Eine Geschichte mit vielen Themen

Im Beisein des Regisseurs Harald Siebler zeigte der Kinopalast Vulkaneifel Schülern, Lehrern und Eltern des Thomas-Morus-Gymnasiums (TMG) sowie Vertretern der Stadt Daun den Film "GG 19". Sein Thema sind die 19 Grundrechte. Eine Episode war im Januar vergangenen Jahres am TMG verfilmt worden.

 Regisseur Harald Siebler (Zweiter von links) sprach nach dem Film „GG19“ mit Stadtbürgermeister Wolfgang Jenssen (Dritter von links) und mit Beteiligten des TMG: Nico Nettelmann (links), Michelle Junk und Schulleiter Hans Rößler (rechts). TV-Foto: Brigitte Bettscheider

Regisseur Harald Siebler (Zweiter von links) sprach nach dem Film „GG19“ mit Stadtbürgermeister Wolfgang Jenssen (Dritter von links) und mit Beteiligten des TMG: Nico Nettelmann (links), Michelle Junk und Schulleiter Hans Rößler (rechts). TV-Foto: Brigitte Bettscheider

Daun. (bb) "Der Film ist fertig und hat Beine", sagte zu Beginn Regisseur, Produzent und Ideengeber Harald Siebler mit Blick auf die vor einem Monat begonnene Tournee. Der Filme gewinne an Fahrt, er bekomme immer mehr Zuschauer, vor allem durch Mund-zu-Mund-Propaganda. Kritiker stampften den Film in Grund und Boden, oder sie lobten ihn über die Maßen, berichtete Siebler. "Es gibt kaum Mittelmaß in der Kritik", sagte er und lud zur 149-minütigen Reise durch Deutschland ein. Die beginnt mit einer Imbissbudenschließung in Hamburg und endet mit einer Postbotenfahrradfahrt durch Schwäbisch Hall. Die in Daun gedrehte Episode (der TV berichtete) ist von Artikel sieben des Grundgesetzes inspiriert: "Das gesamte Schulwesen steht unter der Aufsicht des Staates..."Wie verfilmt man das Grundgesetz?

Hintergrund des Film- und Kulturprojekts ist die Beschäftigung mit der Demokratie. Aber wie verfilmt man das Grundgesetz? Und zwar nicht abstrakt belehrend oder blank illustrierend, nicht Gesetze paragraphen-trocken ausbreitend, sondern Fragen aufwerfend und zum Nachdenken anregend. Harald Sieblers Antwort heißt "GG19", ein Film mit vielen Themen und mit Ortswechseln nach spätestens zehn Minuten. Der Film nimmt den Zuschauer mit durch den Instanzenweg eines Klägers, in das Unfallauto einer Asylantin, in die Wohnung einer drogensüchtigen Mutter. Er zeigt drastisch oder drängend, wie sich ein Polizist fühlen mag, der einen Obdachlosen abtastet; wie es einem Petitionsbeauftragten ergehen mag, von dem niemand was will; wie fassungslos ein Vater sein kann, dessen Tochter in ein Kloster eintreten will; wie Schüler reagieren können, wenn ihre muslimische, Kopftuch tragende Lehrerin ihnen im Unterricht Lessings Ringparabel vorstellt. In einer der stärksten Szene geht es um die Würde des Menschen: Was man zunächst lediglich für einen Überfall auf einen Familienvater hält, entpuppt sich schließlich als Extremidee einer Fernsehshow mit einem ahnungslosen Hauptdarsteller. Dass dessen Würde selbst dann gewahrt bleibt, als ihm das Blut zwischen den Zähnen steht, weil er sich aus Angst auf die Zunge gebissen hat, und als er vor Entsetzen die Kontrolle über seine Blase verliert, ist für den Film oberstes Gebot - auch in allen anderen Episoden.Für die am TMG gedrehte Szene hatte die Stadt Daun die Patenschaft übernommen. Stadtbürgermeister Wolfgang Jenssen verhehlt seinen Stolz über die Mitwirkung "seiner" Stadt nicht. "Schule und Stadt waren von dem Filmteam seinerzeit für ihr Engagement hoch gelobt worden", erinnert er sich im Gespräch mit dem Trierischen Volksfreund.Franziskus Wendels zog im Hintergrund die Drähte

Die Vermittlung Dauns an Harald Siebler sei auf Initiative des Künstlers Franziskus Wendels zu Stande gekommen. "Mein Favorit ist natürlich die TMG-Episode", sagt Jenssen. "Nicht so gut gefallen hat mir die allzu negative Betrachtung der Behörden." Regisseur Siebler sagt dem TV, dass der Film hohe Ansprüche an den Zuschauer stelle. Die wichtigste Botschaft von "GG19" sei die klare Absage an die Abwertung von Menschen.Zu den 18 Schülern des TMG, mit denen der Beitrag "07 Bildung" gedreht worden war, gehören Nico Nettelmann aus Dreis-Brück und Michelle Junk aus Daun. Die beiden Zwölftklässler sind sich einig: "Ein sehr interessanter, sehr guter Film!", erklären sie im TV-Gespräch. Nico Nettelmann findet es nicht schlimm, dass auch schockierende Szenen vorkommen. "Gerade die regen zum Nachdenken an", meint er. Michelle Junk, die im Film einen Satz sagt und am Ende der Szene mit einem peinlich berührten Gesichtsausdruck in Nahaufnahme gezeigt wird, ist von der Umsetzung des Artikels 18 am Anfang des Films enttäuscht. "Aber die anderen Artikel sind sehr gut herausgearbeitet", findet sie.Zum Film ist ein gleichnamiges Buch von Uwe Wesel und Harald Siebler erschienen (Gerstenberg-Verlag, 144 Seiten, 12,90 Euro). Weitere Informationen zum Film: www.gg19.de

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