Ein zuckerkrustiges Vergnügen

Zum Karneval gehört der süße Ballen wie Konfetti, Narrenkappe, Luftschlangen und Orden. Karnevalszeit ist Berliner-Zeit, und die Dauner Landbrotbäckerei, die heute wohl der größte Produzent der süßen Verführung in Deutschland ist, hat dementsprechend Arbeit satt in den Wochen der fünften Jahreszeit.

Daun. Richtig brütend warm ist es in den Produktionshallen und es duftet nach süßer Konfitüre und Erdnüssen. Hier auf drei Produktionstraßen wird von einigen Bäckern und von vielen fleißigen Mitarbeiterinnen der beliebte "Berliner" hergestellt, der im Karneval bei manchen ja zum "Grundnahrungsmittel" gehört. 70 Gramm wiegt die süße Verführung und hat es mit 226 Kalorien ganz schön in sich.

Ob Aprikosen-, Mehrfruchtmarmelade oder Eierlikör in ihm stecken, ist egal - der leckere Proppen aus Fett, Mehl und Frischei, Wasser, Zucker und etwas Salz, gebacken in Erdnussfett, kommt immer an.

Von September bis April werden im Dauner Werk Berliner gebacken, die Hauptzeit ist natürlich die Zeit um den Karneval. "Momentan geht es hier richtig ab, jetzt ist ja Saison dafür. So viele Berliner wie jetzt haben wir noch nie produziert", sagt Josef Lenarz, Abteilungsleiter Siedegebäck.

Das hat auch einen logistischen Grund. Seit Mitte dieses Jahres hat die Dauner Landbrotbäckerei einen neuen Besitzer. Die Ostendorf Beteiligungsgesellschaft GmbH & Co. KG aus Oldenburg hat den Betrieb für zunächst fünf Jahre gepachtet und lässt in Daun wegen der guten Qualität die Berliner für all ihre Kunden in Deutschland backen. Das schafft Arbeitsplätze und Arbeit für die Dauner Bäcker. "Wir haben dadurch jetzt ein Riesenvertriebsgebiet. Das hat uns viel Arbeit gebracht. Die Berliner waren ja schon immer unsere ,Rosinchen'. Seit zwei Wochen haben wir eine Spitzenauslastung und fertigen zwischen 360 000 und jetzt sogar 430 000 Berliner täglich. Nach Aschermittwoch fällt das aber radikal wieder auf Normalniveau herunter", erzählt Betriebsleiter Josef Grewe. In der Hauptproduktionszeit braucht die Firma deshalb mehr Leute, doch die Suche danach war ernüchternd. "15 Leute haben wir gesucht, nur vier haben sich beworben. Zwei sind schon wieder weg, weil ihnen die Arbeit zu schwer war. Früher hatten wir sofort viele Anmeldungen von Helfern. Die fehlenden Mitarbeiter mussten wir uns jetzt durch Zeitarbeitsfirmen besorgen", berichtet Grewe. Die Bäckerei hat zurzeit, da in drei Schichten rund um die Uhr gearbeitet wird, 35 Mitarbeiter mehr als der Stamm von 86 fest Angestellten.

Über 400 000 Berliner am Tag, das geht nicht ohne eine ausgeklügelte Logistik und spezielle Maschinen. Zuerst wird der Teig von Maschinen geknetet, dann in Portionen geteilt. Nach weiteren Stationen geht es in den Gärraum, dann wird den Hefeballen sieben Minuten richtig in Erdnussfett eingeheizt.

"Jetzt werden sie zweimal gewendet und bekommen dann von einer Maschine ihre süße Frucht eingespritzt", erklärt Berlinerbäcker Josef Lenarz. Mehrere Tonnen Marmelade werden momentan täglich verarbeitet. Die fertigen Berliner werden in Kartons eingepackt und danach mit einem Hauch "süßen Schnee" überzogen. Nach dem Verpacken geht es auf die Reise zu den hungrigen Kunden.

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