nach vielen Jahren die Leitung wegen Wohnortswechseln aufgegeben hatten.
Alexandra Bumb (35) aus Darscheid, Sabine Diehl (42) aus Bleckhausen und Maria Reicherz (48) aus Mehren haben MS. Über Therapie und Therapeuten haben sie sich kennengelernt und wollen nun als "starkes Team mit Ideen und Tatendrang" den "MS-Infokreis Vulkaneifel" gründen - "weil wir das Beste aus unserer Situation machen wollen", begründen sie im Gespräch mit dem Trierischen Volksfreund ihre Motivation. Hauptanliegen seien der Austausch miteinander sowie die Information von Betroffenen, Angehörigen, Freunden und anderen Interessierten. Wie zutreffend Marlies Wanningers Wort von den tausend Gesichtern der MS ist, zeigt allein ein Blick auf die Krankengeschichte der drei zukünftigen MS-Gruppen-Leiterinnen. Die Erzieherin und Heilpädagogin Alexandra Bumb hatte vor zwei Jahren einen akuten MS-Schub (ADEM), der sich mit Taubheitsgefühl, Rücken- und Kopfschmerzen ankündigte, in eine Lähmung mündete und der jungen Frau monatelange Aufenthalte in Krankenhaus und Rehabilitationsklinik bescherte. Dass sie vom Rollstuhl an den Stock wechselte, dass sie heute kürzere Strecken ohne Hilfsmittel zurücklegen kann, verdanke sie unter anderem sehr guten und kontinuierlichen Therapien, erzählt sie.
Sabine Diehl wurde 2008 von der Diagnose MS getroffen. Wortfindungs- und Sehstörungen waren die ersten Anzeichen. Seither hatte sie jedes Jahr einen Schub mit neuen Symptomen und Beschwerden an bisher nicht betroffenen Stellen. Äußerlich ist ihr nichts anzumerken.
Bei Maria Reicherz war die Diagnose MS vor zehn Jahren gestellt worden. Die Verkäuferin ist verheiratet und hat zwei Kinder. Bis 2007 gehörte sie dem Lauftreff Mehren an. Der bisher schwerste MS-Schub traf sie mitten in der Vorbereitung auf ihren ersten Marathonlauf. Nun ist sie auf Rollstuhl, Rollator oder Stock angewiesen, und in Rente.
Dass die drei Frauen den MS-Infokreis unter der Schirmherrschaft von Landrat Heinz Onnertz gründen, findet Marlies Wanninger "super". Die Selbsthilfegruppen seien ein wichtiger Anker, um Betroffene vor der Isolation zu bewahren. MS-Erkrankte, die regelmäßig an den Treffen teilnähmen, seien mündigere Patienten, betont sie. bb
Am Samstag, 27. August, findet um 15 Uhr bei Kaffee und Kuchen ein Kennenlerntreffen auf der Berlinger Mühle statt. Das MS-Infokreis-Team freut sich über viel Resonanz von Betroffenen, Angehörigen, Freunden und anderen Interessierten. Am Donnerstag, 1. September, ist von 15 bis 17 Uhr das erste Treffen im Multifunktionsraum der Station 4 des Maria-Hilf-Krankenhauses in Daun. Kontakt: Alexandra Bumb, Telefon 06592/980650, Sabine Diehl, Telefon 06572/929419, oder Maria Reicherz, Telefon 06592/7594. Multiple Sklerose (MS) ist eine chronisch-entzündliche Erkrankung des zentralen Nervensystems, deren Ursache nicht geklärt ist. Die Krankheit ist nicht heilbar, der Verlauf aber oft durch Maßnahmen günstig beeinflussbar. Die Zahl der Erkrankten in Rheinland-Pfalz liegt bei etwa 5000, für die die Deutsche Multiple Sklerose Gesellschaft (DMSG) fünf Beratungsstellen unterhält und 60 Selbsthilfegruppen betreut - elf davon im Raum Eifel-Mosel. Für die Gruppen ist Marlies Wanninger (Telefon 06507/5826) zuständig.

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