Soziales „Nur normale Spatzen“

Ein Brief, zeigt die gelebte Wirklichkeit und gibt Hoffnung: „Vor über einer Dekade haben wir uns, damals noch in wilder Ehe zusammenlebend, in einem kleinen Dorf in der Verbandsgemeinde Gerolstein ein Häuschen gekauft.

Die ersten Kontakte waren schnell geknüpft (wohl auch auf Grund der Neugier einzelner „Alteingesessener“ wie wir später erfahren haben, denn „ett iss jo nit normal, datt zwoo Männer zusamme wonne“). Den Exotenstatus haben wir allerdings sehr zügig verloren, denn wenn man(n) im Rahmen der Möglichkeiten am sozialen Leben im Ort teilnimmt, zu Feiern einlädt und eingeladen wird, ist schnell klar, dass die vermeintlichen Paradiesvögel eben doch wohl nur „normale Spatzen“ sind.

Wir wurden und werden von der Dorfgemeinschaft freundlich behandelt, uns schlagen in gleicher Weise Hilfsbereitschaft und Solidarität entgegen wie jedem anderen, der das möchte und sich am Gemeinschaftsgeschehen beteiligt, auch. Niemals kam es mit den anfangs neugierigen Alteingesessenen zu unschönen oder gar offenen homophoben Situationen; im Gegenteil. Bei unserer Eheschließung stand das ganze Dorf Gewehr bei Fuß.

Lediglich einmal in all den Jahren ergab sich, dass ein seinerzeit neu Hinzugezogener uns mit homophoben, sehr konservativen Äußerungen konfrontierte. Abgedroschene, ewig gestrige Ansichten (Homosexuelle sollten nicht heiraten, keine Kinder adoptieren dürfen usw.) wurden uns im einem nicht enden wollenden Schwall kleingeistiger Ergüsse an den Kopf geworfen. Offensichtlich hatte der Gute zu tief ins Glas geschaut, denn am nächsten Tag schickte er seine bessere Hälfte vor, um „gut Wetter“ zu machen. Zwecklos, gutes Wetter herrscht bis heute nicht. Es ist einfach nur mühselig, anstrengend und nicht zielführend, mit „rechts außen und dunkelbraun“ sachlich diskutieren zu wollen, geschweige denn auf einen Nenner zu kommen.

Kurz: Von diesem Ausrutscher abgesehen sind unsere persönlichen Erfahrungen durchweg positiv – wir leben gerne hier und möchten hier alt werden.“

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